Servus Baby
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Servus Baby

Servus Baby
„Servus Baby“ // Deutschland-Start: 11. September 2018 (TV)

Liebe, Familie, Kinder? Doch das wäre schön. Ist aber nicht ganz so einfach, wie Lou (Josephine Ehlert), Mel (Genija Rykova), Eve (Teresa Rizos) und Tati (Xenia Tiling) feststellen müssen. Mal fehlt der passende Mann dazu, entweder weil es ihn nie gab oder weil der sich gerade aus dem Staub gemacht hat. Mal gibt es zu viele Männer. Also suchen die vier Freundinnen weiter, suchen die Abwechslung, suchen auch sich selbst zwischendurch. Denn mit Anfang dreißig ist das gar nicht mehr so einfach zu sagen, wer man selbst ist, während die innere Uhr immer lauter tickt.

Wenn hiesigen Fernsehanstalten mal wieder nichts Besseres einfällt, dann schnappen sie sich Hitserien aus dem Ausland und adaptieren sie für ein deutsches Publikum. Das Ergebnis kann mal erfreulich ausfallen, etwa bei Stromberg oder Club der roten Bänder. Mal kommt aber auch sowas wie Hilfe, meine Familie spinnt! heraus, eine Kopie der Kultserie Eine schrecklich nette Familie, an die man sich nur deshalb erinnert, weil sie so unfassbar schlecht war. Das liegt jetzt zwar schon 25 Jahre her, wer aber mit dieser traumatischen Erfahrung aufgewachsen ist, der bringt jeder deutschen Produktion, die sich offensichtlich an einem erfolgreichen Import orientiert, ein gewisses Misstrauen entgegen.

Das schwere Erbe eines Kults
Das gilt auch für Servus Baby, das allein schon deshalb viel Skepsis provozierte, weil in der Beschreibung gern auf Sex and the City verwiesen wird. Der Glamour-Sex des Big Apples übertragen auf München, das riecht schon nach piefigem Provinzhumor. Glücklicherweise ist das Ergebnis aber nicht annähernd so schlimm, teilweise sogar überraschend gut. Auch wenn hier vier Freundinnen das große emotionale und körperliche Glück suchen, die Gemeinsamkeit hört an der Stelle mehr oder weniger schon auf. Fans des Vorbilds, die acht Jahre nach dem zweiten Kinofilm noch immer von Nachschub träumen und unter Entzugserscheinungen leiden, müssen deshalb stark sein. Ihre Leere wird auch hiermit nicht gefüllt.

Was vor allem damit zu tun hat, dass die vier Protagonistinnen selbst jede Menge Leere zu füllen hätten. Leere in puncto Gefühle, weil irgendwie sich nie jemand für einen interessiert. Leere aber auch in Hinblick auf die Fortpflanzung, wenn die Eierstöcke darauf warten, endlich mal einen biologischen Sinn zu erfüllen. Das ist nicht glamourös oder schick. Es ist vielmehr peinlich, teilweise auch traurig, wie die vier durchs Leben stolpern, sich so sehr nach Sinn oder wenigstens einem Kerl sehnen. Servus Baby, das bedeutet im Leben auch einfach mal hässlich und erbärmlich sein zu dürfen.

Eine Zumutung im Guten wie im Schlechten
Natalie Spinell, die hier Regie führte und das Drehbuch mitschrieb mutet dem Quartett dann auch so einiges zu, was Carrie und den drei anderen NY-Nixen, ganz zu schweigen von deren Zielpublikum, nicht zu vermitteln gewesen wäre. Sie mutet aber auch dem eigenen Publikum etwas zu viel zu. So sympathisch es auch ist, hier eben nicht die Schickeria beim Prosecco-Pläuschen zu zeigen, sondern mal ans Eingemachte zu gehen, so wenig überzeugend ist teilweise die Alternative. Wenn die Suche nach einem Samenspender in plumpen Sadomaso-Einlagen mündet, dann ist das auch nicht besser – so wie der Humor allgemein nicht so wirklich komisch ist.

Besser ist die Serie, die auf dem Filmfest München 2018 Premiere feierte, wenn sie sich gar nicht daran versucht, sondern von den realen und nachvollziehbaren (Selbst-)Zweifeln der Ü30er spricht. Wie es ist, als Erwachsener das Gefühl zu haben, dass irgendwie nichts funktioniert und man zu nichts gut ist. Gerade diese gelungenen leiseren Momente lassen einen mit einem kleinen Bedauern zurück, dass Servus Baby so kurz geworden ist: Vier Folgen a 30 Minuten, das reicht nicht aus, um aus dem Quartett mehr zu machen als eine Ansammlung von Problemen. Sie zu unverkennbaren Individuen heranreifen zu lassen. Auch nach zwei Stunden ist es hier nicht ganz einfach zu sagen, wem man da eigentlich die Daumen drücken sollte, wer die vier denn nun sind.



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„Servus Baby“ erzählt die Geschichte von vier Freundinnen jenseits der 30, bei denen das mit der Liebe und dem Familiengründen nicht so recht klappen will. Das ist in den leiseren Momenten durchaus gelungen. Richtig komisch wird es jedoch selten, der plumpe Humor will nicht so recht dazu passen.
6
von 10