
Dass fiktionale Filme, genügend Erfolg vorausgesetzt, eine Fortsetzung erhalten, ist natürlich bekannt. Dafür gibt es unzählige Beispiele. Im dokumentarischen Bereich ist das Konzept, eine Geschichte später noch einmal aufzugreifen, jedoch eine absolute Seltenheit. Eine solche kommt nun in die deutschen Kinos. So handelt es sich bei Achtundzwanzig um den dritten Teil einer Langzeitbeobachtung. Los ging es 2012 mit Vierzehn – Erwachsen in neun Monaten, das von vier Mädchen erzählte, die mit 14 Jahren schwanger wurden. 2014 kam mit Achtzehn – Wagnis Leben ein zweiter Film, damals waren die Protagonistinnen volljährig geworden. Nun wird die Beobachtung abgeschlossen, zu einem ganz besonderen Zeitpunkt: Die Kinder aus dem ersten Film sind inzwischen selbst 14 Jahre alt, sind also in dem Alter, als ihre Mütter sie bekamen.
Vorkenntnisse von Vorteil
Das ist dann vor allem für ein Publikum interessant, das von Anfang an dabei gewesen ist. Denn auf diese Weise wird die Entwicklung deutlich, wenn aus den Jugendlichen Erwachsene geworden sind. Und es ermöglichen sich dann auch Vergleiche der Kinder mit den Eltern. Wie sind sie, wenn man sie mit den Müttern von damals vergleicht, als die 14-Jährigen auf einmal eine große Verantwortung übernehmen mussten? Nur müsste man dann eben auch die beiden anderen Filme kennen und sie so präsent haben, dass ein Vergleich überhaupt möglich ist. Ansonsten fällt das weg und man nimmt bei Achtundzwanzig nicht so viel mit, wie es vom Thema her möglich ist. Denn Neulingen wird in der Hinsicht nicht viel angeboten.
Allgemein ist es ein wenig schwierig, hier ohne Vorkenntnisse folgen zu können. Prinzipiell handelt es sich zwar um Momentaufnahmen, die für sich stehen und die man durchaus versteht. Regisseurin Cornelia Grünberg, die von Anfang an dabei war, verzichtet jedoch auf jegliche Kontexte. Weder stellt sie die Menschen vor, noch gibt es Informationen zu ihren Lebensumständen und der Vergangenheit. Dadurch braucht man ziemlich lang, bis man einigermaßen die einzelnen Personen zuordnen kann. Einiges davon erschließt sich zwar mit der Zeit durch die zahlreichen Interviewszenen. Dennoch bleiben bei Achtundzwanzig viele Fragen offen. Man merkt, dass das alles nur Ausschnitte aus einer Lebensgeschichte sind, die sich – selbst mit Vorkenntnissen – zu einem nur unvollständigen Bild zusammensetzen.
In sich geschlossen
Äußere Kontexte fehlen sowieso. Bei einem Porträt, das sich über 14 Jahre hinwegzieht, sollte man eigentlich erwarten, dass die sich verändernde Welt auch irgendwie Einzug in die Geschichte findet. Schließlich hat sich da so viel getan, kamen neue Themen auf, weltpolitisch wie gesellschaftlich. In Achtundzwanzig ist davon wenig zu merken. Grünberg bleibt so nah an den Leuten dran, dass das Drumherum unsichtbar wird. Man kann an vielen Stellen gar nicht sagen, in welcher Zeit wir uns eigentlich befinden. Das ist zwar legitim, da es primär um die Menschen und ihre Schicksale geht. Ein bisschen verschenktes Potenzial ist das aber schon, den Rest der Welt auszuschließen, zumal auf jegliche Kommentare verzichtet wird.
Und doch sind da immer wieder sehenswerte Passagen dabei, die sehr von den menschlichen Situationen leben. Da geht es um die unterschiedlichsten Themen, ob es nun das Glück der Beziehung geht oder Mobbing an der Schule. Zu Herzen geht auch, wenn zwischendurch von einem kurz nach der Geburt gestorbenen Kind gesprochen wird. Manche der Befragten haben einiges zu erzählen, andere eher weniger – wie das im Leben nun einmal ist. Wer eine Vorliebe für solche Alltagsmomente hat, kann deshalb auf jeden Fall einmal vorbeischauen, wenn und Achtundzwanzig eine Reihe von Leuten präsentiert. Man kommt ihnen nur nicht so nahe, wie man sich das vielleicht gewünscht hätte, selbst nach 14 Jahren gemeinsamen Jahren.
OT: „Achtundzwanzig“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Cornelia Grünberg
Drehbuch: Cornelia Grünberg, Andreas Grünberg
Musik: Christina Haas, Artemizia
Kamera: Sven Jakob-Engelmann, Heiko Merten, Yoliswa von Dallwitz
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