The Job Lot
© polyband

The Job Lot – Das Job Center

(OT: „The Job Lot“, Regie: Martin Dennis/Luke Snellin/Sasha Ransome, UK, 2013-2015)

The Job Lot
„The Job Lot – Das Job Center“ ist seit 30. Juni 2017 auf DVD erhältlich

Es ist ein ganz normaler Tag in dem kleinen Job Center in Brownall. Chefin Trish (Sarah Hadland) ist stets bemüht, überall gute Laune zu verbreiten, hat aber nach wie vor mit ihrer Scheidung zu kämpfen. Und mit der griesgrämigen Paragraphenreiterin Angela (Jo Enright), die sie gegen ihren Willen beschäftigen muss. Karl (Russell Tovey) wiederum wäre ohnehin gern ganz woanders. Schließlich hat er einen Kunstabschluss, der im grauen Alltag aber so gar nichts zählt. Die Security-Leute Janette (Angela Curran) und Paul (Martin Marquez) sind dafür gern bei der Arbeit. Denn eigentlich haben sie nicht wirklich etwas zu tun, weshalb sie sich die Zeit ganz gern mal anderweitig vertreiben.

Wir verbringen mindestens die Hälfte unseres Lebens auf der Arbeit – der eine wortwörtlich, der andere gefühlt. Kein Wunder also, dass es doch eine Reihe von Serien gibt, die genau dies zum Thema machen. Auf eine humorvolle Weise. Was den Deutschen Stromberg ist, war den Briten immer The Office: eine nicht ganz ernst gemeinte Auseinandersetzung mit den täglichen Fallstricken, mit den nicht immer glücklichen Verknüpfungen von Pflicht und Privatem. The Job Lot geht da in eine ganz ähnliche Richtung. Auch hier stehen die Figuren im Mittelpunkt, ihre Träume und ihr Scheitern. Die eigentliche Arbeit wird da oft zur Nebensache.

Arbeit ist Arbeit, keine Arbeit ist auch Arbeit
Das Besondere an The Job Lot ist dabei natürlich das Setting: Anstatt einem anonymen Bürojob zu folgen, der im Grunde völlig austauschbar ist, befinden wir uns hier in einem kleinen englischen Arbeitsamt. Wenn die Figuren in der Serie keine Lust haben zu arbeiten, eher mit persönlichen Dingen als mit ihrer Aufgabe beschäftigt sind, dann hat das natürlich eine ganz andere Dimension. Streckenweise sind dann auch schön satirische Seitenhiebe auf Behörden und Jobvermittler zu finden, die sich für alles und jeden interessieren, nur nicht für die Menschen, denen sie eigentlich helfen sollen. Die tragische Komponente bei der Jobsuche wird hingegen völlig ausgespart. Selbst Langzeitarbeitslose wie Bryony (Sophie McShera) oder Graham (Tony Maudsley) bleiben reine Witzfiguren. Menschen, die nicht vermittelt werden können und wollen. Politisch korrekt? Weniger. Aber das sind die Arbeitsvermittler ja auch nicht.

Zwischenzeitlich spielt das mit der Arbeit aber ohnehin keine wirkliche Rolle mehr. Stattdessen rücken individuelle Befindlichkeiten in den Mittelpunkt. Da geht es um eingebildete Schwangerschaften, persönliche Kaffeemaschinen, schwierige Geburtstaggeschenke und die Frage, wie groß der Altersunterschied bei einer Beziehung sein darf. Das schwankt manchmal zwar zwischen albern und banal, nicht jeder Witz sitzt so richtig, insgesamt bekommt man hier aber doch ordentlich was zu lachen.

Zu Besuch bei einer kuriosen Gruppe 
Vor allem punktet The Job Lot dabei mit den Figuren. Eigentlich hat so gut wie jeder da einen leichten Schlag: die Neurotikerin Trish, die Anti-alles-Frau Angela, der unbedarfte Karl. Paul führt nebenbei bei der Arbeit einen kleinen Teppichhandel, der Psychologe Ash (Nick Mohammed) hat vor allem Angst, der Betrugsfahnder George (Adeel Akhtar) bildet sich ständig ein, ein tatsächlicher Spion zu sein. Lediglich Natalie (Laura Aikman), die in der zweiten Staffel als Love Interest von Karl hinzustößt, ist normal. Die vielen Schrullen und die sympathischen Darsteller helfen dann auch über die gelegentlichen Momente hinweg, wenn den Drehbuchautoren nicht wirklich viel eingefallen ist. Da die Serie im Lauf der Zeit auch qualitativ zulegte, ist es schon recht schade, dass nach Staffel 3 wohl Schluss sein wird. Umso mehr, da sie – untypisch für eine Sitcom – mit gleich zwei fetten Cliffhangern aufhört. Da hätte noch einiges kommen können und dürfen.



(Anzeige)

Die Arbeit in einem Job Center ist kein Spaß – zumindest für die Leute vor Ort. Als Zuschauer ist das chaotische Treiben hingegen schon unterhaltsam, dank diverser satirischer Spitzen und der schrulligen Figuren. Beides hilft über die weniger fesselnden Momente hinweg, wenn die britische Serie sich in alberner Einfallslosigkeit übt.
6
von 10