Szenenbild aus Busifans Animationsabenteuer "The Storm"

Busifan [Interview]

Der chinesische Animationsfilm The Storm erzählt die Geschichte von Daguzi, der eines Tages einen Jungen am Fluss findet, diesen mit zu sich nach Hause nimmt und wie seinen eigenen Sohn aufzieht. Doch getrieben von finanziellen Sorgen landen die beiden irgendwann an einer Bucht, wo sie ein seltsames Schiff finden. Wir haben Regisseur Zhigang Yang, auch bekannt unter seinem Künstlernamen Busifan, in Annecy zum Interview getroffen.

Könntest du uns etwas über die Entstehungsgeschichte von The Storm verraten?

Nach meinem letzten Film Dahufa hatte ich etwas komplett Neues machen wollen. Es sollte stärker in eine Märchenrichtung gehen, vielleicht inspiriert von der chinesischen Mythologie, und ein größeres Publikum ansprechen.

Bei The Storm verwendet ihr eine Optik, die sich von der derzeit gängigen unterscheidet. Weshalb habt ihr euch dafür entschieden?

Die Animationsszene in China verändert sich derzeit sehr stark. Wir haben uns lange an Filmen aus dem Westen und aus Japan orientiert. Inzwischen wollen viele aber etwas Eigenes erschaffen, anstatt nur zu schauen, was andere machen. The Storm war unser Versuch, etwas wirklich Neues zu schaffen. Gerade der Einsatz der Tinte half uns dabei, dass der Film eine eigene Optik hat.

Wie schwierig ist es derzeit, in China einen Animationsfilm zu produzieren?

Es ist schon ziemlich schwierig. Wenn du ein gewisses Niveau erreichen willst, dann brauchst du ein ordentliches Budget. Und das ist nicht einfach, wenn du eine Original-Geschichte erzählen willst. Aber das ist ein Problem, das du überall hast, nicht nur in China. Wenn du ein Publikum dazu bringen willst, sich deinen Film anzuschauen, dann musst du einiges investieren, da ein Animationsfilm immer auch mit Live-Action-Filmen und anderen Unterhaltungsformen konkurrieren muss. Hinzu kommt das Problem, dass Animationsfilme oft als reine Kinderfilme angesehen werden. Wenn du also eine Original-Geschichte erzählen willst, die auch noch etwas komplexer ist, dann stößt du schnell an deine Grenzen. Da brauchst du schon ein Durchhaltevermögen, damit du ans Ziel kommst. Als wir mit The Storm angefangen haben, waren wir gerade einmal sechs Leute. Am Ende waren wir dann 30, was für einen Animationsfilm aber immer noch wenig ist.

Du hast davon gesprochen, dass chinesische Animationsfilme sich oft an solchen aus dem Westen bzw. Japan orientieren. Welche Filme haben dich inspiriert?

Das ist schwer zu sagen. Es gibt so viele großartige Animationsfilme, da weiß ich nicht, welche mich am meisten inspiriert haben. Ich glaube aber, dass die Comics von Tim & Struppi einen großen Einfluss auf mich hatten. Es gibt da einen Band, in dem Tim in China ist. Als ich den gelesen habe, fühlte sich das gleichzeitig bekannt und fremd an, weil das alles durch die Augen von jemandem erzählt wurde, der weit entfernt lebt. Natürlich habe ich mir aber auch viele Animationsfilme aus den USA und Japan angeschaut. Bei den US-Titeln sind es beispielsweise die Actionszenen, die mich inspiriert haben, also wie die Figuren sich bewegen. Bei japanischen Titeln hat mich immer beeindruckt, wie vielfältig sie sind. Du hast dort wirklich alle Genres, manche Geschichten sind richtig philosophisch. Jetzt versuche ich, eine Balance aus all dem zu schaffen, was ich im Laufe der Jahre gesehen habe.

Du sprichst in deinem Film eine Reihe von Themen an. Welche Erkenntnis erhoffst du dir für dein Publikum?

Mir geht es weniger darum, dass das Publikum etwas durch den Film lernt. Ich will es lieber bewegen. Die Geschichte von The Storm handelt von diesem Jungen. Kinder sind einfach und rein und wollen auch einfache Dinge. Erwachsene ticken da anders und wollen mehr, sind vielleicht sogar gierig. Mantou bleibt sich den ganzen Film über treu und will eigentlich nur mit seinem Vater sein. Der Junge wird zu einem Spiegel der Erwachsenen. Das Bild des Sturms habe ich aus meiner eigenen Kindheit bewahrt. Wo ich aufgewachsen bin, gab es immer wieder Stürme. Und wenn die aufkamen, wurde die zerstörte Natur wieder zurückgebracht, so als ob alles wieder an den ursprünglichen Ort zurückkehrte.

Vielen Dank für das Interview!



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