Son of the South
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Son of the South

Inhalt / Kritik

Son of the South
„Son of the South“ // Deutschland-Start: 26. August 2021 // 24. September 2021 (DVD/Blu-ray)

Als Sohn eines Methodistenpfarrers und als einer der Jahrgangsbesten hat Bob Zellner (Lucas Till) als einer der ersten seiner Familie beste Aussichten auf eine akademische Laufbahn. Seine Freundin bestärkt ihn in seinen Plänen, nach seinem Abschluss am Huntingdon College in Montgomery, Alabama die Universität zu besuchen, wonach die beiden endlich heiraten sollen. Unter seinen Professoren wird besonders die Strebsamkeit und der Gerechtigkeitssinn des jungen Mannes hervorgehoben, wobei sein Einsatz bezüglich einer Seminararbeit zum Thema Rassentrennung und dem Status von Afro-Amerikanern eher skeptisch gesehen wird.

Im Jahr 1961, nur wenige Jahre nach dem Montgomery Bus Boykott, an dessen Anfang der Protest der Aktivistin Rosa Parks stand, sind die Beziehungen zwischen den Weißen und den Afro-Amerikanern auf einem Tiefpunkt, sodass Zellners Plan, schwarze Geistliche zu interviewen oder gar mit Aktivisten zu reden, auf Kritik stößt. Seine Erfahrungen zeigen Bob jedoch vor allem, welchen Schaden die Rassentrennung und die rassistisch motivierte Gewalt in seiner Heimat anrichtet, sodass er beschließt, etwas mehr zu tun als nur eine Hausarbeit zu schreiben. Als er in den Kreis um Rosa Parks (Sharonne Lainer) und Virginia Durr (Julia Ormond) kommt, bringt er nicht nur sein geplantes Leben in Gefahr, sondern sich selbst auch.

Zwischen Neugier und Aktivisimus

Im Jahre 1979 führte Barry Alexander Brown bei der Dokumentation The War At Home zusammen mit seinem Kollegen Glenn Silber Regie, wobei sie anhand von Interviews und Archivaufnahmen die kriegsähnlichen Zustände in den USA beleuchteten, die im Zuge des Vietnamkrieges im Land wüteten. In seinem Spielfilm über den weißen Bürgerrechtsaktivisten Bob Zellner, basierend auf dessen Memoiren The Wrong Side of Murder Creek, geht es ebenfalls um einen Krieg in den USA, bei dem sich die Fronten nach dem Montgomery Bus Boykott zusehends verhärtet hatten und ein Kampf unausweichlich wurde. So ist Son of the South eine Geschichte über einen sich zuspitzenden Konflikt, bei dem man sich Neutralität, alleine schon aus moralischen Gründen, nicht mehr leisten konnte.

Interessant an Browns Film ist vor allem die Perspektive, die er wählt, um seine Geschichte zu erzählen. Während sich Werke wie Ava DuVernays Selma (2014) auf die Sicht der afroamerikanischen Aktivisten konzentriert, ist die Sichtweise von jemandem wie Bob Zellner, gespielt von dem äußerst talentierten Lucas Till, eine andere und sehr spannende. Rein oberflächlich gesehen wirkt der junge Mann, der scheinbar untrennbar mit seinem blütenweißen verbunden ist, fast wie das Klischee eines weißen Mittelklassebürgers, der die eine Hand an der Bibel und die andere auf der Verfassung hat. Ähnlich wie die Afro-Amerikaner, denen Zellner im Verlauf der Handlung begegnet, ist man positiv überrascht, vielleicht auch etwas skeptisch, ihn dabei zu sehen, wie er sich auf die Seite der Aktivisten stellt, und zwar aus moralischer Überzeugung heraus. Angetrieben von einer zunächst rein akademischen Neugier wird er zu einem Aktivisten und damit zu einem Soldaten in einem Krieg, der immer weiter zu eskalieren scheint.

Sich nicht zu entscheiden ist auch eine Entscheidung.

Browns Inszenierung wie auch die Bilder von Kameramann John Rosario betonen die problematische Geschichte des Südens, welche bis heute in vielerlei Hinsicht für Ressentiments und Ungerechtigkeit, wie man sie auch im Film sieht, verantwortlich ist. Neben der unverwechselbaren Natur, die man gleich in den ersten Minuten sieht, sind auch Eindrücke von Baumwollplantagen, Villen von Plantagenbesitzern und die kargen Behausungen der Sklaven zu sehen, welche unter schrecklichen Bedingungen dort arbeiten mussten, auszumachen. Die Mentalität wie auch die Geschichte dieses Hasses ist in den Dialogen wie auch den Bildern immer wieder präsent, genauso wie die Kriegsmüdigkeit eines jungen Menschen wie Zellner, der darauf besteht, dass einmal Schluss sein muss und man als Einzelner eine Wahl treffen muss.

Vor dem Hintergrund der Ereignisse der letzten Jahre in den USA ist ein Film wie Son of the South eine Geschichte von jemandem, der eine Entscheidung getroffen hat, einfach auch deswegen, weil es sich nicht gehört neutral zu sein, nicht nach all der Gewalt und dem Unrecht. In diesem Sinne ist Browns Film als Biografie sowie als Geschichte eines Menschen, der nicht bereit war, mit dem Strom zu schwimmen, durchaus sehenswert.

Credits

OT: „Son of the South“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Barry Alexander Brown
Drehbuch: Barry Alexander Brown
Musik: Steven Argila
Kamera: John Rosario
Besetzung: Lucas Till, Lex Scott Davis, Lucy Hale, Jake Abel, Shamier Anderson, Julia Ormond, Brian Dennehy, Cedric the Entertainer, Sharonne Lanier

Bilder

Trailer

Interview

Was waren die Herausforderungen beim Dreh? Und was machte Bob Zellner so besonders? Diese und weitere Fragen stellen wie Regisseur Barry Alexander Brown in unserem Interview zu Son of the South.

Barry Alexander Brown [Interview]

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„Son of the South“ erzählt von den USA Anfang der 1960er Jahre, einer Zeit, in welcher der Streit um die Bürgerrechte für Afro-Amerikaner am hitzigsten ausgetragen wurde. Barry Alexander Brown zeigt in seinem Film auf, wie wichtig es ist, eine Entscheidung für eine Seite zu treffen und sich über die Folgen seines Handelns klar zu sein. Mit einem tollen Ensemble gelingt ihm ein packender Film, der mit viel Lokalkolorit aufwartet und den Mut seines Protagonisten und seiner Entscheidung aufzeigt.
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