Hundschuldig (Kinostart 13. Februar 2025) erzählt die Geschichte eines Hundes, der drei Leute gebissen hat und nun eingeschläfert werden soll. Dessen Herrchen will dabei aber nicht tatenlos zusehen und engagiert eine Anwältin, die auf aussichtslose Fälle spezialisiert ist. Sie hat auch eine Idee, wie das Tier vor seinem Schicksal bewahrt werden kann: Es soll nicht länger als bloßes Objekt angesehen werden, sondern als eigenständiges Wesen. Aber ob diese Strategie aufgeht? Wir haben uns beim Around the World in 14 Film Festivals mit Lætitia Dosch unterhalten, die in dem Film die Anwältin spielt und zudem ihr Debüt als Regisseurin gibt. Im Interview sprechen wir über Tierrechte und wie es für sie war, selbst Regie zu führen.
Könntest du uns etwas darüber erzählen, wie dieses ganze Projekt begann? Wie bist du auf die Idee gekommen, den Film zu machen?
Seit Jahren versuche ich, Theaterstücke und sogar Radio-Podcasts über Ökologie, über unsere Beziehung zu anderen Arten und auch über Frauen, über Ausbeutung und Unterdrückung zu schreiben. Ich spielte ein Theaterstück mit einem Pferd auf der Bühne und am Ende der Show kam jemand aus dem Publikum zu mir und erzählte von einem Hundeprozess. Der Hund hatte dreimal gebissen und die Frau, die ins Gesicht gebissen wurde, verklagte den Besitzer, weil der Hund als Sache angesehen wurde. Es war also tatsächlich der Besitzer, der vor Gericht gestellt wurde. Es war ein sehr wichtiger Prozess und es gab viele Demonstrationen, Petitionen, Artikel, Debatten und Prozesse nach Prozessen, Berufungen nach Berufungen. Es ging sogar vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Mir gefiel die Geschichte und ich dachte, wenn ein Anwalt beweisen kann, dass der Hund kein Ding ist – was offensichtlich stimmen –, könnte das bedeuten, dass der Hund für seine Tat verantwortlich ist, also sollten wir einen Prozess gegen den Hund machen. Ich dachte, die Geschichte dieses Prozesses zu erzählen, wäre eine großartige Komödie und würde gleichzeitig über viele wichtige Dinge sprechen. Zuerst habe ich einige Regisseure, Theaterdirektoren angerufen und sie gefragt, ob sie das machen wollen. Aber niemand wollte es, also habe ich es getan.
Es war also nicht dein Traum, Regisseurin zu werden?
Nein, nicht wirklich. Ich meine, ich arbeite wirklich gerne als Regisseurin. Aber ich habe es getan, weil mir die Geschichte wichtig war. Es war schließlich ein Risiko, diese verrückte Komödie zu machen und mehrere Jahre daran zu arbeiten. Man muss wirklich daran glauben, um so viel Zeit damit zu verbringen.
Als Regisseur zum ersten Mal einen Film zu machen, ist eine große Herausforderung. Du spielst aber auch in deinem Film mit. Hast du jemals darüber nachgedacht, nur Regie zu führen und die Rolle nicht zu spielen?
Nein. Schließlich komme ich von der Schauspielerei und spiele auch eigene Stücke im Theater, also bin ich daran gewöhnt. Es gibt viele Menschen, die in ihren eigenen Geschichten spielen. Sie erschaffen ein besonderes Universum, daher ist es logisch, dass sie darin sind, denn sie sind Teil der DNA des Schreibens. Für mich war es also ziemlich klar, dass ich in dem Film mitspielen sollte.
Du hast bereits erwähnt, dass dein Film eine Komödie ist. Ein Film, der vor Gericht spielt, kann die verschiedensten Genres haben. Man kann ein Drama machen, man kann einen Thriller machen. Warum hast du dich für eine Komödie entschieden?
Es war nicht mein Ziel, einen Gerichtsfilm zu machen. Das erste Ziel bestand darin, über Ökologie zu sprechen und es auf lustige Weise zu tun. Es ist lustig, einen Hund vor Gericht zu stellen, deshalb musste es für mich eine Komödie sein. Ich habe versucht, den Film ernsthaft zu verfilmen, allerdings auf sehr klassische Weise, und habe mir viele ältere Filme angeschaut. Ich wollte der Logik eines Prozesses folgen, damit wir Zeugen haben, die vor Gericht befragt werden. Und obwohl die Situation lustig ist, führen wir echte Diskussionen. Wie sollen wir den Hund beurteilen? Ist er wie ein Mensch, aber wie ein Kind oder ein Teenager? Was für ein Bewusstsein hat er? Ich mag Gerichtsverhandlungen, weil sie voller unterschiedlicher Standpunkte sind und man Zeit hat, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Heutzutage werden Urteile in unserer Gesellschaft so schnell gefällt. Aber in einem Prozess kannst du immer noch reden und diskutieren und deine eigenen Antworten finden. In einem Prozess gibt es Raum für Komplexität.
Wie war es, in deinem Film tatsächlich mit einem Tier zu arbeiten?
Wir haben viel mit einem Hundetrainer geprobt, um den richtigen Weg zu finden, das Shooting zu planen und es für den Hund schön zu gestalten. Manchmal, wenn es zu schwierig war, haben wir die Szenen umgeschrieben. Es war sehr interessant und schön, ich habe die Arbeit mit diesem Hund sehr genossen.
Und war es schwierig, den richtigen Hund für deinen Film zu finden?
Wir haben lange gebraucht, um eine gute Kombination aus Hundetrainer und Hund zu finden. Der richtige Hund musste sehr bewegend sein. Aber es war wichtig, dass es manchmal gewalttätig sein konnte. Das war nicht so einfach zu finden. Ich habe mich wirklich in Cody verliebt. Cody hatte als Welpe auf der Straße gelebt und wurde dann adoptiert. Sein Hundetrainer hat ihn für das Kino ausgebildet. Aber Cody hat eine sehr große Persönlichkeit und liebt es, mit Menschen zusammen zu sein.
Du hast erwähnt, dass Tiere auf Objekte reduziert werden. Ihre Situation ist etwas kompliziert, weil es auch Tierrechte gibt. Zumindest kann man nicht einfach herumlaufen und Tiere töten. Wie viele Rechte sollten Tiere haben?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Es gibt drei verschiedene Tierkategorien. Du hast Haustiere, Tiere, die du als Nahrung oder Arbeitskraft züchtest, und Wildtiere. Jede Kategorie hat unterschiedliche Rechte, was nicht fair ist. Wenn wir wollen, dass die Tiere gleich sind, bedeutet das, dass wir sie nicht essen oder für irgendetwas verwenden dürfen. Das wäre eine große gesellschaftliche Veränderung und ich weiß nicht, ob wir dazu bereit sind. Aber ich bin mir sicher, dass wir nicht nur bei Tieren in diese Richtung gehen sollten, sondern auch bei Pflanzen, die ebenfalls Lebewesen und Teil unseres Ökosystems sind. Die Art und Weise, wie wir unser Ökosystem ohne Rechte und ohne Rücksichtnahme behandeln, schafft eine unausgeglichene Welt, die auch unser Überleben gefährden könnte.
Wenn du sagst, dass Tiere Rechte haben sollten, heißt das dann, dass wir keine Haustiere mehr haben sollten? Denn du kannst ein Tier nicht fragen, ob es dein Haustier werden möchte.
Das ist auch eine komplizierte Frage. Wenn du zum Beispiel Hunde nimmst, stammen sie von Wölfen ab. Früher waren sie wild, aber der Mensch verwandelte sie in unsere perfekten Freunde. Jetzt sind sie völlig von uns abhängig und wir können sie nicht einfach im Stich lassen. Wir können nur versuchen, sie so gut wie möglich zu behandeln. Und wir sollten nicht vergessen, dass wir selsbt Tiere sind. Wir vergessen es ständig, wahrscheinlich weil es einfacher ist, ein Tier auszubeuten, wenn man sich selbst nicht als Tier betrachtet.
Dann lass uns über Menschen reden. Du sprichst davon, dass auch sie ausgebeutet werden. Warum hast du dich entschieden, diese beiden Themen zu kombinieren? Man hätte einfach einen Film über Tierrechte machen können
Weil diese Themen alle miteinander zusammenhängen. Feminismus ist mit Tierrechten und sozialer Ausgrenzung verbunden. Es geht nur um Herrschaft.
Können du dich das als Schauspielerin damit identifizieren? Wir haben schließlich alle Geschichten darüber gehört, wie Schauspielerinnen behandelt werden.
Ja, das stimmt und es ist eine recht interessante Frage. Bei meiner Arbeit geht es um mein Image, die Art, wie ich aussehe. Bei Instagram dreht sich alles um das Bild. Instagram wird für Schauspieler immer wichtiger. Das ist eine gute Frage und ich mache mir große Sorgen, weil ich die Antwort nicht kenne. Schauspielerin zu sein bedeutet, dass ich ein Objekt bin, dass ich angeschaut werde, und damit fühle ich mich nicht wohl.
Hat sich deine Sicht auf Tiere verändert, nachdem du diesen Film gedreht hast?
Nein, nicht wirklich, denn diese Themen waren schon wichtig für mich. Die Arbeit hat mich aber sehr verändert, weil ich gelernt habe, eine Führungspersönlichkeit zu sein, wenn ich Regie führe. Was ist meine Rolle in diesem Abenteuer? Die beste Antwort, die ich habe, ist, eine ganz klare Vision zu haben und zu versuchen, sie zu übersetzen und den anderen Leidenschaft zu vermitteln.
Und würdest du das gern noch einmal tun und Regie führen?
Ja, aber ich muss die richtige Geschichte finden.
Was ist in der Zwischenzeit dein nächstes Projekt? Woran arbeitest du?
Ich habe als Schauspielerin in Frankreich einen Film gedreht, der heißt „Das Haus der Frauen“. In Frankreich gibt es einen Verein namens „Haus der Frauen“, der versucht, Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, dabei zu helfen, aus ihrer Situation herauszukommen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Dog on Trial tells the story of a dog that has bitten three people and is now about to be put down. But his owner doesn’t want to stand idly by and hires a lawyer who specializes in hopeless cases. She also has an idea how the animal can be saved from its fate: it should no longer be viewed as a mere object, but as an independent being. But will this strategy work? We spoke to Lætitia Dosch who plays the lawyer in the film and is also making her debut as a director. In the interview we talk about animal rights and what it was like for her to direct.
Could you tell us a bit about how this whole project started? How did you come up with the idea to do the film?
For years I’ve been trying to write plays and even radio podcasts about ecology, about our relationship to other species and about women also, about exploitation and domination. I was playing a play with a horse on stage and someone in the audience came to see me at the end of the show and talked about a trial of a dog. The dog had bitten three times and the woman who was bitten in the face sued the master because the dog was considered as a thing. So it was actually the master who was put on trial. It was a very important trial and there were lots of demonstrations, petitions, articles, debates and trials after trials, appeals after appeals. It even went to the European Court of Human Rights. I liked the story and I thought that if a lawyer can prove that the dog is not a thing – which is obvious – it might mean that the dog is responsible for his action so we should make a trial for the dog. I thought telling the story of this trial would make a great comedy while still talking about a lot of important things. At first I called some directors, theatre directors and asked them whether they wanted to do it. But nobody wanted to so I did it.
So it wasn’t a dream of yours to become a director?
No, not really. I mean I really like to work as a director. But I did it because the story was important to me. It was a risk after all to do this crazy comedy and work on it for several years. You really have to believe in it to spend so much time on it.
Doing a film as a director for the first time is a huge challenge. But you’re also playing in your film. Did you ever consider just directing and not playing the part?
No. I’m coming from acting after all and also I play in the theatre in my own plays so I’m used to that. There are many people who play in their own stories. They create a special universe so it’s logical they are in it because they’re part of the DNA of the writing. So for me it was quite obvious that I should be in the film.
You already mentioned that your film is a comedy. A film that takes place in a court can be all kinds of genres. You can do a drama, you can do a thriller. Why did you choose a comedy?
It was not my goal to make a trial film. The first goal was to talk about ecology and do it in a funny way. Putting a dog in a court is funny so for me it had to be a comedy. I tried to film it seriously though in a very classical way and watched a lot of older films. I wanted to follow the logic of a trial so we have witnesses that are questioned in court. And even though the situation is funny we have real discussions. How should we judge the dog? Is it like a human but like a child or a teenager? What kind of consciousness does it have? I like trials because it’s full of different point of views and you have time to make your own judgment. Today judgments are going so quick in our society. But in a trial you can still talk and discuss and find your own answers. In a trial there’s room for complexity.
How was it like to actually work with an animal in your film?
We rehearsed a lot with a dog trainer to find a right way, to plan the shooting and how to make it nice for the dog. Sometimes when it was too difficult we rewrote the scenes. It was very interesting and lovely, I loved working with this dog.
And was it difficult to find the right dog for your film?
It took us a long time to find a good combination of a dog trainer and a dog. The right dog needed to be very moving. But it was important that it could be violent sometimes. That was not that easy to find. I really fell in love with Cody. Cody had lived on the streets when he was a puppy and then he was adopted. His dog trainer trained him for the cinema. But Cody has a very large personality and he loves being with humans.
You mentioned that animals are reduced to being objects. Their situation is a bit complicated because there are animal rights too. At least you can’t just go around and kill animals. How many rights should animals have?
It’s a very difficult question. There are three different animal categories. You have domestic animals, animals you grow for food or labor and wild animals. An each category has different rights which isn’t fair. If we want animals to be equals that means we wouldn’t be able to eat them or use them for anything. That would be a big society change and I don’t know if we are ready for that. But I’m sure that we should go in that direction not only for animals but also for plants who are living beings too and part of our ecosystem. The way we treat our ecosystem with no rights and no consideration is creating an unbalanced world that might also threaten our survival.
When you’re saying that animals should have rights does this mean that we shouldn’t have pets anymore? Because you can’t ask an animal whether it wants to become your pet.
That’s a complicated question too. If you take dogs for instance they are coming from wolves. They used to be wild but man turned changed them to become our perfect friends. So now they’re completely dependent on us and we can’t just leave them. We can only try to treat them the best way we can. And we shouldn’t forget that we are animals too. We forget it all the time probably because it’s easier to exploit an animal if you don’t consider yourself an animal.
Then let’s talk about people. You talk about them being exploited too. Why did you decide to combine these two topics? You could have just done a film about animal rights
Because these topics are all linked to each other. Feminism is linked with animal rights, is linked with social exclusion. It’s all about domination.
Can you relate to that by being an actress? Because we’ve all heard stories about the way actresses are treated.
Yes it’s true and it’s quite an interesting question. My work is about my image, the way I look. If you look at Instagram it is all about image. Instagram is getting more and more important for actors. It’s a good question and I’m quite anxious about this question because I don’t know the answer. Being an actress means that I am an object, I’m being looked at and I’m not comfortable with that.
Having done this film has this changed your view on animals?
Not really because these topics were already important for me. It has changed me a lot because I learned to be a leader and how it is like. What is my role in this adventure? The best answer I have is to have a very clear vision and try to translate it and bring passion to the others.
And would you like to do it again, being the leader of the film?
Yes but I have to find the right story.
In the meantime what is your next project? What are you working on?
I shot a film in France as an actress, it’s called the House of Women. There’s an association in France called the House of Women and it’s trying to help women who are a victim of violence to get out of their situation.
Thank you for the interview!
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