
An diesem Namen bleibt das Auge hängen: SMACH. Das Akronym steht für „San Martin Art, Culture and Heritage“ und dahinter verbirgt sich eine Kunstbiennale, die rund um den Ort San Martin de Tor seit 2013 veranstaltet wird. Hier, im Südtiroler Gadertal, haben sich Michael Moling und seine Mitstreiter viel vorgenommen. Alle zwei Jahre bringen sie zehn Kunstwerke internationaler Künstler in die Dolomiten. Das Besondere daran ist, dass die Werke nicht einfach in ein Museum gestellt werden, sondern mitten in die Natur und dort im besten Fall eine Verbindung mit ihr eingehen. Wer alle zehn Werke sehen will, muss Zeit mitbringen, denn die Werke, die teils in Tausenden Metern Höhe stehen, müssen erwandert werden. Wie bei jedem groß angelegten Projekt stößt auch SMACH nicht nur auf Gegenliebe. Zu seinen Kritiken zählen unter anderem ein ladinischer Landwirt, der es sinnvoller fände, anstatt in Kunst in Maßnahmen gegen den Klimawandel zu investieren.
Wie viel Kunst verträgt die Natur?
Wie der englische Filmtitel und sein deutscher Untertitel vermuten lassen, handelt dieser Dokumentarfilm von Kunst. Und ausgesprochen kunstvoll steigt dessen Regisseur Timian Hopf mitten in die Materie. Ästhetisch schwebt die Kamera wie ein Vogel über schneebedeckten Gipfeln. Die von Robert Nogler komponierte Musik untermalt die ohnehin schon erhabene Naturkulisse mit majestätischen Klängen, bevor der Kameramann Toni Bihler schließlich auch die Kunstwerke einfängt, die hier in den Südtiroler Bergen aufgestellt sind. Der Filmtitel ist klug gewählt, spielt er doch mit der Mehrdeutigkeit des Wörtchens „elevated“. Denn im Kern geht es um die Grundsatzfrage, ob Kunst „erhaben“ oder „erhebend“ ist, ob sie den Betrachter aus- oder mit einschließt.
Dort, wo Hopf seinen Film gedreht hat, in den Dolomiten rund um das ladinische Örtchen San Martin de Tor, wo seit 2013 die ambitionierte Kunstbiennale SMACH über die Bergbühne geht, ist ein Streit um die Kunst entbrannt. Während die Macher um Michael Moling, den Vorsitzenden des gemeinnützigen Kulturvereins hinter SMACH, mit ihrer Biennale die Landschaft und deren Bewohner bereichern und das ladinische Erbe bewahren wollen, sehen sich deren Kritiker ihres Mitspracherechts beraubt und das Erbe durch einen erhöhten Tourismus gefährdet. Die einen kritisieren, dass die für SMACH aufgewendeten finanziellen Mittel nicht woandershin fließen, die anderen stört die „Verschandelung der Natur“. Moling widerspricht beidem.
Kunst, Natur und die Menschen dahinter
Man sieht, dass der Regisseur Timian Hopf sein Geld als freiberuflicher Filmemacher, also auch mit bei ihm in Auftrag gegebenen Image- und Werbefilmen verdient. Er weiß, wohin er die Protagonisten seines Films stellen muss, damit sie gut aussehen. Wie ein Imagefilm nimmt sich Elevated Art dennoch nicht aus. Denn Hopf lässt beide Seiten zu Wort kommen, ergreift für keine Seite Partei, rückt auch fragwürdige Entscheidungen, Rück- und Fehlschläge der Kunstbiennale ins Bild, verliert dabei aber eins nie aus den Augen: die Kunst (und die Menschen dahinter).
Elevated Art gibt einen faszinierenden Einblick in ein gleichermaßen faszinierendes Projekt. Eines so bekannten Gesichts wie Bergsteigerlegende Reinhold Messner, der als eine Art über den Dingen schwebender Schiedsrichter auftritt, hätte es übrigens gar nicht bedurft. Schaden kann der Promi-Faktor sicherlich nicht, der Film funktioniert aber auch ohne ihn. Messners „Urteil“ über die Biennale fällt salomonisch aus. Denn die Wahrheit liegt auch in diesem Dokumentarfilm irgendwo dazwischen und die Kunst im Auge des Betrachters. Dass Kunstwerke inmitten der Natur, sofern sie denn gut gemacht sind, jedoch etwas in den Menschen auslösen, das können ganz am Ende selbst deren größte Kritiker nicht abstreiten.
OT: „Elevated Art – Wer Kunst auf Berge stellt“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Timian Hopf
Musik: Robert Nogler
Kamera: Toni Bihler
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)






