Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien erzählt die Geschichte der deutschen Mathematikerin Maria Reiche (Devrim Lingnau), die in den 1930ern nach Peru ausgewandert ist, um dort ein neues Leben zu beginnen. Als sie einem Archäologen bei der Übersetzung von Schriftstücken hilft, entdeckt sie eigenartige Linien in der Wüste, von denen niemand weiß, was sie bedeuten und wer sie hinterlassen hat. Dieser historische Fund wird später als Nazca-Linien berühmt werden und gilt als archäologische Sensation. Wir haben anlässlich des Kinostarts am 25. September 2025 mit Regisseur und Co-Autor Damien Dorsaz über die Arbeit an dem Film gesprochen und was er persönlich für sich mitgenommen hat.
Könntest du uns etwas über die Entstehungsgeschichte von Maria Reiche erzählen? Wie kamst du auf die Idee für den Film?
Ich habe Maria Reiche vor vielen Jahren persönlich kennengelernt. Das war 1996, ich war damals 23 Jahre alt. Sie hat damals großen Eindruck bei mir hinterlassen. Ich bin danach mit ihrer Organisation in Kontakt geblieben und habe als Assistent für Archäologen gearbeitet. 2006 habe ich dann einen Dokumentarfilm über sie gedreht und bin dabei wirklich durch ihr Archiv gegangen. Ich habe mir ihre Bücher angeschaut, all ihre Briefe gelesen. Mir hat dieser Dokumentarfilm aber nicht gereicht. Mich interessierten mehr die metaphysischen Fragen. Wie können wir etwas finden, das uns wichtig ist? Unseren Platz in dieser Welt? Und ich dachte, dass es spannend sein könnte, diesen Fragen anhand von Maria nachzugehen – aber auf eine visuelle Weise, nicht auf eine theoretische. Eine Frau, die in der Wüste Linien findet, das ist ein sehr starkes Bild.
Und hast du Antworten durch den Spielfilm gefunden?
Das nicht. Dafür aber bessere Fragen. (lacht) Im Ernst, ich wollte der inneren Reise dieser Frau folgen und das Publikum mitnehmen, damit es selbst fühlen kann, was in ihr vor sich ging. Und nur ein fiktionaler Film kann das erreichen. Genauso auch die enorme Lebenskraft von Maria, ihre Energie. Ich wollte diese Energie einfangen und zeigen. Und ich wollte diesen Moment, wenn die Sonne untergeht und Maria ihre Verbindung zu der Welt findet. Um auf deine Frage zurückzukommen: Es sind die Fragen, die mich interessieren, die Reise zu der Antwort, weniger die Antwort an sich.
Du hast erwähnt, dass du viel für den Dokumentarfilm recherchiert hast. Wie sieht es mit dem Spielfilm aus? Hast du da überhaupt noch recherchiert?
Nein. Ich wusste schon so viel über Maria und ihr Leben, dass ich nicht mehr so viel suchen musste. Die Frage war eher, wie ich das alles in einen Film umsetzen kann und wie ich dem Menschen näherkommen kann.
Und wie hast du das geschafft? Maria war zu dem Zeitpunkt ja bereits tot, du konntest sie also nicht mehr fragen.
Es gibt einen Brief, der mir sehr wichtig war. Ein Brief, den sie ihrer Mutter geschrieben hat und in dem sie sich dafür entschuldigt, nicht die Tochter zu sein, die sie sich gewünscht hatte. Sie schrieb, dass sie etwas sucht, fühlt, dass da etwas in ihr ist, und sich sicher ist, dass sie irgendwann etwas finden wird. Sie versuchte damals, sich selbst besser kennenzulernen und war davon überzeugt, dass etwas geschehen wird. Der Brief ist letztendlich die Basis für meinen Film und diese innere Reise. Ich bin ihr nähergekommen, indem ich dieser Reise gefolgt bin. Ich weiß nicht, ob ich der realen Maria dadurch wirklich nahegekommen bin. Das war aber auch nicht mein Ziel, der Film soll kein Biopic sein. Ich wollte zeigen, wie jemand seinen eigenen Weg findet. Das ist das eigentliche Thema des Films.
Hast du während dieser Reise auch etwas über dich selbst gelernt?
Natürlich! Als ich etwa 30 war, habe ich beschlossen, dass ich etwas in meinem Leben ändern muss und habe deshalb ein Jahr lang mit Mönchen gelebt. Damals habe ich als Schauspieler gearbeitet und alles abgebrochen, auch um meinen eigenen Glauben zu überprüfen. Das war eine sehr gute Erfahrung. Ich war damals noch ein gläubiger Mensch, nach dem Jahr war ich davon überzeugt, dass es nichts gibt. Das war eine komplette Veränderung für mich. Der Film ist mein Versuch, mich wieder in meinem Leben wiederzufinden und eine Verbindung aufzubauen. Ich glaube, dass ich durch den Film die Welt besser verstehe und auch meine Beziehung zu dieser Welt.
Warum bist du überhaupt Filmemacher geworden?
Ich glaube, dass ich mit anderen teilen kann, wie wir auf das Leben schauen. Als Schauspieler hast du nicht wirklich die Möglichkeit, weswegen ich nach mehr gesucht habe. Als Regisseur kannst du eine Welt erschaffen, wie ein Haus, in das du andere einlädst. Und das liebe ich. Als Schauspieler war ich immer Teil des Hauses. Auch das ist interessant. Aber dein eigenes Haus zu bauen, das ist noch einmal etwas anderes. Ich war davon überzeugt, dass ich das hinbekommen kann, und wollte es deshalb ausprobieren. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass andere in dieses Haus kommen und eine interessante Erfahrung machen. Das ist mir wichtiger, als von dem Publikum geliebt zu werden. Vielleicht kann ich es an Orte mitnehmen, an die es sonst nie gegangen wäre.
Nachdem dieses Haus nun fertig ist, wie geht es danach weiter? Welche Häuser planst du als nächstes?
Bei diesem Haus ging es mir wie gesagt darum, wie wir unseren Weg finden und unsere Leidenschaft. Das nächste Haus soll darum gehen, wie es ist, wenn wir etwas gefunden, dann aber wieder verloren haben und uns selbst verloren fühlen. Wie können wir es wiederfinden?
Vielen Dank für das Interview!
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