
Seit dem Tod ihrer Eltern muss sich Nani Pelekai (Sydney Elizebeth Agudon) allein um ihre jüngere Schwester Lilo (Maia Kealoha) kümmern. Einfach ist das nicht. So schafft sie es kaum, ihren Job und das Privatleben unter einen Hut zu bringen und beides zu managen. Hinzu kommt, dass Lilo sehr unter dem Verlust leidet und einfach keinen Anschluss bei den Gleichaltrigen findet. Als es wieder einmal zu einer Auseinandersetzung kommt, legt die Sozialarbeiterin Mrs. Kekoa (Tia Carrere) Nani sogar nahe, die Vormundschaft aufzugeben, dem Kind zuliebe. Als Lilo eines Tages eine vermeintliche Sternschnuppe sieht, wünscht sie sich nichts mehr, als endlich einen Freund zu finden, der sie akzeptiert, wie sie ist. Dieser Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen, als sie einen Hund adoptiert, dem sie den Namen Stitch gibt. Dabei ahnt sie nicht, dass es sich in Wahrheit um ein zerstörungswütiges Alien handelt, das auf der Flucht vor dem verrückten Wissenschaftler Dr. Jumba Jookiba (Zach Galifianakis) und dem extraterrestrischen Agent Pleakley (Billy Magnussen) ist …
Remake des Zeichentrickhits
Eine Zeit lang waren sie ein fester Pfeiler in der Disney-Dominanz der weltweiten Kinos. Da kam dann wirklich ein Hit nach dem anderen. Seit Corona schwächelt das Geschäft aber, von Mufasa: Der König der Löwen einmal abgesehen enttäuschten die Einspielergebnisse. Manche blieben einfach nur unter den Erwartungen, Schneewittchen wurde unlängst sogar zu einem Debakel. Umso größer ist der Druck, dass Lilo & Stitch jetzt zu einem Erfolg wird. Und zumindest stehen die Chancen nicht schlecht. Zwar war der zugrundeliegende Animationsfilm von 2002 seinerzeit kein Blockbuster. Seither entwickelte sich das knuddelige Alien aber zu einer echten Cashcow, die in Direct-to-Video-Produktionen, einer Serie, diversen Mangas und Massen an Merchandising ausgeschlachtet wurde. Und das soll bei dem Live-Action-Remake dann nahtlos weitergehen.
Damit da auch ja nichts schiefgeht, wurde auf Experimente verzichtet. Wo andere Filme aus dieser Reihe versuchten, die Vorlagen zu modernisieren, zu erweitern oder auch ganz neu zu interpretieren, da hält man sich hier eng an das Original. Kleinere Abweichungen gibt es schon. Beispielsweise wurde die Figur Captain Gantu gestrichen, an anderen Stellen wurde ein wenig poliert, damit es noch etwas bekömmlicher wird. Im Großen und Ganzen findet man in Lilo & Stitch aber das, was zu erwarten war. Kreativ ist das dann weniger. Aber man hatte hier nun einmal das Privileg, eine tatsächlich sehr gute Vorlage zu haben. Denn während einige der Disney-Klassiker schlecht gealtert sind, manches einfach nicht mehr zeitgemäß ist, da ist die Geschichte um das Waisenkind und das Alien zeitlos.
Kompetent, spaßig, aber irgendwie überflüssig
Die Stärken sind dann auch ähnlich. So gibt es in der Live-Action-Variante noch immer eine Mischung aus Anarcho-Humor und Gefühl. Wenn Stitch durch die Gegend wütet und alles Mögliche zu Bruch geht, ist das ebenso komisch wie die Versuche der anderen Aliens, sich unbemerkt in der Welt der Menschen zu bewegen. An anderen Stellen geht Lilo & Stitch aber primär emotional vor. Schließlich steht im Mittelpunkt ein Mädchen, das nach dem Tod der Eltern vereinsamt und nach Anschluss sucht, sich nichts mehr herbeisehnt als eine Familie. Da sind dann auch schöne Momente dabei, wo es um Zusammenhalt geht. Eine der rührendsten Aussagen, die aus dem Original übernommen wurden, besagt, dass eine Familie auch etwas kaputt sein darf und dennoch gut ist.
Die immer bei diesen Filmen gestellte Frage muss sich auch Lilo & Stitch gefallen lassen: Hätte es das gebraucht? Das ist nicht ganz so leicht zu beantworten. Auf der einen Seite ist die Umsetzung durch Regisseur Dean Fleischer Camp, der mit seinem Live-Action-Stop-Motion-Mix Marcel the Shell with Shoes On auf sich aufmerksam machte, durchaus gelungen. Der Film hat auch eine tolle Besetzung: Newcomerin Maia Kealoha ist in der Titelrolle eine Wucht, das Zusammenspiel mit Sydney Elizebeth Agudon funktioniert sehr gut. Auch der Rest ist prima aufgelegt, Zach Galifianakis und Billy Magnussen machen als Incognito-Aliens Spaß. Obwohl die Neuauflage mehr als 20 Minuten länger ist, hat sie aber nichts Eigenes hinzuzufügen und gibt wenig Grund, warum man das Remake dem Original vorziehen sollte.
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