Small Town Killers
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Small Town Killers

(„Dræberne fra Nibe“ directed by Ole Bornedal, 2017)

Small Town Killers
„Small Town Killers“ läuft ab 6. Juli 2017 im Kino

Offiziell führen Edward (Ulrich Thomsen) und Ib (Nicolas Bro) ein mittelständiges Handwerksunternehmen, mit dem sie gut über die Runden kommen und ihre Ehefrauen bei Laune halten. Inoffiziell verdienen sie sich mit Schwarzgeldarbeiten eine goldene Nase, während zu Hause Funkstille zwischen den Bettlaken herrscht. Die Ehen bestehen nur noch auf Papier, die anfängliche Leidenschaft ist über die Jahre hinweg grundlegender Abscheu gewichen. Eine Scheidung ist die offensichtliche Lösung, bis sie von den astronomisch hohen Kosten und Zahlungen hören. Beim abendlichen Besuch der örtlichen Kneipe kommt ihnen die glorreiche Idee – ein Auftragskiller. Keine Ehefrauen, keine Probleme! Gesagt, getan. Doch als der russische Killer und Teilzeitalkoholiker Igor (Marcin Dorocinski) am Flughafen ankommt, hegen die beiden im nüchternen Zustand erste Zweifel. Zu allem Überfluss bekommen die Ehefrauen von dem tödlichen Plan ihrer Männer mit und engagieren kurzerhand selbst eine Auftragsmörderin. Das Chaos ist perfekt und die Jagd aufeinander hat begonnen.

Das skrupellos scheinende Drama, ist in Wirklichkeit eine schwarze Komödie. Ib und Edward wirken mehr wie die Tollpatsche vom Dienst, die einmal zu viel Bockmist gebaut haben und sich nun mit einem russischen Killer rumschlagen müssen, bei dem man nie genau weiß, wie zurechnungsfähig er eigentlich ist. Umso imposanter sind seine perfiden Fähigkeiten, die er bei stetigem Alkoholkonsum unter Beweis stellt – der Stereotyp eines Russens eben. Auf weiblicher Front genießen Gritt (Mia Lyhne) und Ingrid (Lene Maria Christensen) das von ihren Männern gesponserte Luxusleben und gehen bei Salsa-Stunden auf Männerschau. Kaum beginnt die Jagd, fahren diese allerdings die frisch manikürten Krallen aus und gehen zum Gegenangriff über. Das Ergebnis, ein mordender Mary-Poppins-Verschnitt aus dem Land des ewigen Tees, die auf den einfallsreichen Namen Miss Nippleworthy (Gwen Taylor) hört. Kurios ist diese Art der modernen Scheidung allemal, aber funktioniert die Mischung aus blutrünstigen Stereotypen und dänischen Vorstädtern?

Die Ehetherapie von Morgen
Dass ein stinknormaler Gang zum Eheberater keine Zuschauer ins Kino lockt, dürfte wohl niemanden mehr überraschen. Und so wirft man relativ schnell jegliche Vernunft über Bord. Geleitet vom dänischen Regisseur Ole Bornedal (Possession – Das Dunkle in Dir) springt man zwischen den Fronten umher, bei denen sich jede der Parteien um ihren Mörder kümmern muss und ihn am liebsten umgehend zurück ins Flugzeug setzen würde. So ein Tod ist schließlich absolut und so schlimm scheint der jeweilige Partner dann doch nicht zu sein. Stück für Stück kommen sich Killer und Ziel näher, während die Eheleute plötzlich zusammenarbeiten müssen, um heil aus der Angelegenheit herauszukommen. Das Ganze eskaliert im Aufeinandertreffen von Igor und Miss Nippleworthy sowie einer tränenreichen Gegenüberstellung der vier Hauptverantwortlichen, die sich nach Jahren der Stille endlich die Meinung sagen.

Glückwunsch, es ist ein Flop
Leider mangelt es an Sympathieträgern und die Dialoge sind phasenweise beschämend diskriminierend, sogar rassistisch. Dem flachen Humor steht eine monotone Synchronisation gegenüber, die jeglichen Comedy-Funken der dänischen Originalvertonung im Keim erstickt. Das Potpourri aus zwei verkorksten Ehen und überzeichneten Auftragskillern aus den Weiten des Internets, die in einem Dorf in der dänischen Heide ordentlich auf den Putz hauen, schmeckt nach viel, aber wenig Gutem. Teils Krimi, Komödie und dann wieder Drama, springt der Film nicht nur zwischen den Fronten, sondern vor allem durch die Genrelisten, bei denen keines so wirklich dominiert und die führende Hand übernimmt. Trotz waghalsiger Idee, ein bunter Strauß der Durchschnittlichkeit, bei dem einen die Protagonisten kaum weniger egal sein könnten.



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Der interessante Plot hält den austauschbaren und teils nervigen Charakteren nicht Stand. Die neunzig minütige Therapiesitzung wird von einem fragwürdigen Genremischmasch und niveaulosen Humoranteil restlos überschattet. Die unterirdischen Dialoge und deren deutsche Synchronisation sind der endgültige Nagel im Bewertungssarg.
4
von 10