7 oder wie halte ich die Zeit an
© Antje Starost Film Produktion

7 oder wie halte ich die Zeit an

„7 oder wie halte ich die Zeit an“ // Deutschland-Start: 21. März 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Es gehört zur menschlichen Natur dazu, immer wieder innezuhalten, zurückzublicken und zu schauen, wie das eigene Leben verlaufen ist. Das kann die jährliche Rückschau zum Jahreswechsel sein, ein eigener runder Geburtstag, überhaupt das Erreichen eines gewissen Alters. Vor allem aber eine äußere Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit ruft solche Gedanken automatisch hervor, wenn es etwa zu einem Ehemaligentreffen mit der alten Schulklasse kommt und man sieht, wie die anderen sich in den zehn Jahren verändert haben. Eine ganz besondere Form einer solchen Konfrontation demonstriert 7 oder wie halte ich die Zeit an, bei dem mehrere junge Erwachsene noch einmal ihren alten Ichs wiederbegegnen dürfen und die Gedanken von damals wieder aufgreifen.

Was aus den Kindern geworden ist

Genauer handelt es sich hierbei um eine Fortsetzung des Dokumentarfilms 7 oder Warum ich auf der Welt bin aus dem Jahr 2010. Damals befragten Antje Starost und Hans Helmut Grotjahn mehrere Kinder zu ihrer Sicht der Welt, ließen sie über große und kleine Fragen nachgrübeln. Mehr als ein Jahrzehnt später sind diese Kinder groß geworden, stehen etwas gefestigter im Leben, haben Antworten gefunden. Und doch sind die Fragen in 7 oder wie halte ich die Zeit an nicht weniger geworden. Erneut dürfen die jungen Menschen über alle möglichen Themen nachdenken und vor laufender Kamera ihre Gedanken teilen. Dann und wann sehen sie selbst alte Aufnahmen oder sonstige Relikte von damals und dürfen darauf Bezug nehmen. Aber das ist kein Muss, es gibt auch abseits dieser Vorgeschichte vieles, worüber es sich zu sprechen lohnt.

Einiges davon ist sehr persönlich, wenn es etwa um Beziehungen geht. Einer der jungen Männer blickt auf seine Gefühlswelt zurück und stellt fest, dass er sich immer sehr schnell verliebt und doch nicht sicher ist, ob das überhaupt Liebe ist, weil die Grenzen fließend sind. Eine andere sagt, sie glaubt nicht an Liebe auf den ersten Blick, ihr selbst sei das noch nie passiert. In 7 oder wie halte ich die Zeit an wird auch darüber gegrübelt, ob die freie Partnerwahl die Menschen glücklicher macht oder ob im Gegenteil früher durch die vorgegebene Wahl nicht vielleicht sogar zufriedener waren. Schließlich hatten sie keine Erwartungen, die erfüllt werden mussten, Partnerschaft wurde damals noch pragmatischer gesehen.

Fragen über Fragen

Natürlich ist Liebe nicht der einzige Faktor, der ein menschliches Leben bestimmt. In 7 oder wie halte ich die Zeit an dürfen auch über andere Themen gesprochen werden, die einen so umtreiben. Da geht es um den eigenen Platz in dieser Welt, um Hoffnung und Ziele, aber auch die Herausforderungen, die mit dem Leben und Älterwerden verbunden sind. Dabei ist der Dokumentarfilm keiner, der Antworten vorgibt. Er lebt vielmehr von der Vielschichtigkeit der Antworten. Die Protagonisten und Protagonistinnen hat es 13 Jahre nach den ersten Gesprächen in sehr unterschiedliche Richtungen verschlagen. Geplant war das nicht unbedingt. Aber was ist in dem Leben schon wirklich geplant?

Klar, der Film erzeugt mehr Wirkung, wenn man den ersten Film kennt und damit die Entwicklung der Befragten nachvollziehen kann. Aber selbst ohne eine entsprechende Vorkenntnis ist 7 oder wie halte ich die Zeit an sehenswert. Die Doku, die auf den Hofer Filmtagen 2023 Premiere hatte, ist Rückblick und Blick in die Zukunft zugleich, lädt ein, einmal innezuhalten und darüber nachzudenken, was von dem Kind in sich selbst übrig geblieben ist. Das in dem Titel angesprochene Gefühle, dass die Zeit an einem vorbeirast und sich so viel tut, ohne dass man es merkt, ist eines, das dem Publikum selbst dann bekannt vorkommen darf, wenn keine Kamera dabei ist um es festzuhalten.

Credits

OT: „7 oder wie halte ich die Zeit an“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Antje Starost, Hans Helmut Grotjahn
Drehbuch: Antje Starost, Hans Helmut Grotjahn
Musik: Cézame
Kamera: Hans Helmut Grotjahn

Bilder

Trailer



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7 oder wie halte ich die Zeit an
fazit
13 Jahre nach „7 oder Warum ich auf der Welt bin“ begegnet „7 oder wie halte ich die Zeit an“ den damals befragten Kindern wieder und lässt sie erneut über alles Mögliche nachdenken. Das ist in Kombination mit dem alten Dokumentarfilm natürlich wirkungsvoller. Aber auch ohne diesen ist hier einiges zum Nachdenken dabei.
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