Wilde Hunde - Rabid Dogs
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Wilde Hunde – Rabid Dogs

(„Enragés“ directed by Éric Hannezo, 2014)

Wilde Hunde
„Wilde Hunde – Rabid Dogs“ erscheint am 4. Mai auf DVD und Blu-ray

Das hätte alles ein wenig anders laufen sollen: Das Geld haben die Bankräuber erfolgreich an sich genommen, dafür ist nach dem blutigen Intermezzo, welches diverse Menschenleben gefordert hat, nun die komplette Polizei hinter ihnen her. Als auch noch der Chef der Bande während des Überfalls drauf geht, sind Sabri (Guillaume Gouix), Vincent (François Arnaud) und Manu (Franck Gastambide) auf sich allein gestellt und müssen irgendwie versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Fast allein, denn da wären auch noch die beiden Geiseln (Virginie LedoyenLambert Wilson), die sie im Schlepptau haben. Und ein kleines schlafendes Mädchen auf der Rückbank, welches für eine Organtransplantation dringend ins Krankenhaus muss.

Nicht nur die USA wildern ganz gern mal in der Filmschatztruhe herum, wenn es darum geht, Stoff für den nächsten Streifen zu finden. Das können andere Länder auch. Siehe Wilde Hunde – Rabid Dogs, das französisch-kanadische Remake eines Films von Horroraltmeister Mario Bava, welches letztes Jahr als Centerpiece des Fantasy Filmfests seine Premiere feierte und nun regulär in den Handel kommt. Und wie es sich für das berühmt-berüchtigte Genrefestival gehört, werden hier keine Gefangenen gemacht. Zumindest nicht für lange.

Ganz so ruppig wie zu Beginn, wenn beim Überfall mehrere über den Haufen geschossen werden, geht es später jedoch nicht mehr zu. Vereinzelt darf das Adrenalin noch mal in die Höhe schießen, wenn das unfreiwillig zusammengewürfelte Quintett kurz davor ist entdeckt zu werden oder eine Geisel meint, sich selbst befreien zu dürfen. Ansonsten aber geht es vielmehr um das kaputte Verhältnis der Gangster untereinander, die ganz offensichtlich von dem Verlauf ihres Coups überfordert sind, damit hadern, jemanden getötet zu haben, oder auch schon mal die weibliche Gefangene drangsalieren. Die Spannung des Film liegt also weniger darin, ob sie mit der Beute tatsächlich entkommen, sondern wer hier am Ende wohl wen abgemurkst haben wird.

Ganz so drastisch wie im Original, das vor einigen Jahren unter dem Titel Wild Dogs hierzulande erschien, geht es bei der französischsprachigen Version jedoch nicht zu. Allgemein wurde nur der grobe Rahmen und der Twist zum Schluss beibehalten, zwischendrin wurde so viel ausgetauscht, dass vielleicht auch ein zweiter Blick auf den Stoff nicht schaden kann – darunter ein eher grotesker Abschnitt in einem abgelegenen Dorf, der so völlig aus dem Nichts kommt. Aber allzu viel nachdenken sollte man bei der Interpretation durch Éric Hannezo, der hier sein Regiedebüt ablegt und am Drehbuch mitschrieb, ohnehin nicht. Dass hier manches nicht mit rechten Dingen vor sich geht, mag durch die Geschichte vorgegeben sein, anderes ist auf die üblichen Plausibilitätsproblemchen des Genres zurückzuführen.

Allgemein versucht Wilde Hunde – Rabid Dogs auch gar nicht, zu sehr eigene Spuren zu hinterlassen, sondern hält sich lieber an das Bewährte. Dass der Thriller etwas altmodisch wirkt, liegt aber nicht nur daran, dass die Figuren und einzelne Momente recht nah am Klischee sind und die üblichen Zufälligkeiten bemüht werden, sondern auch an der atmosphärischen Synthiemusik, welche einen Großteil des Films begleitet. Da die gewaltsame Flucht zudem in schicke Bilder verpackt wurde, dürfen Freunde etwas blei- und bluthaltiger Gangsterthriller hier durchaus einsteigen und die Fahrt genießen.



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Das Remake des italienischen Thrillers orientiert sich nur grob am Original, verpasst trotz der Neuerungen aber, wirklich eigene Akzente zu setzen. Schick in Szene gesetzt bietet „Wilde Hunde“ Genrefreunden ansprechende Unterhaltung, bei der sich blutige Actionszenen und Psychoterror die Waage halten.
6
von 10