
Überall mangelt es an Fachkräften, auch an der Schule von Franziska Marx (Veronica Ferres). Nur, woher soll sie all die Lehrer und Lehrerinnen nehmen, um die Lücke zu schließen? Da trifft es sich doch ganz gut, dass im Rahmen eines Projekts einfach die Eltern die Funktion der Lehrkräfte übernehmen, unterstützt durch eine saftige Finanzspritze des Start-up-Unternehmers Björn Mangaka (Serkan Kaya). Doch was sich in der Theorie ganz einfach anhörte, wird in der Realität schnell kompliziert, da sich die Eltern nicht unbedingt immer einig sind, wie guter Unterricht auszusehen hat. Immer wieder kommt es so zu Konflikten, wenn Weltsichten aufeinanderprallen. Und ehe sie es sich versehen, regiert an der Schule das blanke Chaos, während die Dokumentarfilmregisseurin Ini Züger (Johanna Gastdorf) alles auf Kamera festhält …
Fortsetzung aus aktuellem Anlass
Man ist es von den öffentlich-rechtlichen Sendern gewohnt: Sobald der Sommer naht, sinkt die Zahl der Eigenproduktionen spürbar. So auch dieses Jahr, seit Juni kommen fast nur noch Wiederholungen oder Lizenztitel. Insofern ist es schon eine kleine Überraschung, dass mitten im Sommer mit Andere Eltern: Die 1. Klasse doch noch ein Original-TV-Film im ZDF ausgestrahlt wird. Zumal dieser mit bekannten Namen verbunden ist. Das gilt nicht nur für die Schauspieler und Schauspielerinnen vor der Kamera: Neben den oben genannten treten unter anderem Bettina Lamprecht, Sebastian Schwarz und Lavinia Wilson auf. Es handelt sich bei dem Film zudem um die Fortsetzung der 2019 ausgestrahlten Serie Andere Eltern, die es immerhin auf zwei Staffeln brachte und davon erzählte, wie Eltern eine Kindertagesstätte gründen.
Dabei gibt es mehrere Anknüpfungspunkte. Zum einen sind da einige wiederkehrende Figuren, verbunden mit demselben Cast. Außerdem wurden sowohl die Serie wie auch der Film als Mockumentary umgesetzt, also als fiktionale Geschichte, die wie eine Dokumentation wirken soll. Außerdem ist natürlich das Thema ähnlich: Während im einen Fall die Eltern eine Kita gründen, versuchen sie sich beim zweiten als Lehrkräfte, beide Male, weil das öffentliche Angebot ungenügend ist. Andere Eltern: Die 1. Klasse greift da also schon ein aktuelles gesellschaftliches Thema auf, der Lehrermangel war nicht ohne Grund immer wieder Inhalt von Nachrichten. Das bietet sich auch an, um ein bisschen genauer auf die Misere zu schauen und Missstände anzuprangern.
Zu wenig Biss
Man versuchte auch tatsächlich, etwas über aktuelle Themen auszusagen. Das läuft dann aber eher darauf hinaus, dass die Eltern zu Stereotypen degradiert werden, die verschiedene Weltsichten reflektieren. Klar, dass dabei Sachen wie Gendern oder Nachhaltigkeit nicht fehlen dürfen, worüber man sich dann ausgiebig lustig macht. Prinzipiell hätte das funktionieren können. Andere Eltern: Die 1. Klasse fehlt aber der Biss: Was sich für eine wirkliche Satire angeboten hätte, verkommt hier zu einer zahnlosen und belanglosen Albernheit. Und eben zu einer einfallslosen. So richtig viel hat der Film zu all dem nicht zu sagen. Das ist so zu wenig und zu schablonenhaft.
Klar, das Ensemble ist gut aufgelegt und mit einigen verlässlichen Talenten ausgestattet, denen man grundsätzlich immer zuschauen kann. Aber auch diese scheitern an der Aufgabe, aus dem Material einen interessanten Film zu machen. Oder wenigstens einen unterhaltsamen: Über weite Strecken ist Andere Eltern: Die 1. Klasse ziemlich langweilig geworden. Die Gags zünden nicht, man sucht hektisch nach einer Pointe, die so dann doch nicht kommt. Oder zumindest nicht so, dass es sich gelohnt hätte, darauf zu warten. Eine absolute Katastrophe ist die Komödie dadurch nicht. Aber sie mitten im Sommerloch auszustrahlen, ist schon eine nette Entscheidung. So muss sich niemand ärgern, sie verpasst zu haben, während man gerade im Urlaub war.
OT: „Andere Eltern: Die 1. Klasse“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Lutz Heineking jr.
Drehbuch: Ben Braeunlich
Musik: Kyrre Kvam
Kamera: Philipp Pfeiffer, Matthias Schellenberg
Besetzung: Jasin Challah, Nadja Becker, Sebastian Schwarz, Henny Reents, Daniel Zillmann, Serkan Kaya, Rebecca Lina Wilson-Kamm, Maike Jüttendonk, Johanna Gastdorf, Lavinia Wilson, Veronica Ferres, Bettina Lamprecht
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