La Antena
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La Antena
„La antena“ // Deutschland-Start: 29. Juli 2007 (Kino) // 28. September 2007 (DVD)

Inhalt / Kritik

Vor vielen Jahren haben die Bewohner der „Stadt ohne Stimme“ ihre Fähigkeit zu sprechen verloren. Einzig die mysteriöse Sängerin La Voz (Florencia Raggi) ist in der Lage zu sprechen und zu singen, sodass ihre Auftritte im Fernsehen von Tausenden gesehen und sehnsüchtig erwartet werden. Das Sagen in der Stadt hat der diktatorische Señor TV (Alejandro Urdapilleta), der nicht nur das Fernsehprogramm kontrolliert, sondern zudem alles, was in der Stadt vor sich geht und jeden beseitigen lässt, der sich im in den Weg steht. Sein Sohn (Valeria Bertuccelli) leidet sehr unter dem herrischen Vater, der ihn für einen Versager hält und am liebsten hätte, er wäre nie geboren worden. Derweil versucht der Fernsehtechniker (Rafael Ferro) nur über die Runden zu kommen und für seine Tochter Ana (Sol Moreno) zu sorgen, was ihm aber in den Augen seiner Ex-Frau (Julieta Cardinali) nicht gelingt. Als der Techniker wegen eines Unfalls von Señor TV entlassen wird, muss Ana für eine Weile zu ihrer Mutter. Durch einen Zufall lernt sie den blinden Nachbarsjungen kennen, den Sohn von La Voz, der ebenfalls ein Geheimnis hütet.

Die Ereignisse überschlagen sich, als Señor TV entführen lässt. Während der Techniker, sein Vater und der Sohn von Señor TV mit ansehen müssen, wie der teuflische Plan des Herrschers der Stadt mehr und mehr Form annimmt, wird ihnen klar, dass dieser nun die komplette Kontrolle anstrebt. Die Erfindung eines Wissenschaftlers und die Stimme von La Voz sollen ihm dabei helfen und so liegt es an den drei Männern, den Plan zu vereiteln.

Eine Verneigung vor dem Alten

Die Regisseure der 1920er und 1930er Jahre gelten nicht zu Unrecht bis heute als Pioniere des Mediums, welche die technischen Möglichkeiten des Filmes austesteten und damit neue Wege erforschten, wie man eine Geschichte erzählt. Der argentinische Drehbuchautor, Kameramann und Regisseur Esteban Sapir teilt diese Ansicht und bewundert die Werke dieser Zeit, was man an seinem Film La Antena sehen kann, den man in vielerlei Hinsicht als eine Verbeugung vor den Pionieren dieser für das Medium Film wichtigen Zeit ansehen kann. Der Film, der seine Premiere auf dem Filmfestival Rotterdam 2007 feierte und in Deutschland unter anderem auf dem Fantasy Filmfest 2007 lief, ist aber zugleich eine unmissverständliche Metapher für die politische Zustände in der Heimat Sapirs sowie eine Mahnung, dass man darauf achten sollte, mit welchen Methoden Menschen mit Einfluss und Macht andere gefügig machen wollen.

Filme wie La Antena kann man als Erinnerung betrachten, was der Film vermitteln kann, wenn er sich nicht alleine auf den Ton verlässt. Natürlich ist La Antena kein absoluter Stummfilm, nicht nur wegen Leo Sujatovichs Musik, sondern auch weil Sapirs Film durch Aspekte, wie beispielsweise der Stimme von La Voz, verdeutlichen will, welche weitere Bedeutungsebene durch den Einsatz von Ton sich öffnet. Vor allem aber liegt der Schwerpunkt auf der bildlichen Ebene, innerhalb derer die Macher sehr viele Register ziehen, angefangen bei Überblendungen bis hin zum Zusammenspiel von Vorder- und Hintergrund. Teils wirkt dies wie lebendig gewordener Comic und in der nächsten Einstellung wie eine Hommage an die Klassiker des Stummfilms, allen voran Fritz Langs Metropolis. Gerade durch die Verbindung zu diesen Werken wird deutlich, dass es Sapir auf weit mehr ankommt als die Technik, denn durch diese will er auf die Wirkung von Bildern ansprechen, welche für politische Zwecke verwendet werden können oder um andere mundtot zu machen, wie es der despotische Señor TV anstrebt. Die Welt von La Antena ist in gewisser Weise auch eine Anspielung auf unsere heutige, die mehr denn je auf der Macht der Bilder beruht, was eine Gefahr mit sich bringt.

Menschen ohne Stimme

Die Bedeutung einer Metapher einer Stadt, deren Bewohner ohne Stimme sind, liegt auf der Hand. In Sapirs Film wird daher der Kampf gegen das Machtstreben Señor TVs als Kampf der Bilder und der Stimmen gezeigt. Die Welt an sich ist eine graue, triste Umgebung, in der die Menschen, ähnlich der Arbeiter in Metropolis, einfach dem Wort oder den Bildern der Mächtigen folgen, bis es dann zu eine Punkt kommt, an dem dies nicht mehr möglich ist. Das Schauspiel hat entsprechend der Hommage an die Filmkunst der Stummfilmzeit eine starke Theatralik und Körperlichkeit, sodass die „Guten“ von den „Bösen“ sehr leicht zu trennen sind. Insgesamt ist La Antena aber zu sehr als Verbeugung angelehnt, denn als Metapher auf das politische Machtstreben und Kontrolle ist, macht es sich der Film etwas zu einfach.

Credits

OT: „La antena“
Land: Argentinien
Jahr: 2007
Regie: Esteban Sapir
Drehbuch: Esteban Sapir
Musik: Leo Sujatovich
Kamera: Vanesa Ritaco
Besetzung: Alejandro Urdapilleta, Florencia Raggi, Rafael Ferro, Julieta Cadinali, Sol Moreno, Valerai Bertuccelli

Bilder

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La Antena
fazit
„La Antena“ ist eine Verbeugung von den Pionieren der Anfangszeit des Filmes. Esteban Sapir versteht seinen Film aber zugleich als Metapher auf Propaganda und politische Machtstreben, was stellenweise ganz interessant umgesetzt ist, aber es sich zu einfach macht.
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