
Katie Kim (Awkwafina) hat einen Traum: Sie möchte als Schauspielerin groß herauskommen! Bislang ist davon aber nicht viel zu sehen, ihr bisheriger Höhepunkt war der Auftritt in einem Werbespot. Da trifft es sich doch sehr gut, als sie unverhofft bei der Lotterie gewinnt, sage und schreibe 3,6 Milliarden US-Dollar darf sie einstreichen. Wäre da nur nicht ein kleiner Haken, von dem Katie nichts ahnt: Wer bei der Lotterie gewinnt, wird zum Freiwild. Bis Sonnenuntergang haben weniger glückliche Teilnehmende der Verlosung Zeit, den Gewinner oder die Gewinnerin zu töten und an deren Stelle die Summe einzustreichen. Für Katie ist das eine Katastrophe, ist sie doch gar nicht für einen solchen Überlebenskampf vorbereitet. Andere hingegen schon. Sowohl Amateur-Lotterieschutzagenten Noel Cassidy (John Cena) als auch sein Rivale Louis Lewis (Simu Liu) bieten ihr ihre Hilfe an – gegen eine Beteiligung am Geld natürlich …
Kampf ums Geld
Und wie weit würdest du so gehen des Geldes wegen? Immer mal wieder werden Filme gedreht, bei denen die Hauptfiguren aus finanziellen Gründen zu großen Gefahren sowie Grenzüberschreitungen bereit sind. Kürzlich etwa kam Self Reliance bei uns heraus, bei dem ein Mann sich freiwillig 30 Tage lang von Killern jagen lässt, am Ende gibt es dafür eine Million US-Dollar. Bei der südkoreanischen Serie The 8 Show dürfen hingegen acht Männer und Frauen bei einer Spielshow regelmäßig an ihre Grenzen gehen, gern auch darüber hinaus, um am Ende richtig viel Kohle zu machen. Der exklusiv auf Amazon Prime Video veröffentlichte Film Ein Jackpot zum Sterben! stellt quasi die gesteigerte Form dar. Die Verdienstmöglichkeiten sind größer, die Zeit der Gefahr kleiner. Dazu gibt es deutlich mehr potenzielle Feinde und Feindinnen.
Warum diese mörderische Ausgabe eines Gewinnspiels eingeführt wurde, wird dabei nicht wirklich gesagt. Drehbuchautor Rob Yescombe hat offensichtlich kein Interesse daran, das Szenario genauer auszuarbeiten. Das Ganze ergibt nicht sonderlich viel Sinn. Das satirische Potenzial, welches hier eindeutig vorlag, wird auch nicht genutzt. Ein Jackpot zum Sterben! hat über die Gesellschaft nichts zu sagen. Leider sind aber auch die Witze sehr dünn. Klar ist es anfangs amüsant, wenn die Protagonistin auf einmal von wildfremden Menschen angegriffen wird, ähnlich etwa zu Vincent Must Die, zumal diese nur Bahnhof versteht und entsprechend ständig überfordert ist. Dieser Witz hält aber nicht lange an, auf eine interessante Alternative muss man verzichten. Vieles ist hier schon sehr schwach, auch wenn die Komödie ständig darum bemüht ist, irgendwie komisch zu sein. Das Ergebnis: langweilig.
Enttäuschend
Dabei ist das Ensemble schon darum bemüht, hier auch wirklich etwas zu leisten und für gute Unterhaltung zu sorgen. Awkwafina spielt aber mal wieder nur eine Variation ihrer Paraderolle der unbedarften Frau mit der großen Klappe. John Cena darf einen eher naiven Gutmenschen verkörpern, der zwar körperlich ein Schrank ist, dessen Persönlichkeit aber irgendwie nicht dazu passen will. Bei beiden versucht Ein Jackpot zum Sterben!, noch ein bisschen mehr Tiefgang zu bieten, in den ruhigeren Stellen erfahren wir mehr über das Duo. Richtig spannend ist das Ergebnis aber auch nicht, zumindest nicht genug, um sich dafür den Film anschauen zu wollen.
Insgesamt ist die Actionkomödie dann auch ziemlich enttäuschend. Da wäre wirklich in allen Bereichen – Geschichte, Humor, Schauspiel – mehr möglich gewesen. Regisseur Paul Feig, der schon letztes Mal bei dem für ihn ungewohnten Fantasybeitrag The School for Good and Evil weit von seiner früheren Klasse entfernt war, ist auch bei seiner Rückkehr zu dem ihm deutlich näheren Genre in keiner guten Form. Möglich, dass diese Werke, die er für Streamingdienste dreht, letztendlich nur Auftragsarbeiten sind, die nicht viel eigenes Herzblut enthalten. Das provoziert aber umso mehr die Frage, warum man sich selbst Ein Jackpot zum Sterben! anschauen sollte. Angesichts des hier versammelten Talents hätte man deutlich mehr erwarten dürfen.
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