Haus der Stille
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Haus der Stille

„Haus der Stille“ // Deutschland-Start: 7. Dezember 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Es ist Zeit für Sorel (Simone Geißler), an einem neuen Buch zu arbeiten. Zu diesem Zweck will sich die Schriftstellerin in ein abgelegenes Haus zurückziehen. Dort erhofft sie sich nicht nur die Ruhe, um sich kreativ zu betätigen. Sie braucht auch etwas Zeit für sich, um die hässliche und traumatische Erfahrung mit ihrem Ex-Freund Nico (Lutz Scheffer) zu verarbeiten. Dazu kommt es aber kaum. Zunächst tut sie sich schwer damit, überhaupt erst einmal in dem Haus anzukommen, in dem es nicht einmal Wi-Fi gibt. Noch viel mehr beschäftigt sie jedoch, dass immer mal wieder Eigenartiges geschieht. Bildet sie sich das alles ein? Oder wird sie tatsächlich von jemandem verfolgt? Sie versucht der Sache nachzugehen, während immer mehr die Grenze zwischen ihrem Leben und ihrem neuen Buch verschwimmt …

Verfolgt vom eigenen Trauma

Kennst du den schon? Will eine Frau, die eine traumatische Erfahrung gemacht hat, in einem abgelegenen Haus zu sich finden, wird dort aber von noch mehr Horror heimgesucht. In den letzten Jahren hat es eine Reihe von Filmen gegeben, die ein solches Szenario verwenden. Da war beispielsweise Men – Was dich sucht, wird dich finden, bei dem eine Frau das gewaltsame Ende ihrer Beziehung hinter sich zu lassen hofft und doch von ihrer Vergangenheit heimgesucht wird. I’ll Be Watching – Zuhause hört dich niemand schreien wiederum erzählt von einer Malerin, die sich nach dem Mord an ihrer Schwester verfolgt fühlt. Am gleichen Tag startet auch Haus der Stille in den Kinos, das ein ganz ähnliches Szenario verwendet. Erneut geht es um eine Frau, erneut meint diese, von einem Mann verfolgt zu werden.

Während bei den obigen Beispielen das Trauma zusammen mit Alkohol oder anderen bewusstseinsverändernden Mitteln dafür sorgt, dass die Protagonistin eine unzuverlässige Erzählerin ist, kommt bei der deutschen Ausgabe hinzu, dass sie Schriftstellerin ist. Immer wieder sehen wir sie, wie sie am Rechner sitzt und dem neuen Werk arbeitet. Dadurch schwingt bei Haus der Stille immer die Möglichkeit mit, dass die diversen Szenen nicht real sind, sondern Teil ihrer Arbeit an dem Roman. Die Grenzen zwischen dem, was sie selbst erlebt, und dem, was sie ihre Leser und Leserinnen erleben lassen will, ist nicht sehr scharf gezogen. Zumindest theoretisch dürfen diese deshalb spekulieren und rätseln, was sich wirklich in dem Haus abspielt und welchen Anteil Sorel daran hat.

Gute Absicht, mäßiges Ergebnis

Praktisch ahnt man jedoch viel zu früh, was Regisseurin, Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Simone Geißler bei ihrem Debütfilm da erzählen will. Bei einem Genre, das maßgeblich vom Mystery-Faktor lebt, ist das eher ungünstig. Hinzu kommt, dass es der Filmemacherin nicht gelingt, aus den bekannten Situationen wirklich Spannung zu erzeugen. Ein Grund hierfür ist, dass Haus der Stille nie wirklich real wirkt. Klar, zum Teil gehört das zum Konzept dazu, wenn die besagten Grenzen verschwimmen sollen. Wenn man aber nicht einmal glaubt, dass diese Figuren Menschen sind, weil ihnen die Natürlichkeit fehlt, fällt es schwer, das alles anzunehmen. Es wird aber auch nie so surreal, dass der Film in der Richtung funktionieren würde.

Was man hier deutlich merkt, ist die Wichtigkeit, die das Thema für Geißler hat. Sie will etwas mit dem Film aussagen, will es so sehr, dass alles andere diesem untergeordnet ist. Die Absicht dabei war gut, das Ergebnis überzeugt jedoch weniger. Der Thriller, der auf den Hofer Filmtagen 2023 Premiere feierte, wird zu plakativ, gerade gegen Ende wird der Holzhammer geschwungen. Offensichtlich ging man hier davon aus, dass das Publikum ansonsten nicht versteht, worum es gehen soll. Das ist schade, weil Haus der Stille durchaus Potenzial hatte. In der Form ist das aber zu wenig. Wenn man die Aussage schon im Rahmen eines fiktionalen Genrebeitrags treffen möchte, sollte das Drumherum eben auch passen.

Credits

OT: „Haus der Stille“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Simone Geißler
Drehbuch: Simone Geißler
Musik: Maxi Menot
Kamera: Anna Motzel
Besetzung: Simone Geißler, Aaron Thiesse, Lutz Scheffer, Cosma Dujat, Christiane Ostermayer, Julia Dordel

Bilder

Trailer

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Haus der Stille
fazit
„Haus der Stille“ folgt einer Autorin, die ihre kaputte Beziehung hinter sich lassen will, sich in dem abgelegenen Haus aber verfolgt fühlt. Die Absicht des Thrillers war gut, die Ausarbeitung ist es weniger. So wird der Film nie so spannend, wie er hätte sein sollen, geht einem nicht nah genug. Ärgerlich ist zudem, wie plakativ er geworden ist, da kam es letztendlich mehr auf die Aussage als den Film als solchen an.
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