
Die Freude ist groß bei Margaret Lois Reedle (Brigitte Grothum), als sie eine Stelle als Sekretärin bei Lady Eleanora Moron (Lil Dagover) erhält. Doch die Freude macht bald Unbehagen Platz, als sie seltsame Drohanrufe erhält, aus denen sie nicht schlau wird. Warum sollte man ihr etwas anhaben wollen? Zu ihrem Entsetzen scheint es sich dabei nicht um leere Drohungen zu handeln. Kurze Zeit später kommt es zu ersten Mordanschlägen auf sie, ihre beste Freundin Lizzy Smith (Edith Hancke) gerät dabei ebenfalls in Gefahr. Zu ihrem Glück ist Mike Dorn (Joachim Fuchsberger) zur Stelle und hilft ihr aus der Patsche. Das macht die Geschichte aber nicht weniger rätselhaft. Und nicht weniger schockierend, denn die junge Frau macht daraufhin eine unerwartete Entdeckung …
Vergleichsweise normale Geschichte
Sie gehören fest zum jährlichen Fernsehprogramm an Weihnachten dazu: Die in den 1960ern produzierten Krimis nach Geschichten von Edgar Wallace. Diese haben zwar nichts Besinnliches an sich und werden heute von vielen belächelt. Seinerzeit waren sie aber absolute Kassenschlager, die in den ersten Jahren ein Millionenpublikum anzogen. Kein Wunder, dass innerhalb von 13 Jahren gleich drei Dutzende Filme entstanden sind, um so von der Popularität zu profitieren. Und auch heute noch haben sie ihren eigenen Charme, da die Filme gleichzeitig betulich und völlig überzogen sind. Und das gilt ebenso für den neunten Film Die seltsame Gräfin, der ursprünglich 1961 in die Kinos und mit einer Besucherzahl von etwa 2,6 Millionen Menschen kommerziell gesehen zum Mittelfeld innerhalb der zwei Jahre zuvor gestarteten Reihe gehören.
Der Film setzt dabei auf die übliche Mischung aus Geheimnis und Wahnsinn – und das in mehr als einer Hinsicht. Anfangs ist die Geschichte noch relativ geradlinig, wenn die Protagonistin von einem unbekannten Mann, gespielt von niemand Geringerem als Klaus Kinski, per Telefon terrorisiert wird und diverse Mordanschläge über sich ergehen muss. Warum es sowohl Drohungen als auch Anschläge gibt, erschließt sich zwar nicht wirklich. Will man sie vertreiben oder tatsächlich töten? Wenn Letzteres das Ziel ist, sind die Warnungen eher kontraproduktiv. Aber man darf bei den Edgar-Wallace-Titeln praktisch nie erwarten, dass sie sinnvoll sind. Ein Teil des Spaßes besteht schon darin, wie absurd die Ereignisse sind. Wobei die grundsätzliche Geschichte von Die seltsame Gräfin sogar noch vergleichsweise gut funktioniert – anders als etwa bei Der Fälscher von London, wo man erst gar nicht versuchen sollte, dieses groteske Konstrukt verstehen zu wollen.
Gut gespielt und stimmungsvoll
Dafür wird der Film anderweitig exzessiv. Wenn es im weiteren Verlauf um die psychiatrische Anstalt geht, die von dem dubiosen Dr. Tappat (Rudolf Fernau) geleitet wird, nähert sich der Krimi dem Horrorgenre an. An der Stelle hätte man sogar noch weitergehen dürfen und richtig mit Abgründen arbeiten. Aber auch so hinterlassen die Stellen in Die seltsame Gräfin Eindruck. Die eigentlichen Mordanschläge funktionieren, ohne aber zu spannend zu werden. Sie sind auch nicht so unterhaltsam wie die Passagen in Die Gruft mit dem Rätselschloss, wenn die bizarren Todesfallen ein Opfer nach dem anderen einfordern. Vergiftete Pralinen? Das ist im Vergleich fast schon langweilig.
Dafür profitiert der Film von der Besetzung. Eindrucksvoll ist etwa Altstar Lil Dagover (Das Cabinet des Dr. Caligari), die als titelgebende Gräfin gleichzeitig entrückt und fürsorglich ist. Man weiß hier zunächst schlicht nicht, was eigentlich mit ihr ist und worum es geht. Die seltsame Gräfin hält natürlich die eine oder andere Überraschung und Wendung bereit, sowohl für die Protagonistin, die eine lebensverändernde Entdeckung macht, wie auch für die Zuschauer und Zuschauerinnen. Auch das stimmungsvolle Setting trägt dazu bei, dass sich nach wie vor ein Blick auf den Film lohnt. Als reiner Krimi ist die Adaption vielleicht weniger spannend. Aber irgendwie sind diese Geschichten immer etwas ganz Eigenes.
OT: „Die seltsame Gräfin“
Land: Deutschland
Jahr: 1961
Regie: Josef von Baky
Drehbuch: Robert A. Stemmle, Curt Hanno Gutbrod
Vorlage: Edgar Wallace
Musik: Peter Thomas
Kamera: Richard Angst
Besetzung: Brigitte Grothum, Lil Dagover, Joachim Fuchsberger, Brigitte Grothum, Eddi Arent, Rudolf Fernau, Edith Hancke
Amazon (DVD „Die seltsame Gräfin“)
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)







