Sein gesund bewusst lebendig
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Sein – gesund, bewusst, lebendig

Kritik

Sein gesund bewusst lebendig
„Sein – gesund, bewusst, lebendig“ // Deutschland-Start: 6. August 2020 (Kino)

Dieses Jahr ist vielen aufgrund der weltweit alles bestimmenden Corona-Pandemie bewusst geworden, wie wichtig das Thema Gesundheit ist. Junge Menschen, denen nichts fehlte, starben auf einmal, andere sind womöglich dauerhaft geschädigt. Oft wird in dem Zusammenhang auch über das Immunsystem diskutiert als unser großer Schutz vor der Krankheit. Dass dieses wichtig ist, wussten wir natürlich vorher schon. Immer wieder hören wir Ratschläge, wie man dieses verbessern könnte oder unserem Körper allgemein etwas Gutes tun kann. Stichwort: Selbstheilungskräfte. Doch das Gehörte verschwindet meist schnell wieder, überlagert von dem Krach des Alltags, verdrängt durch die Hektik, die unser heutiges Leben nun mal so mit sich bringt.

Der erzwungene Neuanfang
Sein – gesund, bewusst, lebendig erzählt von mehreren Menschen, wo das eben nicht mehr ging, Zuhören, Wegschauen und Ignorieren keine Optionen mehr waren. Denn der Körper hatte sich schon bemerkbar gemacht, durch die eine oder andere Krankheit. Das kann im einen Fall ein unheilbarer Krebs sein, im anderen eine Arthritis, die für konstante Schmerzen sorgt. So unterschiedlich die Krankheiten und Lebenssituationen auch waren, eines hatten sie gemeinsam: Die Leute waren an einem Punkt angekommen, als nichts mehr so ging wie bisher. Als auch die Medizin nicht wirklich viel ausrichten konnte, es zwar viele Expertenmeinungen gab, aber keine echte Hilfe.

Regisseur Bernhard Koch begleitet diese Männer und Frauen in ihrem Alltag, lässt sich von ihnen erklären, was genau ihnen fehlt, aber auch, welche Gegenmaßnahmen sie ergriffen haben. Denn sein Dokumentarfilm ist nicht einer des Schmerzes und Leidens, sondern einer, der alternative Wege aufzeigt. Die können so unterschiedlich sein wie die Beschwerden. Einer fand beispielsweise heraus, dass Wildkräuter ihm helfen, Freude beim Essen und ein größeres Wohlbefinden zu entwickeln. Eine andere vertraut auf Klangschalentherapie. Auch Yoga hat sich als wirksames Mittel herausgestellt, um die Schmerzen zu bekämpfen.

Der eigene Körper weist den Weg
Das mag sich für den einen oder anderen eventuell etwas esoterisch und spirituell anhören. Aber es geht in Sein – gesund, bewusst, lebendig gar nicht darum, einen Weg vorzugeben, mit dem alle glücklich werden können. Der Film ist auch keine Absage an die abendländische Medizin. Eine Frau, die aufgrund ihrer Krebserkrankung nur eine sehr begrenzte Lebenszeit prognostiziert wurde, räumt ein, dass sie nicht weiß, wie viel ihres derzeit stabilen körperlichen Zustandes auf die Chemotherapie zurückzuführen ist, wie viel auf ihre anderen Aktivitäten, nachdem sie den Sport für sich entdeckt hat. Beispielsweise rudert sie gern, was sie vor der Diagnose nie getan hat, so wie sie allgemein nicht sonderlich sportlich unterwegs war.

Sport und Ernährung sind dann auch wiederkehrende Themen des Films, die den Protagonisten und Protagonistinnen auf ihrem Weg geholfen haben. Eine der Hauptaussagen des Films ist jedoch, dass die Menschen wieder lernen müssen, auf sich und ihren Körper zu hören. Was tut mir gut? Wie fühle ich mich? Das bedeutet zusätzlich eine notwendige Entschleunigung, eine Abkehr von dem Überfluss, der uns umgibt – sowohl in Hinblick auf Ernährung wie auch Lebensstil. Kochs Film ist keiner, der Antworten gibt, geben will, sondern das Publikum ermuntert, selbst Fragen zu stellen, sich wahrzunehmen, bewusst wahrzunehmen, wieder einen Zugang zu finden. Das ist selbst ganz angenehm anzuschauen, die vielen Naturaufnahmen und die entspannte Stimmung tun schon beim bloßen Zusehen gut, machen auch ein wenig Lust darauf, selbst mal einiges auszuprobieren, selbst ohne eine aktuelle gravierende Krankheit.

Credits

OT: „Sein – gesund, bewusst, lebendig“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Bernhard Koch
Musik: The Hans
Kamera: Hubert Märkl

Bilder

Trailer



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„Sein – gesund, bewusst, lebendig“ begleitet mehrere Menschen, die unter Krankheiten leiden und auf ihre Weise versuchen, ihrem Körper zu helfen – von Ernährungsumstellung über Sport bis zu Meditation. Der Dokumentarfilm hält sich dabei zurück, gibt keine Wege vor, sondern ermuntert vielmehr, einen eigenen Weg zu finden und wieder bewusster zu leben.