SIMON RATTLE - Vom Glück des Dirigierens
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Simon Rattle – Vom Glück des Dirigierens

SIMON RATTLE - Vom Glück des Dirigierens
„SIMON RATTLE – Vom Glück des Dirigierens“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt/Kritik

Simon Rattle zählt zu den bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit. Der 1955 geborene Brite prägte die klassische Musikszene über Jahrzehnte hinweg. Internationale Bekanntheit erlangte er als langjähriger Chefdirigent des City of Birmingham Symphony Orchestra; 2002 übernahm er die Leitung der Berliner Philharmoniker ein Amt, das er bis 2018 innehatte und in dem er neue künstlerische Maßstäbe setzte. Seit 2023 leitet er das Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks. Rattle ist bekannt für seine Offenheit gegenüber unterschiedlichsten Musikstilen, seine Leidenschaft für zeitgenössische Kompositionen und seine Fähigkeit, musikalische Komplexität zugänglich zu machen. Sein Engagement für Nachwuchsförderung und Musikvermittlung spiegelt sich in zahlreichen Projekten wider.

Wer allerdings erwartet, dass Simon Rattle – Vom Glück des Dirigierens all diese Stationen und Hintergründe umfassend aufarbeitet, sollte sich auf eine Enttäuschung gefasst machen. Die Dokumentation implementiert zwar hier und da skizzenhaft biografische Eckpunkte, bleibt aber insgesamt eher fragmentarisch, wenn es um die Lebensgeschichte oder eine genauere Einordnung von Rattles Karriere geht. Stattdessen scheint sich der Film vornehmlich an ein Publikum zu richten, das mit dem Maestro und seinem Werk bereits vertraut ist, setzt dieses Vorwissen quasi stillschweigend voraus. Die Kamera begleitet Rattle bei Proben, Gesprächen und Aufführungen, Regisseur Benedikt Schulte verzichtet jedoch darauf, alles zu erklären oder zu kommentieren. Das mag die Doku für Kenner reizvoll machen, könnte aber weniger eingeweihte Zuschauer mit offenen Fragen zurücklassen.

Mehr Kunst als Künstler

Ein möglicher Grund für diese Nähe zum Thema liegt wohl in der Perspektive des Regisseurs selbst: Schulte ist mit Simon Rattle und dessen Arbeit deutlich vertrauter als der Durchschnittszuschauer. Bereits im vergangenen Jahr begleitete er den Dirigenten in der Dokumentation Sir Simon Rattle und die Gurre-Lieder – Hinter den Kulissen der Isarphilharmonie. Diese vorangegangene Zusammenarbeit könnte erklären, warum Vom Glück des Dirigierens weniger als klassische Künstlerbiografie angelegt ist, sondern vielmehr als ein persönlicher Einblick in die Arbeitsweise und das künstlerische Umfeld Rattles. Für Schulte steht offenkundig der Moment der Musik, der kreative Prozess im weniger die Vermittlung eines breiten Überblicks über Leben und Werk. Fairerweise wird das ja bereits im Titel angedeutet, obgleich dieser erst während oder nach der Sichtung richtig verstanden werden kann.

Mit einer Laufzeit von gerade einmal 53 Minuten bietet Simon Rattle – Vom Glück des Dirigierens ohnehin nicht den Raum, um Rattles Leben und Karriere in all ihren Facetten ausführlich zu beleuchten. Dafür kommen Kollegen, Musiker und Sänger zu Wort, um von der Zusammenarbeit mit Rattle zu erzählen. Die Dokumentation zeichnet das Bild eines Dirigenten, der gleichermaßen die Tradition wahrt, die Gegenwart gestaltet und die nächste Generation inspiriert und unterstützt.



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Simon Rattle – Vom Glück des Dirigierens
Fazit
Wer bereits ein gewisses Vorwissen mitbringt, wird die nahen Momente in "SIMON RATTLE - Vom Glück des Dirigierens" wohl schätzen. Wer auf eine umfassende Biografie oder genauere Einordnung hofft, bleibt eher außen vor.
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