Nachdem Mario in den 1980ern sowohl in den Spielhallen wie auch daheim bei den Leuten zu einer Hüpfikone geworden war, dauerte es nicht lange, bis er in unzähligen anderen Genres ein neues Zuhause fand. Auffallend war, wie er und andere aus seinem Umfeld in den 1990ern in zahlreiche Denk- und Geschicklichkeitsspiele eingebaut wurden, darunter in Dr. Mario (1990) und Mario & Yoshi (1991). Ebenfalls in diese Phase fällt Mario’s Picross von 1995. Zwar war das Spiel für den Game Boy seinerzeit im Westen ein Flop, weshalb die direkten Nachfolger nur in Japan auf den Markt kamen. Das Spielprinzip selbst erfreut sich inzwischen aber einer hohen Beliebtheit. Tatsächlich sind Dutzende weiterer Picross-Spiele seither veröffentlicht worden – nur eben ohne das beliebte Nintendo-Maskottchen.
Spiel mit den Zahlen
Die einzelnen Games funktionieren dabei praktisch immer nach demselben Prinzip. In einem quadratischen, später auch rechteckigen Spielfeld gibt es Spalten und Zeilen. Neben jeder steht eine Zahl, die angibt, wie viele Treffer es darin gibt. Steht bei einer Spalte mit fünf Kästchen eine „2“, weiß man also, dass zwei dieser fünf Kästchen ausgefüllt werden müssen, die direkt nebeneinander liegen. Steht da zweimal „1“ sind es zwei einzelne Felder, die nicht aneinandergrenzen. Dafür greift man in Mario’s Picross zu Hammer und Meißel und legt bei dem Kästchen los, von dem man vermutet, dass es das richtige ist. Hat man recht, ist das Kästchen entsprechend gefüllt. Sonst droht eine Zeitstrafe. Bei mehreren Verstößen summieren sich diese. Ziel des Spiels ist es, alle richtigen Kästchen rechtzeitig gefunden zu haben, bevor das Zeitlimit erreicht wurde. Schafft man das nicht, darf man das Level noch einmal von vorne anfangen.
Nun hört sich das erst einmal nach Trial-and-Error an. Tatsächlich gibt es aber durchaus Möglichkeiten, dass die einzelnen Versuche mehr sind als reines Raten. Beispielsweise ist eine „5“ bei fünf Kästchen ebenso eindeutig wie eine „0“. Bei einer „4“ weiß man zumindest, dass die drei mittleren Kästchen Treffer sein müssen, da alle vier Felder ja zusammenhängen. Mit jedem Treffer wird es dann auch leichter, weil das wiederum Rückschlüsse auf die dazugehörige Querzeile zulässt. Anfangs dauert es vielleicht, bis man das erkennt. Mit der Zeit entsteht aber ein Automatismus, vieles lässt sich in Mario’s Picross mit der entsprechenden Übung leicht bestimmen. Je höher das Level, umso höher dann auch der Anspruch, umso kniffliger das Rätsel. Da kann es schon vorkommen, dass man wirklich 30 Minuten auf den Bildschirm starrt und verschiedene Möglichkeiten im Kopf durchgeht.
Viel zum Grübeln
Das macht insgesamt viel Spaß und ist auch für ein Publikum geeignet, das lieber nachdenkt, weniger reagiert. Wo bei den obigen Mario-Spin-offs doch die Geschicklichkeit eine größere Rolle spielt, da ist bei Mario’s Picross ausschließlich Köpfchen gefragt. Oder zumindest fast. Manchmal läuft es trotz allen Gehirnschmalzes tatsächlich auf ein Raten hinaus, weil die Hinweise mehrere Deutungen zulassen. Das ist dann schon frustrierend, vor allem wenn man ohnehin viel Zeit aufwendet. Zwar kann man auch unabhängig von den Zahlen Vermutungen anstellen. So bezieht sich der Titel darauf, dass die ausgefüllten Kästchen irgendwann ein Bild ergeben. Man kann allein aufgrund der Optik daher der Lösung näherkommen. Dennoch: Das eine oder andere Mal kommt da schon etwas Ärger auf.
Insgesamt ist Mario’s Picross aber ein Game, das auch dreißig Jahre später noch eine ganze Menge Spaß macht. Insgesamt 256 Puzzles gibt es in dieser Fassung, man ist also erst einmal eine ganze Weile beschäftigt. Die Abwechslung ist dabei notgedrungen nicht sehr groß. Wobei es im weiteren Verlauf eine Variation des Prinzips gibt: Ein anderer Spielmodus arbeitet ohne Zeitlimit, verrät aber auch nicht, wenn man einen Fehler macht. Hört sich einfacher an, kann jedoch noch schwieriger sein. Schließlich kommt es vor, dass eine falsche Vermutung weitere falsche nach sich zieht, bis man gar nicht mehr weiß, was noch stimmt. Da heißt nur noch von vorne anfangen. Der Unterhaltungsfaktor ist aber groß genug, ein gewisser Ehrgeiz vorausgesetzt, um sich davon nicht unterkriegen zu lassen.
OT: „Mario’s Picross“
Land: Japan
Jahr: 1995
Director: Tsunekazu Ishihara
Producer: Takashi Kawaguchi, Makoto Nakayama
Musik: Toshiyuki Ueno
Publisher: Nintendo
Entwickler: Jupiter, Ape Inc.
Plattformen: Game Boy
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