Viel Nebel im November
© Justin Babilon

Viel Nebel im November

Viel Nebel im November
„Viel Nebel im November“ // Deutschland-Start: 1. September 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Paula (Sidney Fahlisch) ist 17 Jahre alt und hätte Besseres zu tun, als den lieben, langen Tag auf dem Bauernhof ihrer Eltern zu rackern. Zum Beispiel sollte sie dringend die von ihrer Lehrerin Frau Schulte (Hella-Birgit Mascus) angemahnte Mathe-Note verbessern, wenn sie ihren Schulabschluss schaffen will. Doch seitdem ihr Vater im Koma liegt, kümmert sich Paula in jeder freien Minute um den Hof. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Elli (Joone Dankou) melkt sie frühmorgens die Kühe und mit den zwei Landarbeitern Georg (Orestes Fiedler) und Mona (Thekla Viloo Fliesberg) holt sie nach Schulschluss die Kartoffelernte ein. Paulas Mutter Heike (Lulu Bail) ist keine große Hilfe. Statt auf dem Hof mit anzupacken, denkt sie darüber nach, ihn zu verkaufen.

Mutter-Tochter-Konflikt auf dem Bauernhof

Manchmal gebiert das Kino kuriose Koinzidenzen. Nicht einmal einen Monat nach dem Film Milch ins Feuer startet der ebenso lyrisch klingende Viel Nebel im November. Beide handeln von einer jungen Frau an der Schwelle zum Erwachsensein, die auf einem Bauernhof lebt und arbeitet. Bei beiden Coming-of-Age-Dramen handelt es sich um einen Abschlussfilm und um das Regiedebüt einer talentierten Regisseurin. Und in beiden Debüts kommen Männer nur als Randnotizen vor. Die qualitativen Unterschiede sind allerdings groß.

Konventionell inszeniert

Während Justine Bauers Milch ins Feuer eine erstaunliche Reife beweist und großen Stilwillen besitzt, hat Anna Lena Höhnes Viel Nebel im November ordentlich Luft nach oben. Zwar setzt auch Höhne in ihrem an der Fachhochschule Dortmund entstandenen Debüt einige künstlerische Akzente. Beispielsweise setzt sie das Geräusch des Beatmungsgeräts, an das der Vater der Protagonistin angeschlossen ist, als wiederkehrendes Motiv auf der Tonspur ein, um die Emotionen ihrer Hauptfigur zu versinnbildlichen. Letzten Endes ist Viel Nebel im November aber zu konventionell inszeniert und erzählt, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Fehlende Authentizität

Das liegt auch am von Höhne selbst verfassten Drehbuch, das den Konflikt zwischen der von Sidney Fahlisch überzeugend gespielten Paula und ihrer von Lulu Bail verkörperten Mutter Heike nicht konsequent genug zuspitzt. Auch Milch ins Feuer legt nicht viel Wert auf Dramaturgie, sieht stattdessen lieber dem Landleben in all seinen Facetten zu, gestaltet dies aber auf eine interessantere Weise. Zum einen, weil Bauers Film die Erwartungen unterläuft und die typischen Bilder, die Viel Nebel im November produziert, nicht liefert. Zum anderen stellt sich in Bauers Debüt durch den Einsatz des Hohenlohischen Dialekts, von Laiendarstellern und Improvisation eine Authentizität ein, die Höhnes Film abgeht. So klar verständlich jeder Satz in Viel Nebel im November auch ist, viele davon wirken aufgesagt und dadurch aufgesetzt.

Credits

OT: „Viel Nebel im November“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Anna Lena Höhne
Drehbuch: Anna Lena Höhne
Musik: Jan Kaatze
Kamera: Justin Babilon
Besetzung: Sidney Fahlisch, Lulu Bail, Joone Dankou, Orestes Fiedler, Thekla Viloo Fliesberg

Bilder

Trailer



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Viel Nebel im November
fazit
Mit „Viel Nebel im November“ legt die 1997 geborene Regisseurin und Drehbuchautorin Anna Lena Höhne ihren ersten Spielfilm vor. Das Coming-of-Age-Drama über das Leben einer jungen Frau auf dem familiären Bauernhof ist ein ordentliches Debüt, das zwar Luft nach oben hat, aber nichtsdestoweniger auf mehr hoffen lässt.
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