Skin
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Skin

Skin
„Skin“ // Deutschland-Start: 3. Oktober 2019 (Kino)

Bryon Widner (Jamie Bell) ist hasserfüllt, gewalttätig und ein einschlägig beim FBI bekannter Anhänger der White Supremacy Bewegung. Innerhalb seiner Gruppierung ist er derjenige, der die Führung übernimmt und auch als Vorbild für jüngere Rekruten der Bewegung gilt. Bryon trägt seine Gesinnung sichtbar in Form von Tattoos auf seinem Körper und sogar im Gesicht. Jeder soll sofort wissen, mit wem er es zu tun bekommt, und eingeschüchtert werden. Dann allerdings lernt er während einer Veranstaltung Julie (Danielle Macdonald) und ihre drei Töchter kennen. Julie ist bereits im Begriff, die rechte Szene hinter sich zu lassen. Er verliebt sich in sie und beschließt tatsächlich auch auszusteigen. Denn schon länger plagen ihn Zweifel, ob sein jetziges Leben wirklich seinem wahren Ideal entspricht. Dieses Vorhaben stellt sich aber als äußerst schwierig und gefährlich heraus. Und als schmerzvoll: Einer der wichtigsten Schritte, die Zeit als Neonazi hinter sich zu lassen, wird die vollständige Entfernung der Tattoos auf seiner Haut sein.

Skin basiert auf den wahren Ereignissen des Bryon Widner, der damals den „Hammerskins“ angehörte. Nach mehreren Zeitungsartikeln, Fernsehbeiträgen und einer Dokumentation (Erase Hate, 2011) kommt nun ein von Guy Nattiv inszenierter Film in die Kinos. Nachdem Nattiv ebenfalls durch die Presse auf Widner aufmerksam wurde, war ihm klar, dass er dessen Geschichte verfilmen wollte. Allerdings sollten viereinhalb Jahre vergehen, ehe das Projekt realisiert werden konnte.

Tattoos machen Leute
Für die Hauptrolle des Bryon und der Julie wurden Jamie Bell (Film Stars Don’t Die in Liverpool) und Danielle Macdonald (Patti Cake$ – Queen of Rap) ausgewählt. Bell trug über die Dauer der Dreharbeiten konstant dieselben Tätowierungen wie Widner einst. Für den Schauspieler hatte das auch Auswirkung auf sein Auftreten und seine Persönlichkeit außerhalb der Drehzeiten, wie er selbst sagt. Er entwickelte durch das Aussehen ein gewisses Gefühl von Macht, Wut aber auch Aggression, was ihm sicherlich half in die herausfordernde Rolle des Neonazi zu schlüpfen.

Dennoch muss man sagen, dass es ihm zunächst nicht ganz gelingt, die Härte des Bryon Widner authentisch abzubilden. Bis zu dem Zeitpunkt, als er Julie kennenlernt, bleibt er für den Zuschauer sehr undifferenziert und tatsächlich auch wenig schockierend. Erst nachdem Widner sich entschließt auszusteigen, kann Jamie Bell mit seiner Darstellung punkten und lässt das Publikum an den Ereignissen und seinen Gefühlen teilhaben.

Anzumerken ist hier allerdings, dass der Entschluss des Ausstiegs im Film etwas unstimmig wirkt. Es bleibt leider ziemlich vage, was genau Widner vorher angetrieben hat. Was ihn überhaupt zu dem werden ließ, der er war, und warum der Wunsch nach Normalität nun so groß und ebenso schnell umgesetzt wurde. Zweifel an seinem Tun, die der richtige Bryon bereits viel früher hatte, bevor er Julie kennenlernte, spielen eine eher untergeordnete Rolle und lassen sich in ein paar Szenen höchstens erahnen. Hier scheint die Dramaturgie des Films die Darstellung des Charakters in den Hintergrund zu drängen. Mehr Details für die Figur hätten an dieser Stelle aber doch gut getan, um den seelisch moralischen Konflikt, in der sich Bryon befand, für den Zuschauer greifbarer zu machen. Leider ebenso nebensächlich fällt die Darstellung um Daryle Jenkins (Mike Colter) aus. Der Aktivist war jedoch maßgeblich daran beteilig,t Widner aus dem Milieu zu holen. Ebenso war er es, der einen anonymen Spender fand, der die kostspielige Entfernung der Tattoos übernahm.

Fehlen den Hauptfiguren an manchen Stellen die Facetten, so kann man die Kameraarbeit dafür aber keineswegs kritisieren. Relativ farblos und trist, spiegeln die Bilder die Eintönigkeit, die der Hass mit sich bringt, aber auch die Verzweiflung und die schwierigen Lebensumstände der Familie wider, die mehrere Jahre in Angst vor der rechten Szene lebt. Immer wieder wird die Erzählung dabei aber von weißen, sterileren Krankenhausbildern unterbrochen, mit denen wir auch direkt zu Anfang konfrontiert werden. Bryon unterzieht sich der Prozedur des Laserns in etlichen Sitzungen und das typische Klickgeräusch, welches Schmerzen, aber auch Veränderung bedeutet, ist in diesen Szenen allgegenwärtig. Dass der Film bereits den Einstieg über die Entfernung der Tattoos wagt und die Geschichte somit konsequent als Rückblende erzählt, gestaltet sich insofern schwierig, dass er dadurch immer wieder an Fahrt verliert und durchaus mit Längen zu kämpfen hat.



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Ein hartes Drama a la „American History X“ darf man mit „Skin“ nicht erwarten. Wer sich allerdings auf den Film einlässt, kann mit einen starken Jamie Bell rechnen und einer beeindruckenden Biographie die Hoffnung macht, dass selbst Menschen, von denen man es niemals erwarten würde, sich ändern können. Das Porträt scheitert allerdings an der oberflächlichen Charakterdarstellung.
6
von 10