Sep Ruf – Architekt der Moderne
© Alpenrepublik

Sep Ruf – Architekt der Moderne

Sep Ruf – Architekt der Moderne
„Sep Ruf – Architekt der Moderne“ // Deutschland-Start: 10. September 2025 (Kino) // 13. November 2025 (DVD)

Inhalt / Kritik

Als Konrad Adenauer den von Ludwig Erhard in Auftrag gegebenen Kanzlerbungalow in Bonn das erste Mal betrat, soll seine Reaktion alles andere als begeistert gewesen sein. Nicht nur fand er das Haus alles andere als wohnlich, er meinte sogar, man müsse den Architekten für ein derartige Planung eigentlich mit einer Gefängnisstrafe versehen. Dabei berücksichtige die Planung nicht allein ästhetische Prinzipien, denn in erster Linie sollte das Bauwerk die demokratischen Grundwerte Deutschlands nach 1945 widerspiegeln. Die langen, teils bis an den Boden gehenden Fenster, der Lichteinfall oder das Atrium waren dabei nur ein paar Punkte dieser Idee. Es war auch nicht das erste Mal, dass diese Konzepte bei einem Bauprojekt des deutschen Architekten und Designers Sep Ruf eine Rolle spielten. Die scharfe Ironie und Kritik Adenauers waren genauso stete Begleiter des in München geborenen Rufs, dessen Projekte eigentlich immer von einem negativen Medienecho begleitet worden waren. Anders als im Ausland, wo man schon längst das Talent des Architekten erkannt hatte.

Lange war es schwierig, eine Veröffentlichung oder gar eine Dokumentation über Sep Ruf zu erhalten. Vielleicht war dies den schon erwähnten negativen Meinungen zu seinen Projekten geschuldet, allen voran dem Deutschen Pavillon zur Weltausstellung 1958 oder der Neuen Maxburg in Rufs Heimatstadt München. Im Laufe der letzten Jahre hat sich die Rezeption von Rufs Werk auch hierzulande verändert, sodass Johann Betz’ Sep Ruf – Architekt der Moderne eine längst überfällige Dokumentation über das Leben und vor allem die Arbeiten des Münchners darstellt. Anhand von Archivmaterial, aber vor allem durch zahlreiche Interviews mit Rufs Weggefährten, unter anderem seinen ehemaligen Schülern, gelingt Betz ein Porträt des Architekten, wobei in erster Linie seine Arbeit im Zentrum steht. Im Gegensatz zu den Vertretern des Bauhaus steht Ruf für die Verbindung von Moderne und Tradition, von Gemütlichkeit und künstlerischem Anspruch, von Geschichte und Gegenwart.

Alles auf einer Ebene

„Wenn uns Freunde besuchen, erwähnen sie immer, wie gemütlich es bei uns ist.“ Die Bewohner der Hugo-Junkers-Siedlung in Grünwald, 1936 von Ruf geplant und gebaut, sind stolz auf ihre Häuser, die teils schon von mehreren Generationen bewohnt wurden. Ähnliches erzählt ein Bewohner des Wohnhochhauses auf der Theresienstraße in München, das Ruf zu Beginn der 1950er Jahren entwarf. Natürlich finden auch die bekannten Bauten des Münchners Erwähnung in der 98-minütigen Dokumentation, doch gerade vor dem Hintergrund heutiger Diskussionen zu Themen wie Städtebau oder Wohnqualität sind vor allem die Interviews in Architekt der Moderne sehr interessant.

Meist streift die Kamera dann über die Fassade oder die Innenräume der Gebäude, um das Gesagte zu unterstreichen und um dem Zuschauer zu demonstrieren, wie sich bei Rufs Planung Wohnlichkeit mit künstlerischem Anspruch trifft. Das Funktionale und das Praktische gehen Hand in Hand mit einer schlichten Eleganz, wie man es am besten vielleicht am Pavillon zur Weltausstellung sieht. Eine faszinierende Ergänzung sind dabei Rufs Gedanken zum Themen wie Wohnungsbau und Familienplanung oder zur Eingliederung historischer Bauwerke zu einem modernen Entwurf. Denkt man an so manchen Neubau in urbanen oder ländlichen Gebieten wünscht sich so mancher Zuschauer sicherlich, dass sich mehr Architekten solche Gedanken machen würden oder gar solchen Prinzipien folgen würden.

Credits

OT: „Sep Ruf – Architekt der Moderne“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Johann Betz
Drehbuch: Johann Betz
Musik: Peter Horn, Sebastian Horn
Kamera: Mathias Pilmes

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Amazon (DVD „Sep Ruf – Architekt der Moderne“)

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Sep Ruf – Architekt der Moderne
fazit
„Sep Ruf – Architekt der Moderne“ ist eine informative und faszinierende Dokumentation über den bekannten Münchner Architekten. Für Regisseur Johann Betz stehen die Projekte Rufs im Vordergrund und damit erzählen eine Geschichte davon, wie Kunst das Menschliche und das Politische in sich vereinen kann.
Leserwertung3 Bewertungen
6.3
8
von 10