The Planter’s Wife Weiße Frau im Dschungel
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Weiße Frau im Dschungel

Inhalt / Kritik

The Planter’s Wife Weiße Frau im Dschungel
„Weiße Frau im Dschungel“ // Deutschland-Start: 5. Dezember 1952 (Kino) // 9. April 2021 (DVD)

Wie viele Familien vor ihnen haben auch die Frazers sich in Britisch-Malaya niedergelassen, wo sie eine Kautschukplantage betreiben und versuchen, sich so gut wie möglich mit den Einheimischen zu arrangieren. Jedoch hat eine Reihe von Anschläge auf Plantagen gezeigt, durchgeführt von kommunistischen Kriegern, dass es mit dem Frieden bald vorbei ist und man die britischen Kolonialherrscher nicht mehr länger in Malaya dulden will. Dies macht den Job von Jim Frazer (Jack Hawkins) nicht unbedingt leichter, ist er doch auch ohne diese Bedrohung von außen immer jemand gewesen, der kaum Zeit für etwas anderes hat als seine Plantage und seine Arbeiter. Über die Jahre bekam er so auch nicht mit, dass sich seine Frau Liz (Claudette Colbert) von ihm vernachlässigt fühlt und nun plant wieder nach England zurückzukehren, zusammen mit dem gemeinsamen Sohn Mike.

Auf einem letzten Ausflug in das benachbarte Dorf meint sie Jim, wie sie ihn kennengelernt hat, wiederzuerkennen und will sich ihm anvertrauen, doch dann wird dieser intime Moment zerstört durch den Terror. Ein Mord auf einer benachbarten Plantage, gefolgt von einem Anschlag zeigen Jim, wie wichtig es ist, dass er sich verteidigen muss und er verwandelt das Zuhause seiner Familie in eine Festung. In der Nacht warten er und seine Männer auf die Angreifer, während Liz sich fragt, ob die je wieder zu ihrem Mann durchdringen kann.

Aus der Sicht der Kolonialherren

In den 1950er Jahren erreichte die Karriere des britischen Regisseurs Ken Annakin ihren Höhepunkt, der bis in die 60er anhielt, als Annakin seine vielleicht bekanntesten Werke schuf, wie beispielsweise Die tollkühnen Männer und ihren fliegenden Kisten sowie seinen Beitrag zum Kriegsfilm Der längste Tag. Vorher hatte sich Annakin vor allem einen Namen als Regisseur von Abenteuerfilmen gemacht, was man anhand von Projekten wie dem 1952 entstandenen Weiße Frau im Dschungel sehen kann, der besonders in Annakins Heimat zu einem kommerziellen Erfolg wurde. Dennoch überlagert die Geschichte, basierend auf dem gleichnamigen Roman Sidney Charles Georges, der Eindruck, es würde vor allem die Sicht der Kolonialherren auf die Ereignisse in Britisch-Malaya einnehmen, welche letztlich zu der Unabhängigkeit des Inselstaates sowie dessen Auflösung führten.

Auch wenn man nicht so weit gehen muss und den Film als eine Art Propaganda-Werk zu sehen – wie es viele zeitgenössische Kritiker taten – so ist das Bild der Briten und ihrer Position nicht ganz unproblematisch. Insbesondere in der Gesellschaft der anderen Plantagenbesitzer wird der Zuschauer auf die diversen Ansichten verwiesen, was die Kolonisation anderer Völker angeht, wobei immer wieder der Name Rudyard Kiplings fällt, eben jenes britischen Autors, der sich in seinen Essays für die Kolonisierung aussprach und meinte, das kolonisierte Volk müsse seine unterlegene Position anerkennen. Derlei Diskurse finden im Drehbuch, geschrieben von Guy Elmes und Peter Proud, nur am Rande statt, treffen aber das Zentrum eines Konflikts innerhalb der Hauptcharaktere, die sich zwischen diesen Sichtweisen sehen und, so scheint es zumindest, keine dieser Positionen beziehen wollen. Gerade dies jedoch verlangt die Zeit, in der sie leben, ihnen ab.

Die Sicht von außen, jene der Kolonialherren und der Fremden, ist auch eine, die Annakins Film einnimmt. Ein Ausflug auf den Wochenmarkt und die Begegnung mit den Einheimischen, was von Liz als ein Versuch der Rückkehr zu ihrer Ehe wie sie einmal war und wieder werden kann gesehen wird, steht im scharfen Kontrast zu der Gewalt, die sie auf dem Weg zurück zur Plantage sehen. Wie schon George Orwell in seinem meisterlichen Essay Shooting an Elephant bleibt die Erkenntnis, dass man nichts verstanden hat, man abgestoßen und verwirrt ist von dieser fremden Kultur, die sich einem gerade deswegen entzieht, weil man sie domestizierbar machen will.

Familie und Loyalität

Es sind solche Momente, die Weiße Frau im Dschungel zumindest stellenweise interessant machen, wobei man fairerweise auch einige der Actionszenen nennen muss, von denen die Jagd nach einem der Terroristen im Dschungel den Höhepunkt bildet und viele der bereits angesprochenen Themen vertieft. Überlagert wird dies alles jedoch von der Ehekrise der Frazers sowie diverser Nebenhandlungen, wie beispielsweise die Freundschaft ihres Sohnes mit dem ihres Vorarbeiters, welche bisweilen deplatziert wirken. Sowohl Claudette Colbert als auch Jack Hawkins spielen sehr überzeugend, können aber ihre Szene auch nicht davor retten, in das Melodramatische zu fallen. Ohne dies vorwegnehmen zu wollen, ist dies – zumal unter dem Eindruck der angesprochenen Themen – problematisch, wenn man das Ende des Filmes betrachtet, was nicht zuletzt deutlich macht, wie antiquiert diese Geschichte eigentlich ist.

Credits

OT: „The Planter’s Wife“
Land: UK
Jahr: 1952
Regie: Ken Annakin
Drehbuch: Guy Elmes, Peter Proud
Vorlage: Sidney Charles George
Musik: Allan Gray
Kamera: Geoffrey Unsworth
Besetzung: Claudette Colbert, Jack Hawkins, Anthony Steel, Ram Gopal, Jeremy Spenser, Peter Asher

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„Weiße Frau im Dschungel“ ist ein recht passabler Abenteuerfilm, der wegen seiner Schauspieler sowie einiger sehr gelungener Szenen noch unterhält. Das seichte Melodrama sowie diverse überholte Ansichten überlagern bisweilen Ken Annakins Film, was dem Unterhaltungswert nicht unbedingt einen Abbruch tut, aber auch das Alter dieser Geschichte mehr als deutlich unterstreicht.
6
von 10