The Prosecutor
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The Prosecutor

The Prosecutor
„The Prosecutor“ // Deutschland-Start: 19. Juni 2025 (Kino)

Inhalt/Kritik

Nachdem er bei einem Einsatz einen Unfall erleidet und später im Gerichtssaal mitanschauen muss, wie der Gerechtigkeit nicht immer Genüge getan wird, quittiert Fok Chi-Ho (Donnie Yen) seinen Dienst als Polizist und beginnt ein Jurastudium. Sieben Jahre später übernimmt er seinen ersten Fall als Staatsanwalt. Im Laufe der Verhandlungen stößt Fok auf Ungereimtheiten, die weit über den konkreten Fall hinausgehen. Fok stellt nicht nur seine Karriere, sondern auch seine körperliche Unversehrtheit aufs Spiel, um die Wahrheit ans Licht zu bringen …

Action wie im Videospiel

The Prosecutor basiert auf wahren Begebenheiten. Vielleicht hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass so etwas völlig unerheblich für die Bewertung eines Filmes ist. Zu oft dient der Hinweis lediglich als werbeträchtiger Aufkleber, der Authentizität suggerieren oder misslungenere Passagen entschuldigen soll. Es wird hier auch nur deshalb erwähnt, weil diese Information dem Zuschauer interessanterweise lediglich in den deutschen Untertiteln der Originalfassung mitgeteilt wird; die englischen sparen sie aus. Ob es sich dabei um ein Versehen oder eine bewusste Entscheidung handelt, lässt sich hier nicht feststellen. Es darf allerdings nicht unterschlagen werden, dass es sich dabei lediglich um die Untertitel des Pressescreeners handelt. Im Kino wird es wohl andere geben, sofern der Film nicht synchronisiert wurde, und sei es nur um die Tippfehler auszumerzen.

Nach kurzem Vorgeplänkel erleben wir in The Prosecutor bereits die erste Actionszene. Der Kampf zwischen Polizisten und Bösewichten mutet ein wenig wie eine Videospiel-Cutscene beziehungsweise hektisches Gameplay an; durch cleveres Editing wird noch dazu weitgehend der Eindruck vermittelt, es handele sich dabei um eine Plansequenz. Die Inszenierung wirkt hier und da ein wenig zu künstlich, als Einstieg in die Handlung des Films erfüllt sie aber absolut ihren Zweck.

Viel Gerichtsdrama

Danach schaltet The Prosecutor erst einmal ein paar Gänge zurück. Die Handlung wird in den Gerichtssaal und später Ermittlungsbüros verlagert. Der Film changiert zwischen Justizthriller und politischem Krimi, ohne diesem Mix ganz gerecht werden zu können. Die Action geht dabei für längere Zeit unter. Vielleicht vier größere Kampfszenen gibt es während den fast zwei Stunden Laufzeit. Diese sind zugegebenermaßen alle super (lediglich die erste weist wie oben erwähnt eine etwas suboptimale Inszenierung auf), gerade die letzte stellt ein ziemlich würdiges Finale dar. Die Vorbilder sind klar erkennbar, es handelt sich jedoch nie um bloße Kopien. Das Problem mit den Actionszenen ist, dass sie prozentual einfach zu wenig Raum einnehmen oder anders gesagt: Das Gerichtsdrama nimmt viel zu viel Raum ein. Ein Film, der zu 85% aus Gerichtsdrama und zu 15% aus Action besteht, kann sicher funktionieren, wird das aber kaum, wenn die Verhandlungsszenen schlicht nicht spannend genug sind.

Ein grundsätzliches Problem liegt darin, dass The Prosecutor die Mechanismen des Gerichtsdramas nicht überzeugend beherrscht. Weder die juristischen Auseinandersetzungen noch die moralischen Konflikte entfalten jene Sogwirkung, die dieses Genre im Idealfall auszeichnet. Zwar werden Motive wie Korruption, Druck von oben und institutionelle Gewalt angedeutet, doch bleibt vieles an der Oberfläche, zu schematisch erzählt. Zudem nimmt sich der Film in dieser Hinsicht viel zu ernst. Die Leichtherzigkeit der Kampfszenen hätte ihm auch hier gut getan: Eine Massenschlägerei im Gerichtssaal hätte nicht zu dem ernsten Ton gepasst, aber – entsprechend inszeniert – unglaublich gut funktionieren können.

Keine Zwischentöne

Die Nebenfiguren wirken blass und scheinbar paradoxerweise gleichzeitig klar gezeichnet. Es gibt keine undurchsichtigen Charaktere, jeder einzelne ist ganz eindeutig gut oder böse, Zwischentöne gibt es nicht. Darüber hinaus macht der Film auf plakative Weise zusätzlich klar, wer die Guten und die Bösen sind. Darunter leider auch das Pacing, der Film hätte gut eine Viertelstunde kürzer sein können. Dass The Prosecutor in seinen besten Momenten großes Actionkino liefert, spricht ganz klar für ihn, aber als Ganzes wirkt er wie ein Film, der am Versuch scheitert, zwei miteinander zu vereinbaren, und dadurch beinahe in unausgegorenes Mittelmaß abrutscht.



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The Prosecutor
Fazit
In "The Prosecutor" beweist der Hauptdarsteller, dass er immer noch in Bestform ist. Die Actionszenen machen viel Spaß, nehmen aber zu wenig Raum ein. Der Film um sie herum kann nicht mit ihnen mithalten. Figurenzeichnung und Dramaturgie bleiben über weite Strecken eindimensional, Spannung entsteht im Gerichtssaal nur selten. Fans des Hauptdarstellers können bedenkenlos ins Kino, alle anderen können darauf warten, bis der Film fürs Heimkino verfügbar wird.
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