Antonina Tschaikowski Tchaikovsky's Wife TV Fernsehen arte Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
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Antonina Tschaikowski

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„Antonina Tschaikowski“ // Deutschland-Start: 12. Juli 2024 (digital/Video on Demand)

Inhalt / Kritik

Als Antonina Miljukowa (Alyona Mikhaïlova) die Musik des Komponisten Peter Tschaikowsky (Odin Lund Biron) hört, ist es um sie geschehen. Sie verliebt sich Hals über Kopf in diesen, schreibt ihm Briefe, will ihn unbedingt heiraten. Dieser willigt sogar ein, wenn auch aus einem weniger romantischen Grund: Er ist homosexuell, was im Russland des 19. Jahrhunderts ein absolutes Tabu ist. Eine Frau zu heiraten, gäbe ihm die Möglichkeit, den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen, ohne diese wirklich erfüllen zu müssen. Interesse an Antonina hat er dann auch keins, sie ist ihm völlig egal. Tatsächlich beginnt er sogar bald sie zu verachten, je mehr sie versucht, ihn für sich zu gewinnen. Das hält sie aber nicht davon ab, immer mehr zu investieren und an der Zurückweisung zu verzweifeln …

Ein hässliches Porträt

Kirill Serebrennikov gehört derzeit sicherlich zu den interessanteren Filmschaffenden Russlands, der bei jedem Werk gänzlich unterschiedliche Themen sucht und auch sonst nicht unbedingt auf der Stelle tritt. So setzte er sich in Leto – Rock, Love & Perestroika (2018) mit der Leningrader Rockszene Anfang der 1980er auseinander. In Petrov’s Flu – Petrow hat Fieber (2021) erschuf er ein enthemmtes Zerrbild eines Russlands außer Rand und Band, das selbst einem Fiebertraum gilt. Ein Jahr später meldete sich der Regisseur, der in seiner Heimat zeitweise nach einem Schauprozess unter Hausarrest stand, mit Madame Tchaikovsky bzw. Antonina Tschaikowski zurück, das einige Gemeinsamkeiten aufweist, aber auch wieder anders ist.

Zu den Gemeinsamkeiten zählt, dass er sich erneut einem musikalischen Thema zuwendet. Doch anstatt ein Porträt des bekannten Komponisten anzufertigen im Stil eines traditionellen Biopics, wählt er den Blickwinkel der Frau. Tatsächlich ist der Künstler in Antonina Tschaikowski ein Fremder, der niemanden an sich heranlässt, vor allen nicht seine Gattin. Er ist ein Phantom, abstoßend und brutal, ganz anders, als es seine emotionale Musik erwarten ließe. Schmeichelhaft ist der Film damit nicht, die russische Ikone kommt denkbar schlecht weg. Überhaupt zeichnet Serebrennikov, der auch das Drehbuch geschrieben hat, ein hässliches Bild seiner Heimat, wie er es schon in dem vorangegangenen Film getan hatte. Russland wird hier zu einem starren System, in dem es für alle nur Unglück gibt.

Mal beeindruckend, mal zäh

Wobei der Film nicht allein die Schuld bei dem Künstler sucht. Vielmehr ist Antonina maßgeblich selbst für ihr Leid verantwortlich, das sie sich aufhalst. Je mehr ihr Mann sie verletzt, umso verzweifelter versucht sie, ihn doch noch für sich zu gewinnen. Ihre Liebe wird zu einer Besessenheit, die Beziehung so toxisch, dass bereits das bloße Anschauen Schmerzen bereitet. Teilweise ist der Protagonistin Mitleid sicher. Aber eben nur teilweise, weil man auch gar nicht so genau sagen kann, was sie eigentlich zu dieser Wahnsinnstat veranlasst. Schließlich zeigt Antonina Tschaikowski keine positiven Seiten, in die man sich verlieben könnte. Da ist nichts, was diese heftige Reaktion rechtfertigen würde.

Das muss nicht zwangsläufig ein Problem sein, weil es eben auch darum geht, die Abgründe des Irrationalen zu zeigen. Das ist mitunter sogar richtig beeindruckend, wenn es hier richtig finster und böse wird. Nur bleibt Antonina Tschaikowski dabei oft überraschend zurückhaltend, gerade auch im Vergleich zum vorangegangenen Werk des Regisseurs. Hier ist es überwiegend ein inneres Wüten, was zwar nicht minder tragisch sein kann, aber beim Zuschauen weniger wirksam ist. Phasenweise ist das Drama, das 2022 in Cannes Premiere hatte, sogar recht zäh, wenn sich in dieser Abhängigkeit nichts bewegt. So sehr sich die leidende Ehefrau einen Ausgang aus ihrem Elend wünscht, so sehr kann auch das Publikum zuweilen ein Ende herbeisehen.



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Antonina Tschaikowski
fazit
„Antonina Tschaikowski“ erzählt von der Frau des berühmten Komponisten, die an ihrer lieblosen Ehe verzweifelt. Das ist teilweise beeindruckend als Porträt einer obsessiven, toxischen Beziehung. Teilweise ist es aber auch zäh, wie hier alles im Stillstand erstarrt.
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