Christspiracy: The Spirituality Secret
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Christspiracy: The Spirituality Secret

Christspiracy: The Spirituality Secret
„Christspiracy: The Spirituality Secret“ // Deutschland-Start: 20. März 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Auch wenn die meisten eine Vorstellung davon haben, was Dokumentation im Bereich Filme und Serien bedeutet, so eindeutig ist das alles gar nicht. Zumindest gibt es bei den Leuten, die solche Dokus machen, sehr unterschiedliche Ansichten. So kann die Grenze zwischen dem Schauen und Inszenieren zuweilen verschwimmen. Jede Wahl, die getroffen wird, im Hinblick auf Perspektive, Musik oder auch die Frage, welches gefilmte Material man verwendet, führt dazu, dass die Geschichte anders ausfällt. Und dann wären da noch die Filme, die von vornherein festlegen, was erzählt werden soll, das Dokumentarische ist da nur ein Mittel zum Zweck. Neuestes Beispiel hierfür ist Christspiracy: The Spirituality Secret.

Religion und Fleischkonsum

Das verwundert nicht so wahnsinnig. Das Regie-Duo Kip Andersen und Kameron Waters hat zuvor in verschiedenen Kapazitäten an Cowspiracy und Seaspiracy gearbeitet. In beiden Fällen ging es um die Nahrungsmittelindustrie, die jeweils verteufelt wird. Das Fazit war jeweils, dass man auf das Töten von Tieren verzichten und sich künftig nur noch vegetarisch ernähren soll. Wenig überraschend kommt Christspiracy: The Spirituality Secret zum selben Schluss. Anstatt sich aber wieder mit den Konzernen anzulegen, werden hier die Religionen angegriffen. Denn diese würden zum Fleischkonsum aufrufen, diesen fördern, obwohl sie eigentlich zum Schutz des Lebens da sein sollten. Wer die Welt als Schöpfung Gottes ansieht, sollte diese auch bewahren wollen.

Das Thema ist an und für sich interessant. Es gehört schon einiges an bigotter Hirnakrobatik dazu, wie manche Gläubige sich als Bewahrer des Lebens aufspielen, an anderen Stellen aber kaltschnäuzig das Töten befürworten, je nachdem, wie es einem gerade passt. Christspiracy: The Spirituality Secret hätte ein spannender Beitrag über die Kombination aus Religion und Naturschutz werden können. An manchen Stellen ist er das auch, wenn er Leute in Erklärungsnot bringt. Das Töten von Tieren sei schlecht, das Essen toter Tiere sei aber erlaubt? Dass das nicht ganz konsequent ist, wird einigen selbst bewusst. Dazu gibt es Einspieler religiöser Spinner, die den Einsatz für eine vegetarische Lebensweise ernsthaft als Teufelswerk verkaufen wollen.

Meinungsmache statt echter Doku

Hätte sich der Film auf diesen Aspekt konzentriert, vielleicht auch stärker noch die Religionen miteinander verglichen, das Ergebnis hätte sehenswert werden können. Leider begnügten sich Kip Andersen und Kameron Waters, die gemeinsam auch das Drehbuch geschrieben haben, aber nicht damit, die Geschichten für sich sprechen zu lassen. Stattdessen wird bei Christspiracy: The Spirituality Secret wieder ausgiebig mit den Mitteln der Verschwörungstheorie gearbeitet. So geriert sich Andersen als Opfer einer Verfolgung, engagiert sogar einen Privatdetektiv, der verdeutlichen soll, dass er ins Zielkreuz der Reichen und Mächtigen geraten ist, die ihn davon abhalten sollen, die Wahrheit aufzudecken. Vor allem aber versuchen die beiden zu etablieren, dass die christliche Kirche gezielt Aussagen aus der Bibel verfälscht, um so den Fleischkonsum zu rechtfertigen. Denn durch diesen würde das patriarchale System am Laufen gehalten.

Je länger der Film andauert, umso kruder wird das Ergebnis. Wenn an einer Stelle eine Expertin fürs Alte Testament hinzugezogen wird, um eine Szene um Jesus aufzuklären, die aber erst einmal ein Wörterbuch auspackt, um dann vor der Kamera die Erleuchtung zu haben – „das ist mir nie aufgefallen!“ –, wird es schon sehr albern. Gegen Ende hin versuchen die zwei dann auch gar nicht mehr so zu tun, als ginge es ihnen um eine Dokumentation. Da wird dann ganz offen dazu aufgerufen, auf Fleischkonsum zu verzichten und damit der eigentlichen Aussage von Religionen gerecht zu werden. Natürlich spricht nichts dagegen, diese Ansicht zu haben und andere von dieser überzeugen zu wollen. Wenn eine solche persönliche Meinungsmache aber als Doku verkauft wird und man dabei derart plump vorgeht, wird es unangenehm bis ärgerlich. Selbst wenn einem die Motivation grundsätzlich sympathisch sein sollte, das hier hat nichts mit Aufklärung zu tun. Da wäre den beiden die Ehrlichkeit zu wünschen gewesen, die sie von anderen einfordern.

Credits

OT: „Christspiracy“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Kip Andersen, Kameron Waters
Drehbuch: Kip Andersen, Kameron Waters
Musik: Jon E.K.

Bilder

Trailer

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Christspiracy: The Spirituality Secret
fazit
„Christspiracy: The Spirituality Secret“ hat ein prinzipiell interessantes Thema, wenn es um die Frage geht, wie Religiosität und Fleischkonsum zusammenpassen. Anfangs gibt es auch sehenswerte Szenen. Später verabschiedet sich der Film aber von dem bloßen Festhalten, statt einer Dokumentation wird daraus plumpe Propaganda, die sich ungeniert irgendwelcher Verschwörungstheorien bedient.
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