Ab in den Dschungel
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Ab in den Dschungel

(„Babysitting 2“ directed by Nicolas Benamou and Philippe Lacheau, 2015)

„Ab in den Dschungel“ ist ab 24. Februar 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Es gibt sicherlich schlimmere Orte, an denen man Urlaub machen kann als in einem schnuckeligen Tropenhotel in Brasilien. Für Franck (Philippe Lacheau) geht es dabei aber um mehr als bloße Entspannung: Er ist fest entschlossen, seiner Freundin Sonia (Alice David) einen Antrag zu machen. Doch vorher gilt es erst noch deren Vater Alain (Christian Clavier) zu überzeugen, der besagtes Hotel führt – was sich als schwieriger herausstellt als gedacht. Richtig chaotisch wird es aber erst, als Franck zusammen mit Sonias Cousin Ernest (Vincent Desagnat), Großmutter Yolanda (Valériane de Villeneuve) und den beiden Freunden Sam (Tarek Boudali) und Alex (Julien Arruti) im Dschungel verlorengeht.

Es muss nicht immer Horror sein: Meistens ist das Konzept des Found Footage ja dem Gruselgenre vorbehalten, etwa bei The Blair Witch Project oder [REC]. Dass die Wackelkamera aber auch ihre komische Seiten haben kann, das bewies vor einigen Jahren Project: Babysitting. Es dürften jedoch nur wenige sein, die hierzulande etwas davon mitbekommen haben. Währen die vergnügliche französische Komödie daheim mehr als zwei Millionen Zuschauer in die Kinos lockte, erschien sie hier lediglich auf DVD. Umso überraschender, dass der Nachfolger dann doch das Licht der großen Leinwand erblickte. Allerdings ohne Verweis darauf, dass es sich hier um einen zweiten Teil handelt.

Täuschung am Kunden? Nicht wirklich. Denn auch wenn ein Großteil des Ensembles zurück ist und es am Anfang ein paar kleinere Verweise gibt, inhaltlich haben die beiden Filme miteinander nur wenig zu tun. Das „Babysitting“, welches sich noch im französischen Titel wiederfindet, ist beispielsweise ein Überbleibsel des ersten Teils, der jetzt eigentlich keine Bedeutung mehr hat. Schließlich sind in Ab in den Dschungel Kinder absolute Mangelware. Allenfalls die neu dazugekommene, überaus grantige Oma passt da ins Konzept, wird sie dem Männerquartett doch aufs Auge gedrückt, damit dieses sich um sie während des Ausfluges kümmert.

Die scharfzüngige alte Frau entpuppt sich dabei als bester Neuzugang in der Ensemblekomödie. Das Prinzip politisch wenig korrekter Menschen ist in Komödien natürlich nichts Neues, Jackass: Bad Grandpa basierte seinen kompletten Humor darauf, dass ein so distinguiert dreinschauender älterer Herr in hoher Regelmäßigkeit böse Sprüche loslässt. Und auch hier macht es Spaß, wenn die gehbehinderte, resolute Großmutter ohne Rücksicht auf Verluste ihr Umfeld beschimpft, allen voran Sam, der für sie als Araber ohnehin nur ein verkappter Terrorist ist.

Neben diesen böseren Momenten ist es vor allem die Absurdität der Ereignisse, welche einen hier zum Lachen bringt. Manches, was hier passiert, ist so unvorhersehbar, plötzlich und lustvoll bescheuert, dass man sich oft gar nicht anders zu verhelfen weiß. Im Vergleich zum Vorgänger schneidet Ab in den Dschungel dennoch schlechter ab. Auch wenn hier ständig das Zwerchfell unter Beschuss genommen wird, die Trefferquote ist spürbar geringer. Es dauert auch eine ganze Weile, bis die Komödie endlich mal in Schwung kommt. Ein weiteres Problem ist, dass das Found-Footage-Prinzip in Project: Babysitting geschickter mit der Geschichte verbunden wurde. Hier scheint es in erster Linie deshalb drin zu sein, um das Alleinstellungsmerkmal fortzuführen – egal wie. Natürlich ist es wie immer nett, dem Publikum im Film bei dessen Reaktionen zu sehen. Aber das ergibt sich hier weniger aus dem Inhalt heraus.

Wer den ersten Teil nicht kennt, sollte deshalb doch lieber dort anfangen und einen insgesamt stimmigereb Film erleben, um anschließend die sympathischen Chaoten hier ein zweites Mal begrüßen zu dürfen. Und wer dann noch nicht genug hat, sollte sich schon einmal den Titel Alibi.com merken. Philippe Lacheau zeichnet sich auch dort für Regie und Drehbuch verantwortlich, übernimmt erneut die Hauptrolle und schart mit Desagnat, Arruti und Boudali die üblichen Verdächtigen um sich. In Frankreich sahen in der Startwoche mehr als eine Million Zuschauer die Komödie, der Deutschlandstart ist für Juli angekündigt. Das kann ja heiter werden …



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„Ab in den Dschungel“ übernimmt das Prinzip des französischen Publikumlieblings, erreicht dabei aber insgesamt nicht die Gagdichte des Vorgängers. Die sympathischen Chaoten und der absurde, manchmal bösartige Humor sind aber auch hier für diverse Lacher gut.
6
von 10