Altweibersommer
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Altweibersommer

Altweibersommer
„Altweibersommer“ // Deutschland-Start: 31. Juli 2025 (Kino) // 4. Dezember 2025 (DVD)

Inhalt / Kritik

Dieser Urlaub hat eine lange Tradition. Schon seit Studienzeiten, als sie zusammen in einer Wohngemeinschaft lebten, fahren Astrid (Ursula Strauss), Elli (Pia Hierzegger) und Isabella (Diana Amft) auf den Campingplatz von Gernot (Josef Hader) in den österreichischen Bergen. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Die an Krebs erkrankte Elli hat gerade ihre Chemotherapie hinter sich gebracht, ist mit den Gedanken woanders und hat keine Lust, im Nieselregen durch die Landschaft zu stapfen. Was die tonangebende Astrid nicht wahrhaben will. Derweil steckt Isabella in der nächsten hoffnungslosen Beziehung mit einem verheirateten Mann fest. Der Urlaub scheint zum Scheitern verurteilt. Da bescheren ein Unfall und ein Diebstahl den drei Freundinnen einen unerwarteten Tapetenwechsel: Sie ziehen nach Venedig weiter und buchen sich in ein Luxushotel am Lido ein. Doch hier fangen die Probleme erst an.

Venedig sehen und leben

Ein Scherzartikel hellt die Stimmung auf. Als Elli auf dem Rücksitz ein Furzkissen findet und ihm lustige Töne entlockt, müssen auch Astrid am Steuer und Isabella auf dem Beifahrersitz lachen. Die drei Frauen um die 50 sind in Ellis klapprigem Kombi in den Kurzurlaub unterwegs. Doch etwas ist anders als sonst. Die Anspannung im Wagen lässt sich förmlich greifen. Nach Ellis überstandener Chemotherapie haben die Freundinnen in diesem Jahr nicht wie üblich im Sommer, sondern erst im Herbst einen Wohnwagen auf dem Campingplatz des spröden Gernot gebucht. Das prominent eingeführte Furzkissen kommt im Verlauf der Handlung noch mehrmals zum Einsatz, dient dem Film als Running Gag. Eine „Schenkelklopfer-Komödie“, worauf Pia Hierzegger hinweist, ist Altweibersommer aber zum Glück nicht geworden.

Stattdessen setzt Hierzegger in ihrem Regiedebüt, für das sie auch das Drehbuch geschrieben und in dem sie eine der drei Hauptrollen übernommen hat, auf leise Töne, die eine oder andere überraschende Wendung und einen Wechsel der Szenerie. Auf dem Campingplatz fehlt von einem Altweibersommer jede Spur. Das Wetter ist bescheiden, Nachbar Chris (Thomas Loibl) nervt mit rassistischem Verschwörungsgeschwurbel und jede der drei Protagonistinnen schleppt ihre eigenen Sorgen mit sich herum. Durch einen unerwarteten Todesfall und einen dreisten Diebstahl wendet sich das Blatt. Vom nasskalten Wohnwagen in den österreichischen Bergen geht es ins Luxushotel an den Lido. In Venedig ist das Wetter zwar besser, die Probleme aber bleiben, verschärfen sich gar. Der Filmtitel ist in erster Linie im übertragenen Sinn zu verstehen, als Phase des Übergangs und Neubeginns, die Elli, Astrid und Isabella während eines gemeinsamen Urlaubs und doch getrennt voneinander durchleben.

Dreimal Mini-Midlife-Crisis

„Es war mir wichtig, eine Geschichte über Frauen um die 50 zu schreiben, weil es das nicht so oft gibt“, sagte Hierzegger in einem Interview, das kurz vor Beginn der Dreharbeiten geführt wurde. Nun kommt der fertige Film, der seine Weltpremiere bei der Grazer Diagonale im April 2025 feierte, in die deutschen Kinos, und man kann nur konstatieren, dass Hierzegger eine überzeugende Geschichte geglückt ist. Dass die drei Frauen sich schon eine Ewigkeit kennen, nimmt man ihnen ebenso ab wie die konträre Figurenzeichnung und deren konfliktgeladene Konstellation, mit der die Regisseurin sie in ihrem Drehbuch versehen hat. Leider schlägt Hierzegger daraus zu wenig komödiantisches Potenzial.

Die Freundinnen sind so unterschiedlich, dass der große Krach unausweichlich ist: Die von Hierzegger selbst gespielte Elli ringt mit der eigenen Vergänglichkeit und wäre am liebsten mit sich und ihren Gedanken allein. Die mit Ursula Strauss perfekt besetzte Astrid möchte Elli mit dem Urlaub etwas Gutes tun und ihr schlechtes Gewissen beruhigen, merkt dabei aber überhaupt nicht, dass es ihr in erster Linie ums eigene Ego geht. Und die von Diana Amft verkörperte Isabella zieht reihenweise Männerherzen an und fällt trotzdem auf den immer selben Männertyp herein. Allein schon die Dynamik, die in dieser Zusammensetzung steckt, wäre für unzählige Pointen gut. Stattdessen plätschert der Film sehr und letztlich zu lange vor sich hin; nutzt weder das tragische noch das komische Potenzial voll aus. Was auch daran liegt, dass die drei Freundinnen den Konflikt scheuen und anstatt einander zu konfrontieren, sich erst aus dem Weg und dann getrennte Wege gehen. Auf Solopfaden macht dann jede ihre eigene kleine Midlife-Crisis durch. Das Sich-aus-dem-Weg-Gehen und Um-den-heißen-Brei-Herumreden wirkt durchaus realistisch, raubt dem Film aber auch den nötigen Drive. Wie seine Figuren bleibt er zwischendurch immer wieder stecken.

Credits

OT: „Altweibersommer“
Land: Österreich
Jahr: 2025
Regie: Pia Hierzegger
Drehbuch: Pia Hierzegger
Musik: Kyrre Kvam
Kamera: Klemens Hufnagl
Besetzung: Pia Hierzegger, Ursula Strauss, Diana Amft, Thomas Loibl, Josef Hader, Emmanuel Ajayi, Oliver Rosskopf

Bilder

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Altweibersommer
fazit
Die Schauspielerin und Drehbuchautorin Pia Hierzegger gibt mit „Altweibersommer“ ihr Regiedebüt. Ihre Tragikomödie um drei Freundinnen um die 50, die während eines gemeinsamen Urlaubs mit sich selbst und ihrer Freundschaft ringen, überrascht mit einigen lustigen Wendungen und überzeugt durch eine realistische Figurenzeichnung. Leider schöpft der Film sein komödiantisches Potenzial aber nicht vollends aus, weil Situationen, Dialoge und Pointen nicht konsequent genug zugespitzt werden.
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