The Great Arch L’inconnu de la Grande Arche
 © 2025 AGAT FILMS, LE PACTE, Julien Panie

The Great Arch

Inhalt / Kritik

1982 startet der französische Premierminister François Mitterand (Michael Fau) einen Wettbewerb für ein Monument in der Hauptstadt Frankreichs anlässlich des 200. Jahrestages der Französischen Revolution. Die Wahl fällt überraschend auf den eher unbekannten dänischen Architekten Otto von Spreckelsen (Claes Bang), der bislang nur vier Kirchen und sein eigenes Zuhause entworfen hat. Ihm an die Seite gestellt wird der Bürokrat Jean-Louis Subilon (Xavier Dolan), der zwischen dem Architekten und dem Premierminister zu vermitteln versucht. Obwohl von Spreckelsen eine negative Meinung zu französischen Architekten hat, ernennt er Paul Andreu (Swann Arlaud), dessen Design für den Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle er sehr bewundert. Dennoch sind auf der Baustelle des riesigen Kubus oder der „Arche“, wie Andrau das Bauwerk nennt, Streitereien und Meinungsverschiedenheiten an der Tagesordnung. Von der Glasfront bis hin zur Wahl des Marmors sieht sich von Spreckelsen immer wieder in der Position, dass er sich und seinen Entwurf verteidigen muss, was ihm mit der Zeit zuwider wird. Während der Architekt sich immer weiter isoliert und für seine Vision kämpft, verändert sich das politische Klima Frankreichs, was das Projekt in Gefahr bringt.

Ein moderner Triumphbogen

The Great Arch ist der neue Film des französischen Regisseurs Stéphane Demoustier. Das Drama, das aktuell auf den Filmfestspielen von Cannes zu sehen ist, basiert auf einem Roman Laurence Cossés, in dessen Zentrum das Bauwerk La Grande Arche im Pariser Viertel La Défense und dessen Architekt steht. Im Kontext aktueller Filme wie beispielsweise Brady Corbets Der Brutalist oder Francis Ford Coppolas Megalopolis ist The Great Arch erneut eine Geschichte über die schwierige Verbindung von Kunst und Politik. Demoustier gelingt zum einen das Porträt eines Künstlers, der seine Prinzipien nicht im Dienste einer politischen Agenda aufgeben will, und darüber hinaus ein Film über die Frage nach der Aktualität der Werte der Französischen Revolution, die sich in La Grande Arche widerspiegeln sollen.

Dabei fängt alles vergleichsweise harmonisch an in The Great Arch. Um dem Premierminister von seinem Entwurf nochmals zu überzeugen, betreten von Spreckelsen und Mitterand eine belebte Straße vor dem Arc de Triomphe um die Perspektive nachzuempfinden, die ein Betrachter haben wird, wenn der Kubus einmal fertiggestellt ist. Subilon moniert die Kosten für dieses Unterfangen, die den Nutzen niemals rechtfertigen würden, doch das will der dänische Architekt nicht hören. Ein „Treffpunkt für die Menschheit“ soll dort in weiter Ferne entstehen, versucht er immer wieder zu erklären, doch der Vision stehen neben den bürokratischen Hürden auch finanzielle im Weg.

Die Dramaturgie von The Great Arch beruht auf der Frage, ob die Vision tatsächlich gelingt und umgesetzt werden kann oder ob es Zugeständnisse geben wird, welche den Entwurf und damit dessen Intention gar verwässern. Das Miteinander oder vielmehr die Brüderlichkeit, für die der Kubus stehen soll, fühlt man nur an wenigen Stellen, denn Konflikte, Wutausbrüche und Intrigen definieren die Zusammenarbeit in von Spreckelsens Teams und später auch die Beziehung zu seiner Frau Liv (gespielt von Sidse Babett Knudsen).

Architektur und Politik

In dem Projekt treffen künstlerische Vision, politische Agenda und schließlich persönliche Eitelkeit aufeinander. Claes Bang spielt von Spreckelsens als einen kompromisslosen Künstler, dessen eigene Intention sich einer anderen unterzuordnen hat. Xavier Dolan und Swann Arlaud stellen Figuren dar, die einerseits der Welt der Politik entspringen und andererseits eher praktisch und funktional an ein solches Projekt herangehen. Wir werden Zeuge von vielen erhitzt geführten Meetings sowie den Alleingängen von Spreckelsens, der beschließt, seine Vision mit allen Mitteln zu verteidigen. Eine besonders eindrucksvolle Sequenz zeigt den Dänen auf einem Steinbruch in Italien, auf dem der Carrara-Marmor abgebaut wird. Wir bekommen einen Eindruck von diesem immensen Unterfangen, von der Größe der Vision und von dem „Altar“, den der Architekt schaffen will. Doch zu diesem Zeitpunkt glaubt daran niemand mehr so richtig. Oder zumindest meint er das.



(Anzeige)

The Great Arch
fazit
„The Great Arch“ ist ein Drama über den Architekten hinter dem Pariser La Grande Arch. Stéphane Demoustier inszeniert den Kampf eines Menschen um seine künstlerische Vision und wie durch politische Machtspiele und Intrigen droht, verfälscht zu werden.
Leserwertung0 Bewertungen
0
7
von 10