Shape of Momo
© Dalley Khorsani Productions

Shape of Momo

Shape of Momo
„Shape of Momo“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Die 32-jährige Bishnu (Gaumaya Gurung) hat genug von ihrer Arbeit in der Stadt und kehrt zurück in ihre Heimat, ein kleines Dorf im Himalaya. Doch von einer freudigen Rückkehr kann keine Rede sein, es dauert nicht lang, bis es zu ersten Spannungen kommt. Dass sie beispielsweise noch immer nicht verheiratet ist, kommt gar nicht gut an, zumal ihre jüngere Schwester bereits schwanger ist. Als sie einen Mann kennenlernt, der tatsächlich für eine Beziehung in Frage kommt, muss sie sich fragen, ob es wirklich das ist, was sie vom Leben will. Auch sonst hat Bishnu mit den Erwartungen der anderen Familienmitglieder zu kämpfen – zumal die alten Traditionen in dem Dorf noch sehr lebendig sind …

Autobiografisch gefärbtes Drama

In der letzten Zeit haben sich mehrere indische Regisseurinnen mit sorgfältig beobachteten und ruhig erzählten Frauenporträts hervorgetan. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil es sich jeweils um das Spielfilm- bzw. Langfilmdebüt handelte. Den Auftakt machte Payal Kapadias All We Imagine as Light, das von einem Festival zum nächsten weitergereicht wurde und sensationell sogar zwei Nominierungen bei den Golden Globes erhalten hat. Kürzlich erschien mit Songs of Forgotten Trees ein ähnlich gelagertes Drama von Anuparna Roy, die sich speziell das Leben von immigrierten Frauen in Indien anschaute. Mit Shape of Momo folgt nun ein dritter Film, der neugierig auf die weitere Arbeit einer Debütantin macht, dieses Mal von Tribeny Rai.

Im Gegensatz zu ihren beiden Kolleginnen, die in ihren Werken jeweils das Leben in Mumbai thematisierten, schaut sich Rai jedoch das Leben in einem Dorf im Himalaya an. Das ist zwangsläufig mit reizvollen Bildern verbunden, sowohl im Hinblick auf die Landschaft wie auch folkloristische Elemente. Das autobiografisch gefärbte Drama nimmt das Setting jedoch nicht nur als hübsche Hintergrundoku. Vielmehr ist der Ort ein wichtiger Bestandteil, da es in Shape of Momo maßgeblich auch um die dortige Gesellschaft geht. Bei ihrer Rückkehr wird der Protagonistin bewusst, wie sehr sie noch immer von den dort vorherrschenden Erwartungen und Traditionen geprägt ist. Zwar hat sie durch ihre Zeit in der Stadt andere Ansichten und Erwartungen. Sie kann sich aber nicht völlig von dem lösen, was von ihr erwartet wird – durch andere wie durch sie selbst.

Zwischen Tradition und Selbstbehauptung

Dabei ist es vor allem die Rolle der Frau, welche Rai und Kislay Kislay in dem Drehbuch näher beleuchten. So erwartet Bishnu eine stark patriarchisch dominierte Gesellschaft, in der Frauen nur Menschen zweiter Klasse sind, weshalb sie beispielsweise erst nach den Männern essen dürfen. Dabei sind die weiblichen Figuren aber nuancierter dargestellt, als man es erwarten konnte. Teilweise bestätigen sie diese Traditionen und geben sie an die nächste Generation weiter. Teilweise versuchen sie aber auch, sich auf ihre Weise dagegen aufzulehnen. Shape of Momo verurteilt dabei nicht, macht aus der Mutter, die ihre Tochter verheiratet sehen will, keine Gegenspielerin. Denn schließlich ist auch sie geprägt durch diese alten Wertvorstellungen, kann diese nicht einfach so hinter sich lassen.

Allgemein ist das Drama, das beim San Sebastian Festival 2025 Weltpremiere hatte, kein Werk, der groß werten will. Rai zieht sich lieber auf die Beobachterposition zurück und erzählt ihre Geschichte ganz ruhig, frei von Manipulation oder jeglicher Aufbauschung. Darauf muss man sich dann auch einlassen können. Shape of Momo ist nichts für ungeduldige Zuschauer und Zuschauerinnen, ebenso wenig für solche, die eine saubere und kathartische Auflösung einfordern. Wer auf eine solche verzichten kann und Filme zu schätzen weiß, die irgendwo zwischen Charakter- und Gesellschaftsporträt angelegt sind, sollte dieses Werk im Auge behalten. Der Film macht dabei neugierig auf das, was die Regisseurin wohl als nächstes zu erzählen hat – und welche weiteren Filmemacherinnen sich aus diesem Land noch zu Wort melden werden.

Credits

OT: „Shape of Momo“
Land: Indien, Südkorea
Jahr: 2025
Regie: Tribeny Rai
Drehbuch: Kislay Kislay, Tribeny Rai
Musik: Mikhail Marak
Kamera: Archana Ghangrekar
Besetzung: Gaumaya Gurung, Pashupati Rai, Shyama Shree Sherpa, Rahul Mukhia, Bhanu Maya Rai

Bilder

Filmfeste

San Sebastian 2025
Filmfest Hamburg 2025

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Shape of Momo
fazit
„Shape of Momo“ erzählt von einer Inderin, die ihren Job in der Stadt hinter sich lässt und in ihr Dorf im Himalaya zurückkehrt. Das ruhig erzählte Drama ist dabei eine Mischung aus Charakter- und Gesellschaftsporträt, wenn Frauen mehrerer Generationen gezeigt werden und wie diese in der patriarchisch geprägten Gesellschaft nach einem Weg für sich suchen.
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