
Kapitän Nolan (Richard Harris) verdient sein Geld mit Fischen bzw. dem Fangen von Meerestieren. Sein großer Traum ist es, einen Orca lebend zu fangen, da ein lokales Aquarium sehr viel Geld dafür zahlen würde. Die Warnungen der Meeresbiologin Rachel Bedford (Charlotte Rampling), die von den starken sozialen Bedingungen dieser Säugetiere weiß, ignoriert er. Zu verlockend ist die Aussicht auf eine Belohnung. Als er eines Tages versehentlich ein trächtiges Weibchen mit einer Harpune trifft, stirbt nicht nur dieses. Auch das ungeborene Kalb kommt dabei um. Der dazugehörige Orca-Bulle muss hilflos diese Tragödie mitansehen und sinnt anschließend auf Rache: Er will die Menschen für diese Tat bestrafen, allen voran Nolan selbst soll leiden …
Ein Tier will Rache
Orcas sind zweifelsfrei sehr faszinierende Tiere – auch weil sie so ambivalent sind. Auf der einen Seite sind sie intelligent und haben ein stark ausgeprägtes Sozialverhalten. Auf der anderen Seite sind sie Raubtiere ohne natürliche Feinde, die mit ausgeklügelten Methoden auf die Jagd gehen und teilweise andere Tiere grundlos töten. Das zeigt sich an den beiden wohl bekanntesten Filmen, die diese auch Schwertwale genannten Delfine thematisieren. Während Free Willy – Ruf der Freiheit (1993) ein Familienfilm ist, der von der Freundschaft zwischen Tier und Mensch erzählt, da konzentriert sich Orca, der Killerwal (1977) auf die furchterregenden Eigenschaften des Säugetiers. Er wird hier zum tödlichen Jäger, der erst dann aufhört, wenn er sein Ziel erreicht und alle getötet hat.
Der Vergleich mit dem zwei Jahre zuvor veröffentlichten Der weiße Hai drängt sich da natürlich auf. In beiden Fällen werden schließlich Menschen von einem blutrünstigen Meeresbewohner gejagt. Und doch hinkt der Vergleich mit dem Klassiker aus mehreren Gründen. Einer der wichtigsten ist die Motivation. Wo der Hai über Menschen herfällt, weil er diese fressen will, da ist Orca, der Killerwal im Grunde ein Rachethriller, wie man ihn aus dem B-Movie-Bereich nur zu gut kennt. Üblicherweise stehen in solchen Filmen irgendwelche Ex-Soldaten oder Agenten im Mittelpunkt, die sich für einen Mord rächen wollen, indem sie Dutzende von Verbrechern umbringen. Hier ist es eben ein Schwertwal. Das ist dann zwar kein sehr typisches Verhalten für diese Tiere, gibt dem Antagonisten aber eine Motivation, die ihn zu mehr als einem Monster machen.
Sonderbar bis bescheuert
Wobei auch Nolan prinzipiell kein schlechter Mensch ist, sondern nur aus finanzieller Not handelt. Der Tod des Weibchens war auch nur ein Unfall. An der Stelle wäre natürlich eine Auseinandersetzung mit der Frage, ob solche Tiere überhaupt gefangen werden sollten, naheliegend gewesen. Ganz so weit ging man dann aber doch nicht: Auch wenn es Ansätze gibt für ökologische Diskussionen, ist Orca, der Killerwal primär doch ein Genrefilm, der für ordentlich Spannung sorgen will. An manchen Stellen gelingt ihm das. Natürlich sind die Effekte nicht besonders gut, waren sie damals schon nicht, einige Jahrzehnte später sind sie teilweise nahe einer Zumutung. Aber der eine oder andere verstörende Moment ist schon dabei.
Man sollte aber über den Inhalt nicht weiter nachdenken. Zwar muss man dem Film zugutehalten, dass er versucht, etwas mehr als „nur“ Tierhorror zu machen. Das macht die Adaption eines Romans von Arthur Herzog aber nicht sinnvoller. An einigen Stellen wird es derart unsinnig, dass man den Eindruck hat, in einer Parallelwelt gelandet zu sein. Dass das Ensemble oft ein wenig deplatziert wirkt, macht die Sache nicht besser. Dafür gibt es bei Orca, der Killerwal einige nette Settings und Unterwasseraufnahmen, dazu die Musik von Maestro Ennio Morricone. Gut ist das Ergebnis kaum, die Kritiken waren seinerzeit bereits verheerend. Und doch hat dieser etwas seltsame Tierhorror einen eigenen sonderbaren Charme, weshalb er mit der Zeit Kultstatus erlangt hat.
OT: „Orca“
Land: USA
Jahr: 1977
Regie: Michael Anderson
Drehbuch: Luciano Vincenzoni, Sergio Donati
Vorlage: Arthur Herzog
Musik: Ennio Morricone
Kamera: Ted Moore, J. Barry Herron
Besetzung: Richard Harris, Charlotte Rampling, Will Sampson, Bo Derek, Robert Carradine, Keenan Wynn
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