Erased Ascent of the Invisible
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Erased,___ Ascent of the Invisible

Erased Ascent of the Invisible
„Erased,___ Ascent of the Invisible“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Puzzlen kann eine wunderbar entspannende und befriedigende Freizeitbeschäftigung sein. Mitanzusehen, wie sich aus bunten, für sich genommen nichtssagenden Teilen ein Bild zusammensetzt, das hat seinen ganz eigenen Reiz und ist ideal, um die eine oder andere Stunde zu verbrennen. Ob die Erfahrung für Ghassan Halwani entspannend war, das verrät Erased,___ Ascent of the Invisible nicht, auch nicht, wie lange er daran saß. Aber mit einem regulären Puzzle hat sein Material ohnehin nur wenig zu tun.

35 Jahre sei es her, so wird zu Beginn verraten, dass er beobachtet habe, wie ein Mann entführt wurde und daraufhin spurlos verschwand. Ein Vierteljahrhundert begegnet er ihm wieder, glaubt er zumindest, als er ein Gesicht entdeckt, das dem seines Bekannten ähnelt. Nur ist es anders, zu viel fehlt davon. Also beginnt er es zu rekonstruieren. Wortwörtlich. Fast. Teile eines Gesichts, das auf einem Poster auf einer Mauer in Beirut entdeckt, dienen Halwani dazu, sich auf die Spurensuche zu begeben, aus einem zerrissenen Fetzen wieder einen Menschen zu machen.

Wo sind all die Menschen hin?
Viele Menschen sind im Libanon verschwunden während des Bürgerkriegs. Was mit ihnen geschehen ist, wo sie vergraben sind, das kann keiner sagen. Das will auch keiner sagen, denn das Öffnen der zahlreichen Massengräber käme einem Schuldgeständnis gleich. Und das möchte niemand. In Erased,___ Ascent of the Invisible spricht der libanesische Filmemacher und Künstler offen über diese Zeit, wenn auch auf eine etwas eigene Weise. Informationen zu seinem Land und seiner Geschichte erfolgen hier fast ausschließlich durch eingeblendete Texttafeln. Ansonsten beobachten wir Halwani oft dabei, wie er über dem Plakat sitzt, zeichnet, erweitert, ein Puzzle gleichzeitig kreiert und zusammensetzt.

Das Ergebnis ist irgendwo zwischen Dokumentation und Essay. Der Film, der beim Locarno Festival 2018 Premiere feierte, verrät durchaus etwas über die konkrete Geschichte Libanons, verbindet dies jedoch mit allgemeineren, kontemplativen Passagen über Vergänglichkeit und das Erinnern. Das kann manchmal kurios sein, wenn Erased,___ Ascent of the Invisible von Einzelschicksalen spricht: Ein Haus darf nicht verkauft werden, weil zwei Kinder, die vor 32 Jahren verschwunden sind, nicht für tot erklärt werden können. Oft ist das hier aber auch gespenstisch bis melancholisch, wenn wir auf den Spuren einer tragischen Vergangenheit sind, die es offiziell nicht gibt.



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„Erased,___ Ascent of the Invisible“ zeigt, wie Regisseur Ghassan Halwani anhand eines Plakatfetzens die Geschichte der vielen Verschwundenen im Libanon erzählt. Die Mischung aus Dokumentation und Essay ist dabei manchmal kurios, oft aber auch gespenstisch bis melancholisch – obwohl sie kaum ein Wort verliert.