Viral
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Viral

(OT: „Viral“, Regie: Henry Joost/Ariel Schulman, USA, 2016)

Viral
„Viral“ erscheint am 21. Juli 2017 auf DVD und Blu-ray

Allein zu Hause sein, tun können, was man mag, ohne dass einem die Eltern dabei dazwischenfunken, Partys feiern, Alkohol trinken – das klingt für die meisten Teenager wie ein Traum. Ärgerlich nur, dass die Umstände so ganz und gar nicht traumhaft sind. Eine eigenartige Epidemie grassiert und die beiden Schwestern Emma (Sofia Black D’Elia) und Stacey (Analeigh Tipton) sind gezwungen, das Haus zu hüten, während ihre Eltern aufgrund der Quarantäne-Bestimmungen nicht da sind. Richtig erfolgreich sind die Maßnahmen der Regierung aber nicht: Immer mehr Menschen werden von dem eigenartigen Parasiten befallen, der sie zu blutrünstigen Bestien werden lässt. Gemeinsam mit Emmas Schwarm Evan (Travis Tope) heißt es deshalb bald: Feiern war gestern, heute ist Survivaltraining angesagt!

Die interessanteste Szene in Viral ist ausgerechnet eine, die gar nicht aus dem Film selbst stammt: Darin sieht man eine Ratte, die von einem Parasiten dazu gezwungen wird, eine Katze anzugreifen. Der Nager hat dabei erwartungsgemäß das Nachsehen und wird von dem Stubentiger verputzt. Und genau das war die Absicht des Parasiten, der sich nur im Darm einer Katze fortpflanzen kann. Ein Aufklärungsvideo an der Schule ist es, das wir hier zu sehen bekommen. Die Schule, an der der Vater von Emma und Stacey arbeitet. Ein Zufall ist das nicht, vielmehr der wenig subtile Versuch, auch dem letzten Zuschauer klarzumachen, mit welcher Gefahr sie es bei dem Menschenparasiten zu tun haben.

Eine gute Idee macht noch keinen guten Film
Es ist auch die Szene, mit der Viral zeigt, wie viel Potenzial das Szenario eigentlich gehabt hätte. Wenn sich dir bekannte, eigentlich wohlgesinnte Menschen nähern, ohne dass du ahnst, dass sie dich fünf Sekunden später genüsslich anknabbern, dann ist das schon ziemlich gemein. It Follows hatte da mit einer ganz ähnlichen Idee gespielt. Leider hatte das Drehbuchteam Barbara Marshall (Wish Upon) und Christopher B. Landon (Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse) aber gar keine Lust darauf, den Protagonisten perfide Fallen zu stellen. Viel einfacher und bequemer ist der Schreibvorgang da doch, mit den üblichen geifernden Monstern zu arbeiten. Nur wenn es gerade mal in den Kram passt, wird das Parasitenthema aufgegriffen. Ansonsten hätte das Werk ein x-beliebiger Zombiefilm sein können, mit dem Unterschied, dass Infektionen per Spuckangriff übertragen werden.

Immerhin hat das Regieduo Henry Joost und Ariel Schulman, welches letztes Jahr mit Nerve an den Start ging, diese Übergriffe solide inszeniert. Ein paar Schreckmomente hat der Film durchaus zu bieten, zudem haben die befallenen Menschen teilweise befremdlich außerirdische Züge – mit mal erschreckenden, mal belustigenden Folgen. Die größte Schwäche des Films sind jedoch die gesunden Vertreter der menschlichen Spezies. Denn auch hier zeigte man sich beim Drehbuchschreiben genügsam: Ob nun die beiden Schwestern oder der hinzugezogene Schwarm, echte Persönlichkeit hat keiner der drei. Dafür dürfen sie das Filmklischee bestätigen, dass es im Horrorgenre keiner großen Intelligenz bedarf, um die Hauptfigur zu spielen.

Mehr ist nicht immer mehr
Zum Schluss wird dann zwar versucht, die Jugendlichen etwas cleverer agieren zu lassen. So richtig überzeugend ist das aber nicht, eher drollig, wie die Schüler hier Wissenschaftler auf ihrem eigenen Gebiet schlagen wollen. Zudem wurden etwas überflüssig weitere Themen eingebaut, die vermutlich den Protagonisten mehr emotionale Tiefe geben sollten, dafür aber einfach zu oberflächlich bleiben. Da war What We Become doch die deutlich stimmigere Dramavariante des Monsterschrecks. Schlecht ist Viral damit nicht: Auch aufgrund der angenehm kurzen Laufzeit kann man sich hier durchaus die Zeit vertreiben. Und zum Ende hin werden auch ein paar weniger offensichtliche Wege ausprobiert. Dennoch reicht es insgesamt nur gerade so für den Durchschnitt, Nachschub für Horrorfans, die dringend neuen Nachschub brauchen und bereit sind, über die diversen Schwächen hinwegzusehen.



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„Viral“ beginnt mit einem interessanten Szenario, verpasst es aber, dieses dann auch wirklich konsequent zu nutzen. Stattdessen gibt es eine Zombievariante, die mit dem einen oder anderen Schreckmoment punktet, an vielen Stellen keine wirklichen Ideen hat oder diese zu wenig ausarbeitet.
5
von 10