Im Feuer – Zwei Schwestern
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Im Feuer – Zwei Schwestern

Inhalt / Kritik

Im Feuer – Zwei Schwestern
„Im Feuer – Zwei Schwestern“ // Deutschland-Start: 15. Juli 2021 (Kino)

Als ihre Familie vor vielen Jahren zurück in den Irak musste, blieb Rojda (Almila Bagriacik) in Deutschland, beantragte die Staatsbürgerschaft und baute sich mit der Zeit ein eigenes Leben auf. Als ihre Mutter und ihre Schwester im Zug der Flüchtlingskrise das Land abermals verlassen müssen, will Rojda sie beide empfangen und mit ihnen zusammen dafür sorgen, dass auch sie in Deutschland Fuß fassen können. Bei ihrer Ankunft in einem griechischen Flüchtlingslager trifft sie aber nur auf ihre Mutter Ferhat (Maryam Boubani), doch von ihrer Schwester fehlt jede Spur. Noch während sie sich darum kümmert, dass ihre Mutter die nötigen Papiere erhält, um das Lager zu verlassen, erfährt sie, dass ihre Schwester nicht mitkam und im Irak, zusammen mit vielen anderen Frauen, den Kampf gegen den IS aufgenommen hat. Als Soldatin bei der Bundeswehr versucht Rojda über ihren Kontakt zu Vorgesetzten, Anhaltspunkte über den genauen Aufenthaltsort ihrer Schwester zu erfahren, die bei den Peschmerga vermutet, welche teils von Soldaten der Bundeswehr ausgebildet werden. Als weder ihre Mutter noch sie irgendein Lebenszeichen Dilan erhalten, nimmt Rojda kurzerhand das Angebot an, als Übersetzerin für die Bundeswehr in den Irak zu reisen, wo sie nach ihrer Schwester suchen will.

Im Irak angekommen, muss sie den dort stationierten Soldaten bei der Ausbildung der Peschmergakämpferinnen helfen. Neben den Schwierigkeiten, die dieses Unterfangen mit sich bringt, muss Rojda immer abwägen, was sie sagt und tut, denn nicht nur die anderen Soldaten beobachten sie kritisch, auch die irakischen Frauen geben sich distanziert, bis sich auf einmal eine Spur zu ihrer Schwester hin ergibt.

Zwischen zwei Leben

In ihrem zweiten Spielfilm Im Feuer – Zwei Schwestern befasst sich die griechisch-deutsche Regisseurin und Drehbuchautorin Daphne Charizani mit Themen wie Identität, Flucht und Vertreibung. Bereits in ihrem Spielfilmdebüt Madrid ging es um Menschen, die sich zwischen zwei Kulturen entscheiden müssen und damit zwischen zwei Leben. Ihr zweiter Film, der auf der Berlinale 2020 seine Premiere feierte, verhandelt diese Themen vor dem Hintergrund aktueller Konflikte sowie der Flüchtlingskrise 2015, wobei abermals eine Frau eine Entscheidung treffen muss, für welches Leben sie sich entscheiden will.

Im Herzen von Im Feuer steht das Bild der Kämpferin oder Soldatin. Auch wenn wir als Zuschauer die Ausbildung, welche ihre Schwester durchläuft oder durchlaufen hat, nur erahnen können, geben lange Einstellungen von Trainingsläufen, Truppenübungen und später der Ausbildung der Peschmerga einen Eindruck davon, wie sich auch Rojda als Kämpferin versteht. Besonders im Konflikt mit ihrer Mutter erhält dieses Selbstverständnis ein besonderes Gewicht, erscheint es Ferhat doch unverständlich, warum ihrer Tochter aus ihrer Sicht kein Verständnis für die Entscheidung ihrer Schwester finden kann. Dabei sind sich beide Schwestern, wie der Titel bereits impliziert, sehr viel ähnlicher, als man anfangs vermutet. Charizani erzählt im Prinzip von einer Annäherung zweier Menschen, die durch ihre Familienbande zwar vereint sind, sich aber über die Jahre fremd geworden sind.

„Das ist jetzt meine Familie.“

Ähnlich wie das Bild der Kämpferin arbeitet Charizani immer wieder mit dem Konzept der Familie. Dabei definiert sie dies im weitesten Sinne, was auch die Gemeinschaft der Soldaten für Rojda sowie die anderen Kämpferinnen für Dilan umfasst. Die aus 4 Blocks und Nur eine Frau bekannte  Almila Bagriacik spielt sehr überzeugend eine junge Frau, die als Soldatin ihre Ersatzfamilie gefunden hat, war sie doch über Jahre hinweg nur über Telefon oder andere Kommunikationswege präsent. Durch das Erscheinen ihrer Mutter beobachtet man einen Moment der Unsicherheit, der Hinterfragung, wer nun eigentlich die wahre Familie ist und wem man gegenüber mehr verpflichtet ist.

Credits

OT: „Im Feuer“
Land: Deutschland, Griechenland
Jahr: 2020
Regie: Daphne Charizani
Drehbuch: Daphne Charizani
Musik: Florian Tessloff
Kamera: Falko Lachmund
Besetzung: Almila Bagriacik, Nils-Bruno Schmidt, Christoph Letkowski, Judith Neumann, Zübeyde Bulut, Gonca de Haas, Maryam Boubani

Bilder

Trailer

Filmfeste

Berlinale 2020

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„Im Feuer – Zwei Schwestern“ ist ein Drama über Familie und Identität, das besonders durch seine Darsteller zu überzeugen weiß. Daphne Charizani gelingt die Geschichte einer Annäherung und der Überbrückung einer Distanz zwischen zwei Menschen.
7
von 10