On Swift Horses
© Leonine

On Swift Horses

On Swift Horses
„On Swift Horses“ // Deutschland-Start: 29. Mai 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Muriels (Daisy Edgar-Jones) Verlobter Lee (Will Poulter) kann es kaum erwarten, sie zu heiraten. Als sein Bruder Julius (Jacob Elordi) das Paar im ländlichen Kansas besucht, macht Lee ihr wieder einen Antrag – und sie willigt nun ein. Dabei hat ihr der attraktive, selbstbewusste Julius gerade den Kopf verdreht. Als Lee seinen Militärdienst im Koreakrieg der 1950er Jahre beendet hat, ziehen Muriel und er nach Kalifornien, arbeiten beide. Muriel geht heimlich zu Pferderennen, wo sie mit Wetten viel Geld verdient. Sie schickt Julius Geld für eine Fahrkarte, sehnt sich nach ihm. Doch Julius geht lieber nach Las Vegas, arbeitet in einem Casino und verliebt sich in Henry (Diego Calva). Lees Traum von einem Eigenheim geht in Erfüllung. Muriel vergnügt sich hinter Lees Rücken mit ihrer Geliebten Sandra (Sasha Calle). Eines Tages kreuzt Julius überraschend auf.

Unerlaubtes Streben nach Glück

Die drei Hauptcharaktere dieser in den USA der 1950er Jahre angesiedelten Geschichte glauben an das Versprechen des amerikanischen Traums. Doch die konservative gesellschaftliche Moral weist die individuelle Selbstverwirklichung in feste Bahnen. Lee und Muriel wollen sich etwas aufbauen, ziehen von Kansas nach Kalifornien. Lee versteht unter dem Streben nach Glück eine liebende Frau, ein eigenes Haus, Kinder. Damit liegt er im Einklang mit der gesellschaftlichen Norm, doch das Zimmer mit der bunten Kindertapete bleibt im Eigenheim im Wartestand. Das von Regisseur Daniel Minahan (Deadwood – Der Film) inszenierte Drama erzählt nämlich auch von Menschen, die aus den engen Konventionen ausbrechen. Es basiert auf dem gleichnamigen Roman von Shannon Pufahl.

Muriel fühlt sich in der Neubausiedlung so eingeengt wie überhaupt in der Ehe mit dem braven Lee. Sie sucht das Abenteuer und das Risiko. Dass sie bei Pferdewetten fünfstellige Summen gewinnt, sagt sie ihrem Mann gar nicht erst. Wer weiß, wozu sie das Geld noch brauchen wird – hinter dem Wandspiegel ist es gut aufgehoben. Die Ehe verschafft ihr den Deckmantel der Wohlanständigkeit, unter dem sie eine verbotene erotische Beziehung ausprobieren kann. Homosexualität ist strafbar, auch Julius und Henry lieben sich in Las Vegas nur heimlich. Die Neigungen und Wünsche Lees, Muriels und Julius’ streben immer mehr auseinander.

Reizvolle Eleganz und Spannung

Eine reizvolle Spannung durchströmt die epische Inszenierung, die sich Zeit nimmt, in die Ära und den Alltag der Charaktere einzutauchen. Mit Muriels Verliebtheit in Julius scheint ihrer Ehe von Anfang an das Scheitern eingeimpft. Will Poulter hat unter den drei Hauptfiguren als biederer Lee die kleinste Rolle, die er aber sehr glaubwürdig spielt. Den Charmeur Julius spielt Jacob Elordi als rastlosen, unzuverlässigen Menschen, der vom Pech verfolgt scheint. Das Glück mit Henry möchte er gern in feste Bahnen lenken, doch der Mexikaner will sich nicht auf legalen Gelderwerb beschränken.

Die meiste Zeit über erzählt der Film in parallel geschnittenen Szenen, wie es Muriel und Julius getrennt voneinander ergeht. Die kraftvollste Figur ist die von Daisy Edgar-Jones mit zielstrebiger Abenteuerlust und Lebenshunger ausgestattete Muriel. Wenn sie zu den Pferderennen geht, zieht sie sich schick an. Sie trägt zu den eleganten Kostümen ganz im Stil der 1950er Jahre auch Hütchen oder dünne Handschuhe. Das mondäne Leben zieht sie stärker an als das Eigenheim und zu ihrer Horizonterweiterung gehört neben einer lesbischen Beziehung auch der Besuch eines Treffpunkts der queeren Szene. Obwohl es viel um Erotik geht, kommt der Film den einzelnen Charakteren nicht sonderlich nahe. So fehlt diesem Drama der leidenschaftliche Sog, das große Gefühl. Damit bietet es zwar gute Unterhaltung, ohne einen jedoch regelrecht in Bann zu schlagen oder gar aufzuwühlen.



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On Swift Horses
fazit
Die episch bedächtige, aber durchaus spannende Verfilmung des gleichnamigen Romans von Shannon Pufahl taucht in die konservative amerikanische Gesellschaft der 1950er Jahre ein. Eine junge Frau, ihr Mann und sein Bruder streben nach Glück und Selbstbestimmung, aber nur die Wünsche des Ehemannes entsprechen den Konventionen. Die Inszenierung von Daniel Minahan entwickelt Sympathien für abenteuerlustige und queere Figuren und beweist Sinn für die Eleganz der Epoche, schwingt sich jedoch nicht zu wahrer emotionaler Leidenschaft auf.
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