Benny Loves You
© Neue Pierrot le Fou

Benny Loves You

Inhalt / Kritik

Benny Loves You
„Benny Loves You“ // Deutschland-Start: 16. Juli 2021 (DVD/Blu-ray)

Während seine einstigen Schulkameraden bereits von zu Hause ausgezogen sind, lebt der 35-jährige Jack (Karl Holt) noch immer im Haus seiner Eltern. Seine Arbeit in einer Spielzeugfirma ist auch schon lange nicht mehr so erfüllend für den jungen Mann, wie sie einmal war. Nicht nur wird er von seinen Kollegen in Sachen Ideen und Beförderung nach wie vor überholt, sein Boss sitzt ihm seit geraumer Zeit im Nacken, dass er schon bald ein neues Design oder einen Entwurf vorzeigen muss, da ihm ansonsten gekündigt wird. Als dann auch noch durch einen tragischen Unfall seine Eltern ums Leben kommen, beschließt Jack, dass es Zeit für einen Neuanfang ist, der damit beginnt, dass er das Elternhaus gründlich entrümpelt, allen voran sein Kinderzimmer, in dem er nach wie vor seine Spielzeuge aus der Kindheit bewahrt, wie beispielsweise seinen Teddy Benny, der einst sein bester Freund war. Schweren Herzens, aber im Glauben, dies sei der richtige Schritt, wirft er Benny und die anderen Stofftiere auf den Müll, ohne einen weiteren Gedanken an diese zu verschwenden.

Allerdings stellt sich seine Tat als großer Fehler heraus, denn Benny ist alles andere als ein lebloses Stofftier. Fröhlich singend steht sein Teddy vor Jack und nimmt seine Rolle als Beschützer von nun an sehr ernst, denn jeder, der seinem Schützling etwas tun will, wird von Benny blutrünstig ermordet. Es dauert nicht lange und der Leichenberg wächst und auch Jacks Erkenntnis, dass er etwas gegen das mordende Stofftier machen muss, gerade nun, da seine Beziehung zu seiner Kollegin Dawn (Claire Cartwright) ernst wird und zudem die Polizei ihn schon mehrfach wegen der zahlreichen Vermisstenfälle in seinem Umfeld aufgesucht hat.

Kontrolle abgeben

Auf der einen Seite sind sie aus Kinderzimmer nicht wegzudenken, doch im Horrorgenre sind Puppen und Stofftiere nicht erst seit Chucky – Die Mörderpuppe (1988) fest vertreten. Benny Loves You, das Spielfilmdebüt von Regisseur und Drehbuchautor Karl Holt, welches auf dem Buenos Aires Rojo Sangre Festival 2019 Premiere feierte, will dieser Sub-Kategorie des Genres einen weiteren Eintrag und sogleich mit dem mordenden Teddy einen weiteren unvergesslichen Charakter bescheren. Allzu ernst nehmen sollte man dies nicht, denn auch wenn sich Benny Loves You bisweilen als eine Geschichte über das Erwachsenenwerden und den Abschied von der Kindheit begreift, ist die Mischung aus Horror und Komödie in erster Linie sehr vergnügliches Unterhaltungskino, was nicht zuletzt mit eben jenem flauschigen Charakter zu tun hat.

Für sein Spielfilmdebüt hat sich Karl Holt einiges zugemutet mit der Doppelbelastung als Regisseur und in der Hauptrolle als Jack. Dieser erinnert bisweilen an die Rolle von Tom Hanks aus Penny Marshalls Big, ist auch Jack doch im Grunde einer, der nie wirklich erwachsen werden will. Antriebslos schlufft er durch das Haus seiner Eltern, welches unter seiner Führung schnell verkommt, und hat damit das passende Bild geliefert für sein Leben, über das er jegliche Kontrolle niemals wirklich hatte, weil er diese anderen übertrug. Immer wechselnd zwischen kauzigem Drama und Groteske inszeniert Holt das Leben dieses Menschen, der sich immer irgendwie treiben lässt, der nicht Nein sagen kann und der ausgerechnet von seinem Stofftier eine Lektion darin bekommt, was es heißt, wenn man die Kontrolle völlig abgibt.

Stofftier und Splatter

In gewisser Weise ist Benny Loves You eine Art Gimmick-Film, der ohne den mordenden Teddy Benny sehr viel von seiner Attraktivität verlieren würde. Mit seinem weit aufgerissenen Maul, der fröhlichen Stimme und den heiteren Sprüchen, mit der er dem erschrockenen Jack eine weitere Gräueltat präsentiert, geben Benny sehr viel mehr Tiefe als so manchem von Menschen gespielten Charakter. Zum einen als Symbol für die Kindheit, von der sich Jack verabschieden will, gedacht, ist Benny darüber hinaus noch jene egomanische Figur, die alles an sich reißen will, immer im Mittelpunkt stehen muss und dessen „Knuddel mich“ weniger als Bitte und mehr als Befehl zu verstehen ist. Kurzum er ist eine Verzerrung einer Form von Kindheit, die das Wohl des Umfeldes völlig ignoriert.

Wie für einen solchen Film angemessen wird in Sachen Effekte in Benny Loves You nicht gekleckert, sondern geklotzt. Wenn Benny einmal loslegt, ist dies ein Massaker, was durch die erwähnte Heiterkeit und Kindlichkeit des Stofftieres etwas Surreales hat und immer wieder für Schmunzeln sorgen wird.

Credits

OT: „Benny Loves You“
Land: USA, UK
Jahr: 2019
Regie: Karl Holt
Drehbuch: Karl Holt
Musik: Andrea Boccadoro
Kamera: John Bowe, Karl Bolt
Besetzung: Karl Holt, Claire Cartwright, George Collie, James Parsons, Greg Barnett

Bilder

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„Benny Loves You“ ist eine Mischung aus Horror und Komödie, die zwar das Rad nicht neu erfindet, aber dennoch gut zu unterhalten weiß. Alleine der Kontrast zwischen brutalem Splatter und der übertriebenen Fröhlichkeit des mordenden Teddys machen Karl Holts Film sehenswert.
7
von 10