Dirty Grandpa
© Constantin Film

Dirty Grandpa

(„Dirty Grandpa“ directed by Dan Mazer, 2016)

Dirty Grandpa DVD
„Dirty Grandpa“ ist seit 4. August auf DVD und Blu-ray erhältlich

Nach dem Tod seiner Frau will der 70-jährige Rentner Dick Kelly (Robert De Niro) endlich wieder ein bisschen Spaß in seinem Leben, so wie es sich die Verstorbene für ihn gewünscht hat. Was würde sich da mehr anbieten als der nahende Spring Break in Florida? Dumm nur, dass ihm die Polizei kürzlich den Führerschein abgenommen hat, jemand anderes muss ihn daher fahren. Und Dick weiß auch schon wer: sein Enkel Jason (Zac Efron). Der ist zwar superspießig und eigentlich mit seinen Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt, lässt sich dann aber doch noch erweichen. Während die beiden von einem Chaos ins nächste stürzen und dabei Jasons frühere Bekannte Shadia (Zoey Deutch) und deren Freundin Leonore (Aubrey Plaza) treffen, muss Jason feststellen, dass er seinen Großvater eigentlich so gar nicht kennt.

Und wenn nichts mehr geht, dann kommt halt wieder ein Witz über Schwänze. Wer in den letzten Jahren Hollywoodkomödien anschaut, könnte schnell den Eindruck gewinnen, dass da ein inoffizieller Wettstreit im Gange ist, wer beim Limbotanz der Niveaulosigkeiten dem Boden am nächsten kommt. Selbst bei dem in den USA hochgelobten Vertretern wie Top Five oder Dating Queen wird Anzüglichkeit gern mit Provokation verwechselt, die Aneinanderreihung von Wörtern mit einem Witz. Natürlich muss Humor nicht immer feinsinnig sein, wie Das ist das Ende oder The Interview gezeigt haben, auch bei Bad Neighbors und Sex Tape durfte häufiger gelacht werden, als einem lieb ist. Dass es am Ende dann aber doch mehr als Schwänze braucht, das macht einem Dirty Grandpa recht schmerzhaft bewusst.

Am gelungensten ist vielleicht noch die Entscheidung, Zac Efron als Enkel zu besetzen, da er hiermit nicht nur das krasse Gegenstück zu seiner Rolle in Bad Neighbors darstellt, er persifliert gleichzeitig seine Zeit in High School Musical. Wenn ein muskelbepackter Supermann völlig fehlbesetzt einen spaßbefreiten Superspießer spielen soll, zeigt dass immerhin die Caster Sinn für Humor hatten, wenn das schon nicht auf die Drehbuchautoren zutrifft. Und bei Robert De Niro dürfte inzwischen ohnehin jeder aufgegeben haben, einen tieferen Sinn in dessen Rollenauswahl zu sehen. Schade ist nur, dass auch Aubrey Plaza für einen derartigen Film verheizt wurde. Immerhin: Mit ihrem Fetisch für alte Menschen sorgt sie für einen der wenigen Lacher in Dirty Grandpa. Wie oft sieht man schon, dass eine junge hübsche Frau bei der bloßen Erwähnung eines bettlägerigen, leicht demenzkranken Opas in Wallung gerät?

Von dieser Absurdität einmal abgesehen gibt es aber nur wenige Einfälle in dem Film, die diese Bezeichnung auch wirklich verdienen. Das Problem von Dirty Grandpa ist nämlich nicht, dass er niveaulos ist und zum Sexismus neigt. Das Problem ist, dass er langweilig ist. Ein Opa, der vulgär und schamlos ist, das allein reicht nicht, um hundert Minuten zu füllen. Auch dann nicht, wenn ein obligatorisch rührseliges Ende hinzuerfunden wird, das vom Ton her so gar nicht dazupassen will und erneut ohne eigene Note bleibt. Anhänger des derben Humors sind daher mit den Beispielen weiter oben deutlich besser bedient, alternativ darf es auch ein Jackass: Bad Grandpa sein. Das ist zwar ebenso anspruchslos, funktioniert als Film zudem nicht besonders, leidet gleichfalls unter einer erzwungenen Emotionalität. Dafür sind die Gags aber witzig oder zumindest überraschend – und das ist etwas, das das kalkuliert-müde Dirty Grandpa von sich nun wirklich nicht behaupten kann.



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Stell dir vor, ein sexhungriger Opa und sein spießiger Enkel gehen auf eine gemeinsame Reise. Mehr als das Szenario hat „Dirty Grandpa“ nicht zu bieten, der derbe Humor der Komödie ist letztendlich zu einfallslos und kalkuliert, als dass man wirklich über ihn lachen könnte.
3
von 10