
Man kann Georg Trapp (Günther Maria Halmer) sicherlich nicht vorwerfen, sich im Leben zu wenig Gedanken gemacht zu haben. Schließlich hat er lange als Philosophie-Professor gearbeitet und auch zahlreiche Bücher veröffentlicht. Nur das mit dem Leben an sich hat er nie so wirklich hinbekommen. Diese Erkenntnis macht er, als sein 80. Geburtstag bevorsteht und er von seiner neuen 24-jährigen Haushaltshilfe Sofia Stanić (Senita Huskić) darauf aufmerksam gemacht wird, dass auf seiner Gästeliste keine Freunde sind. Und auch sonst fordert ihn die junge Frau wiederholt auf, doch auch einmal etwas praktischer mit allem umzugehen, nicht nur in anderen Sphären zu schweben. Trapp nimmt sich das tatsächlich zu Herzen und spürt so seiner eigenen Vergangenheit nach. Gleichzeitig ist es ihm nicht entgangen, dass Sofias bester Freund Sebastian Möller (Pit Bukowski) Gefühle für sie hegt …
Lockere Aufbruchsstimmung
Dieses Jahr scheint das Sommerloch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern etwas kürzer auszufallen als üblich. Zumindest wollen sie offensichtlich beim Publikum derzeit mit Komödien für gute Laune zu sorgen. Das ZDF hat in der Hinsicht schon mehrfach vorgelegt. Zuletzt gab es da Die Kinderschwindlerin zu sehen, bei dem Film gibt eine Frau die Kinder ihrer Schwester als die eigenen aus, um an ihre Traumwohnung zu kommen – obwohl sie Kinder nicht mal mag. Nun meldet sich auch „Endlich Freitag im Ersten“ aus der Pause zurück und versucht sich mit Trapps Sommer ebenfalls an der Aufgabe, die Menschen vor den Fernsehern zum Lachen zu bringen. Vielleicht fand man es aber auch angesichts des Titels naheliegend, diese Geschichte im Sommer auszustrahlen.
Dabei ist die ARD-Produktion auf den ersten Blick das genaue Gegenteil von dem oben genannten Konkurrenzprodukt. Wo es bei Letzterem viel um Kinder und das Leben mit solchen ging, steht hier ein Mann im Mittelpunkt, der sich am Ende seines Lebens befindet. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht noch etwas neu oder anders machen kann. Tatsächlich hat es in den letzten Jahren zahlreiche Filme gegeben, in denen eine oder mehrere ältere Hauptfiguren sich an etwas Neuem versuchen. Ganz so weit geht man bei Trapps Sommer aber nicht. Der Protagonist soll zwar schon alles überdenken und wird dazu ermuntert, etwas zu ändern. Ein bisschen Aufbruchsstimmung gibt es also schon.
Nette Nachdenklichkeit
Und doch ist der Blick hier nicht so ganz nach vorne gerichtet. Vielmehr muss sich Trapp mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen sowie den Menschen, die früher einmal eine Bedeutung für ihn hatten. Der Film erinnert daher stärker an Bella Roma – Liebe auf Italienisch kürzlich, wo eine Frau in fortgeschrittenen Jahren sich an ihre künstlerischen Ambitionen zurückerinnert – und eine Liebe, die tiefe Wunden zurückgelassen hat. Trapps Sommer ist im Vergleich weniger tragisch, sieht man einmal von einem späten Zwischenfall ab. Und der wäre nicht einmal nötig gewesen, da er der Geschichte wenig hinzuzufügen hat. Da sollte dann wohl doch irgendwie eine Emotionalität erzwungen werden. Ansonsten ist der Film aber angenehm ruhig, fällt weder durch dramatische Entgleisungen noch forcierte Komik auf.
Das bedeutet umgekehrt aber auch, dass man hier nicht viel zu lachen hat. Dann und wann ist das vielleicht ein amüsanter Schlagabtausch zwischen den beiden Hauptfiguren. Das war es aber auch schon, tatsächliche Gags braucht man nicht zu suchen. Größere Erkenntnisse leider auch nicht, obwohl der frühere Professor gerade in dem Bereich unterwegs war. Dazu haben die Ambitionen hier dann doch nicht gereicht. Trapps Sommer ist nett, aber nicht so wirklich tiefgründig, selbst wenn das zwischendurch behauptet wird. Man soll sich hier wohlfühlen, wenn der alte Herr und die junge Frau eine Verbindung eingehen, alte Freundschaften reaktiviert werden und ein neuer Lebensmut aktiviert wird. Vergleichbar zu einer lauen Sommernacht ist das irgendwie angenehm für den Moment, aber ohne bleibenden Eindruck.
OT: „Trapps Sommer“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Rainer Kaufmann
Drehbuch: Hans Rath
Musik: Richard Ruzicka
Kamera: Jörg Widmer
Besetzung: Günther Maria Halmer, Senita Huskić, Stephan Bissmeier, Gabrielle Scharnitzky, Pit Bukowski, Mina-Giselle Rüffer, Eleonore Weisgerber, Flavius Hölzemann
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