Mama gegen Papa
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Mama gegen Papa

(„Papa ou maman“ directed by Martin Bourboulon, 2015)

Florence (Marina Foïs) und Vincent Leroy (Laurent Lafitte) waren schon immer das perfekte Paar gewesen, sind erfolgreich in ihren Berufen, haben drei reizende Kinder, verstehen sich auch nach Jahren der Ehe blendend. Zu blendend. Nicht einmal, als die zwei die Scheidung beschlossen haben, kommt es zu irgendwelchen Streitereien. All das ändert sich jedoch, als der Gynäkologe und die Ingenieurin zeitgleich die Möglichkeit haben, im Ausland Traumprojekte anzunehmen. Aber was passiert mit den Kindern in der Zwischenzeit? Da beide der Ansicht sind, die drei sollten selbst darüber entscheiden, bei wem sie bleiben wollen, geben sie sich in der Folgezeit die größte Mühe, sich bei ihnen unbeliebt zu machen – koste es, was es wolle.

Frankreich, das Land der unbeschwerten, charmanten Liebeskomödien? Das war vielleicht früher einmal, in den letzten Jahren waren es vor allem die etwas bissigeren Vertreter, die sich in die Herzen der deutschen Zuschauer gekämpft haben. Ob es nun der politisch wenig korrekte Umgang mit Behinderten in Ziemlich beste Freunde war, die drogendealende Omi in Paulette oder das mit Vorurteilen spielende Monsieur Claude und seine Töchter, da wurde dem Zuschauer schon so einiges abverlangt. Ganz so erfolgreich war Mama gegen Papa hierzulande nicht, im Gegensatz zum Heimatland, wo der Film fast drei Millionen Zuschauer in die Kinos lockte, waren die deutschen Einspielergebnisse recht mau.

Mag sein, dass hier dann doch für viele einfach eine Schmerzgrenze überschritten wurde – so mancher Kritiker zeigte sich entsetzt, dass ein Film seine Komik daraus bezieht, dass Kinder gedemütigt, teilweise sogar verletzt werden. Unbeschwert und charmant ist daran jedenfalls nichts mehr, wenn Mamas ihre Töchter vor Freunden bewusst bloßstellen, Papas den Nachwuchs bei schmerzhaften Freizeitaktivitäten malträtieren. Lustig dafür schon. Zum einen wäre da die wohlig andere Ausgangslage, in der die üblichen Mechanismen eines Scheidungskriegs ins Gegenteil verkehrt werden: Ausnahmsweise streiten Eltern hier nicht darum, wer die Kinder behalten darf, sondern wer sie behalten muss.

Aber auch die Witze an sich sind im Großen und Ganzen gelungen. Gemäß der bewährten Methode, eine zunächst harmlose Situation ins Uferlose eskalieren zu lassen, steigert sich Mama gegen Papa von Mal zu Mal; die Methoden der Kindervergraulung werden härter, rücksichtsloser, geschmackloser. Anspruchsvoll ist das natürlich nicht, die satirischen Elemente werden mit viel Klamauk angereichert. Der Reiz der Komödie liegt aber in der Ungewissheit, was als nächstes wohl passieren mag. Der Neugierde, wie weit die beiden Kontrahenten während ihres Scheidungskrieges noch gehen werden.

Ganz konsequent ist das nicht immer, gerade zum Ende hin verabschiedet sich die Komödie leider von ihrer Bösartigkeit. Und plausibel ist es ohnehin nicht: Mama gegen Papa hat nicht vor, etwas Relevantes zum Thema zu sagen. Vielmehr besteht der Film aus einer Aneinanderreihung von Gags, die oftmals kaum miteinander verbunden sind, weshalb sich zwischendurch das Gefühl einstellt, dass die Geschichte kaum mehr vorankommt. Insgesamt wird aber gute Unterhaltung geboten, wenn zwei fast schon übertrieben nette Menschen das Arschloch in sich entdecken, den befreienden Spaß des Gemeinseins und in ihrem egoistischen Wettkampf alles andere aus den Augen verlieren.



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Wenn in „Mama gegen Papa“ Eltern versuchen, ihre Kinder loszuwerden, um ihre beruflichen Träume zu verwirklichen, dann ist das weder politisch korrekt, noch sonderlich anspruchsvoll. Dafür macht die etwas andere, schön übertriebene Scheidungskomödie aber Spaß, wenn man sich auf die verrückte Ausgangssituation und die geringe Plausibilität einlässt.
7
von 10