Sommer vorm Balkon
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Sommer vorm Balkon

Sommer vorm Balkon
„Sommer vorm Balkon“ // Deutschland-Start: 5. Januar 2006 (Kino) // 28. November 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Katrin (Inka Friedrich) und Nike (Nadja Uhl) wohnen im selben alten Mietshaus in Prenzlauer Berg und sind mit der Zeit gute Freundinnen geworden. Immer wieder verbringen die zwei die lauen Sommerabende auf Nikes Balkon, wo sie bis spät in die Nacht Wein trinken und über das Leben sinnieren. Und über Männer, denn beide sind sie auf der Suche. Als Nike den Trucker Ronald (Andreas Schmidt) kennenlernt, scheint sich endlich ihr Glück zu wenden. Doch ganz so toll wie erhofft läuft das dann doch nicht. Nicht nur, dass die Beziehung der beiden stürmisch ist und sie mehrfach aneinandergeraten. Sie droht zudem, die Freundschaft zwischen den beiden Frauen zu zerstören, da sich Ronald immer wieder zwischen sie drängt und Katrin sich vernachlässigt fühlt …

Liebe vs. Freundschaft

Ein Sprichwort besagt, dass bei drei einer zu viel ist. Und tatsächlich dürften die meisten irgendwann einmal die Erfahrung machen, dass eine bestehende Freundschaft durch eine neu hinzugekommene Liebe auf die Probe gestellt werden kann. Dass gerade zu Beginn sich vieles ändert, die Schmetterlinge im Bauch gepflegt werden müssen und dadurch weniger Zeit und Sinn für andere ist – das gehört dazu. Interessant ist aber, wie sich darüber hinaus die Dynamik verändert. Bleibt die Freundschaft? Verändert sie sich? Und was macht es mit den Beteiligten, wenn sich die Prioritäten verschieben? Sommer vorm Balkon erzählt von einem solchen Fall, wenn sich ein eingespieltes Team durch die neue Situation noch einmal anders finden muss und die Frage im Raum steht, wie es weitergehen soll.

Prinzipiell schafft der Film damit einiges an Identifikationsfläche. Zumindest die Grundsituation darf einem dabei bekannt vorkommen. Allerdings ist Sommer vorm Balkon als Komödie angelegt, über weite Strecken jedenfalls, weshalb das zuweilen mit Übertreibungen einhergeht. Die betreffen gerade die Figur von Ronald, der nie so wirklich über den Status einer Karikatur hinauskommt. Das ist prinzipiell zwar in Ordnung, führt aber zu einem größeren Gefälle zwischen den Figuren. Der Mann ist nicht viel mehr als ein Mittel zum Zweck. Außerdem wird nie ganz klar, warum Nike denn mit ihm zusammen ist und ob es irgendeine Qualifikation gibt, die über sein Geschlecht hinausgeht. Man ist da dann doch mehr an den Frauen interessiert und wie sie mit dieser Situation umgehen, weniger daran, eine große Romanze zu beschreiben.

Ein beiläufiger Schnappschuss

Bemerkenswert ist dabei, wie der erfahrene Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase (Solo Sunny) noch gesellschaftliche Themen mit dazu packt. Da geht es dann zum Beispiel um Armut und die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit. Dass Nike ihren Sohn allein aufziehen muss, wird ebenso integriert wie das Problem der Einsamkeit, wenn man von der Welt da draußen isoliert ist. Sommer vorm Balkon greift das alles auf, ohne daraus dann einen Thesenfilm machen zu wollen. Vieles wird nur beiläufig erzählt und dabei nicht einmal unbedingt zu einem Ende geführt. Die Komödie gleicht einem Schnappschuss, zufällig aufgenommen, ohne den Anspruch, ein komplettes Bild zu zeigen. Das wird manchen dann vielleicht zu wenig sein, zumal auch auf eine herkömmliche Dramaturgie verzichtet wurde.

Und doch ist das Ergebnis sehenswert. Regisseur Andreas Dresen (In Liebe, Eure Hilde) hat hiermit einen unterhaltsamen Film vorgelegt, der die Balance aus persönlichen wie allgemeinen Themen hält, dazu eine Balance aus Spaß und Ernst. Das lebt maßgeblich von der Besetzung, allen voran natürlich den zwei Hauptdarstellerinnen, die ihre Figuren zu echten Persönlichkeiten machen. Man muss deren Handlungen vielleicht nicht immer gutheißen, aber es ist doch menschlich, was hier geschieht. Sommer vorm Balkon funktioniert dabei auch zwei Jahrzehnte später immer noch gut, ist erstaunlich zeitlos, wenn hier Menschen durch ihr Leben driften, auf der Suche nach Liebe und Glück – oder zumindest ein bisschen Halt.

Credits

OT: „Sommer vorm Balkon“
Land: Deutschland
Jahr: 2005
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase
Musik: Pascal Comelade
Kamera: Andreas Höfer
Besetzung: Nadja Uhl, Inka Friedrich, Andreas Schmidt, Stephanie Schönfeld, Vincent Redetzki, Christel Peters, Kurt Radeke

Bilder

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Sommer vorm Balkon
fazit
„Sommer vorm Balkon“ erzählt von zwei Frauen, deren Freundschaft durch eine neue Beziehung auf die Probe gestellt wird. Die Komödie hält dabei die Balance aus persönlichen und allgemeinen Themen. Vieles wird davon beiläufig erzählt, was manchen zu wenig sein könnte. Sehenswert ist das Ergebnis aber schon, gerade auch wegen der Besetzung.
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