Paris-Manhattan

Paris-Manhattan

(„Paris-Manhattan“ directed by Sophie Lellouche, 2012)

Paris-ManhattanWenn Regiealtmeister Woody Allen in einem fremden Film lediglich als Schauspieler auftritt, noch dazu einem recht kleinen aus Frankreich, ist das sicherlich außergewöhnlich. Andererseits: Allzu anspruchsvoll ist seine Rolle in Paris-Manhattan ja nicht. Er muss einfach sich selbst spielen. Quasi. Genau genommen „spielt“ er nur ein Woody-Allen-Poster, mit dem sich Alice (Alice Taglioni) jede Nacht unterhält. Immerhin: Es ist tatsächlich die Originalstimme von Allen, mit der die über 30-Jährige ihre Sorgen und Nöte teilt und die immer wieder einen weisen Spruch auf den (Poster-)Lippen hat.

Ebenso verschroben wie diese Gesprächssituation ist auch Alice selbst. Diese ist zwar hübsch und charmant, aber aufgrund ihrer eigenwilligen Art nicht unbedingt erfolgreich beim anderen Geschlecht. Ein Charakterzug, der eindeutig in der Familie liegt, denn Macken gibt es dort zur Genüge. Der Vater verteilt Visitenkarten an Partygäste, um Alice an den Mann zu bringen, die Mutter hat eine ausgeprägte Neigung zum Alkohol, die Nichte ist seit einem Jahr mit einem Typen zusammen, den in der Familie noch nie einer zu Gesicht bekommen hat, und selbst die glücklich verheiratete Schwester (Marine Delterme) hat ihre dunklen Geheimnisse. Dabei könnte es für Alice so einfach sein, schließlich ist der hilfsbereite und schlagfertige Victor (Patrick Bruel) – Beruf: Fachmann für Alarmanlagen – eindeutig an ihr interessiert. Doch Alice hat nur für zwei Männer Augen: den attraktiven Vincent und eben ihr großes Idol Woody Allen.Paris-Manhattan Szene 1

Romantisch-skurrile Komödien sind ja praktisch eine Spezialität von Woody Allen. Und so wundert es auch nicht, dass sich Paris-Manhattan recht deutlich an den Filmen des ewigen Stadtneurotikers orientiert und immer wieder auf sie verweist. Wie im großen Vorbild tummeln sich auch bei Regisseurin und Drehbuchautorin Sophie Lellouche – im wahren Leben selbst ein großer Allen-Fan – lauter sympathische Figuren, die sicher das Herz am rechten Fleck haben, sich selbst und anderen aber gnadenlos im Weg stehen. Dass am Ende des Films zusammenkommt, wer zusammenkommen muss, steht während der 77 Minuten aber nie wirklich in Frage. Der eigentliche Spaß liegt also wie so oft darin, den einzelnen Figuren beim Stolpern zuzuschauen, bei ihren vergnüglichen Umwegen zum Glück.Paris-Manhattan Szene 2

Und vergnüglich ist der Film auf jeden Fall. Wenn Alice den Kunden ihrer Apotheke persönlich ausgewählte Woody-Allen-Filme als Heilmittel verschreibt oder die Familienmitglieder sich gegenseitig hinterherspionieren, um die Geheimnisse des anderen zu lüften, dann ist das oft allerschönste Situationskomik. Das dies funktioniert ist natürlich auch ein Verdienst der Schauspieler; vor allem zwischen der hinreißenden Alice Taglioni und dem französischen Sänger Patrick Bruel stimmt die Chemie. Mit den ganz großen Werken des Vorbildes, etwa Annie Hall, Hannah und ihre Schwestern oder Midnight in Paris, kann es der französische Film zwar nicht aufnehmen. Dafür fehlt dem Ganzen dann doch ein wenig die Substanz. Eine witzige und charmante Hommage ist Lellouche mit ihrem Spielfilmdebüt aber auf alle Fälle gelungen.

Paris-Manhattan ist seit 1. März auf DVD und Blu-ray erhältlich



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Wer etwas andere romantische Komödien mag oder sich schon immer gefragt hat, wie Woody Allen wohl auf Französisch wäre, kann durchaus mal einen Zwischenstopp in der Stadt der Liebe einlegen. Die eigentliche Geschichte ist zwar recht simpel und vorhersehbar, dafür gibt es eine Menge skuriller Charaktere, gut aufgelegte Darsteller und charmante Situationskomik.
7
von 10