
Japan, Ezo (heutiges Hokkaido), 1603.
Diese nördliche Region Japans wird von einem Geist oder, wie die Bewohner ihn bezeichnen – einem Onryō – heimgesucht. Dieser rachsüchtige Geist macht Jagd auf die sogenannten Yōtei Six, eine Gruppe, die über Jahrzehnte ihre Macht in Ezo durch alle Mittel, die man sich vorstellen kann, ausgebaut hat und die Bevölkerung gewaltsam unterdrückt.
Die Yōtei Six und ihren brutalen Anführer Lord Saito lernen wir durch die Augen der Protagonistin Atsu kennen. Atsu muss als junges Mädchen dabei zusehen, wie die Yōtei Six ihre Mutter, ihren Vater und ihren Zwillingsbruder ermorden. Lord Saito durchstößt mit dem Schwert ihres Vaters Atsus Schulter und pinnt sie damit an einen Baum. Schwer verletzt und von Flammen umringt, wird sie zum Sterben zurückgelassen. Aber das ist keineswegs das Ende von Atsus Geschichte, denn hier schwört sie an den Yōtei Six Rache zu nehmen, koste es was es wolle.
Simple Rache, oder?
16 Jahre später, nachdem sie ihr bisheriges Leben damit verbrachte, ihre Fertigkeiten zu entwickeln, begibt sie sich zurück nach Ezo, um ihre Rachepläne in die Tat umzusetzen. Sie beginnt damit, das schwächste Mitglied der Yōtei Six – die Schlange – ausfindig zu machen und niederzustrecken. Daraufhin öffnet sich für Atsu und die Spieler:innen die Region rund um den Berg Yōtei und nun steht es jeder und jedem frei, den Rest der Yōtei Six in beliebiger Reihenfolge zu erledigen und zum Onryō zu werden.
Die Story von Ghost of Yōtei lässt sich im Grunde als einfache Rachegeschichte beschreiben. Skrupellos startet Atsu ihre Mission, ohne Rücksicht darauf, was mit ihr nach Ende ihrer Reise passiert. Zu Beginn ist sie als Protagonistin geradezu unsympathisch, aber die Stärke der Geschichte liegt in den Begegnungen und ihrer damit einhergehenden charakterlichen Entwicklung. Und hier schafft es das Action-Adventure in jedem Stadium dieser Entwicklung, die Entscheidungen Atsus glaubwürdig darzustellen.
Film und Spiel vereint
Die filmischen Inspirationen in dem Videospiel-Franchise, das 2020 mit Ghost of Tsushima begann, sind schon lange offensichtlich. Besonders der Kurosawa Mode, benannt nach einem der bekanntesten japanischen Regisseure, leistet dazu einen erheblichen Beitrag. Dieses Mal werden zwei weitere Regisseure referenziert und bekommen einen eigenen Modus, den man im Menü ein- und ausschalten kann. Shinichiro Watanabe und Takashi Miike, wovon Watanabe selbst am Spiel mitgearbeitet hat. Um das cinematische Gefühl noch weiter zu verstärken, sind alle Cut Scenes im 21:9 Format zu sehen, mit schwarzen Balken an den Bildrändern und die Duelle, die in ihrer Aufmachung an Western-Standoffs erinnern, kehren selbstverständlich auch zurück.
Neben Beispielen auf ästhetischer Ebene erinnert auch die Art wie die Geschichte erzählt wird eher an einen Film, da die Spieler:innen, bis auf kleinere Dialogoptionen, keine Möglichkeit haben die Story oder ihr Ende zu beeinflussen. Und hier weist Ghost of Yōtei eine beeindruckende Balance zwischen dem Erzählen einer linearen Geschichte und der Agency der Spieler:innen, diese Geschichte so zu erleben, wie sie es möchten, auf.
Open World
Wie schon gesagt, steht es den Spieler:innen frei die Reihenfolge, in der sie die Yōtei Six jagen möchten, frei zu wählen, wodurch sich für jede/n ein ganz eigener Spielfluss entwickelt. Das wird durch dynamisches Skaling der Gegner unterstützt. Keine Regionen sind, wie in anderen Spielen an Levelgrenzen gebunden. Die ganze Welt skaliert mit dem Vorankommen von Atsu mit, wodurch natürlich auch der spielerische Anspruch, sich alles zu Nutze zu machen, was man im Arsenal hat konstant bleibt. Weder hat man das Gefühl, es sei zu einfach, Ezo zurückzuerobern, noch zu schwer, denn auch ein einzelner Gegner, kann Atsu niederstecken, wenn man nicht aufpasst.
Wer den Vorgänger Ghost of Tsushima gespielt hat, wird in Ezo viel Bekanntes wiederfinden. Heiße Quellen, Fuchsbauten, Schreine, Forts – in dieser Hinsicht funktioniert Ghost of Yōtei sehr ähnlich. Aber ist das etwas Schlechtes? Mehr von etwas Gutem kann in diesem Fall nichts Schlechtes sein und es ist offensichtlich, dass durch die Fülle an Aktivitäten und die Geschwindigkeit, in der man sie abschließen kann, das Engagement hochgehalten werden soll, was auch gelingt. Aber anstatt ein Fragezeichen auf der Karte nach dem anderen abzuklappern, begibt man sich sehr organisch von einer Station zur nächsten, ohne das Gefühl zu haben gedankenlos die 100% erreichen zu müssen.
Waffen, soweit das Auge reicht
Hinter jeder Ecke lauern hier andere Gefahren, die auf verschiedene Weisen beseitigt werden müssen. Und wo das Kampfsystem von Ghost of Tsushima schon als nahezu perfekt aufgefasst wurde, legt Ghost of Yōtei nochmal eine Schippe drauf. Nicht nur durch Schusswaffen, die im 17. Jahrhundert inzwischen zugänglich waren, sondern auch durch verschiedene Nahkampfwaffen und Items, die alle einen sehr spezifischen Zweck haben.
Durch die sehr klar definierten Stärken der verschiedenen Waffen ist der Unterschied dazwischen, sich der Stärken zu bedienen oder alles beispielsweise mit dem Katana regeln zu wollen enorm. Gerade, wenn man sich einer größeren Gruppe Gegner gegenübersieht, ist der richtige Einsatz Atsus Arsenals bedeutend, um zu überleben.
OT: „Ghost of Yōtei“
Land: USA
Jahr: 2005
Director: Nate Fox, Jason Connell
Producer: Brian Fleming
Artist: Joanna Wang
Musik: Toma Otowa
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Entwickler: Sucker Punch
Plattformen: PlayStation 5
Amazon (PlayStation 5 Videospiel „Ghost of Yōtei“)
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