Verlorene Liebe Brazen Netflix
© Netflix/Sergei Bachlakov

Verlorene Liebe

Inhalt / Kritik

Verlorene Liebe Brazen Netflix
„Verlorene Liebe“ // Deutschland-Start: 13. Januar 2022 (Netflix)

Im Leben von Grace (Alyssa Milano) läuft es gerade richtig gut. So feiert sie als Autorin von Kriminalromanen große Erfolge, das Publikum liegt ihr zu Füßen. Privat kann sie ebenfalls nicht klagen. Erst meldet sich ihre Schwester Kathleen (Emilie Ullerup) wieder bei ihr, die sie Jahre nicht gesehen hat, und möchte den Kontakt wieder aufleben lassen. Als Grace diese besucht, lernt sie auch noch Ed (Sam Page) kennen, den heißen Polizisten von nebenan. Die Freude über ein schönes Date hält aber nicht lange an, als sie nach der Rückkehr Kathleen ermordet vorfindet. Und das ist nicht der einzige Schock: Die Tote war nicht nur Lehrerin, sondern verdiente nebenbei als Webcam-Domina Geld. Für Grace ist klar, dass sie ihr kriminologisches Talent einsetzen muss, um den Mörder zu finden. Doch die Zeit drängt, denn es bleibt nicht bei der einen Leiche …

Aus Spaß am Mord

Auch wenn sie vielleicht nicht die professionelle Expertise mitbringen, es hat doch einen ganz eigenen Charme, wenn in Krimis irgendwelche Laien versuchen, einen Mörder zu schnappen. Kult sind dabei beispielsweise die Filme mit Margaret Rutherford (16 Uhr 50 ab Paddington) aus den 1960ern in der Rolle der alten Jungfer Miss Marple, die sich gleichzeitig mit Verbrechern und der Polizei anlegt, die mit den ständigen Einmischungen wenig anfangen kann. Auch Mord ist ihr Hobby erfreute sich enormer Beliebtheit. 12 Staffeln und 264 Folgen lang verkörperte Angela Lansbury die Krimiautorin Jessica Fletcher, denen ständig irgendwelche Leichen vor die Füße fallen. Der Netflix-Film Verlorene Liebe spielt mit einem ähnlichen Szenario, wenn auch hier eine erfolgreiche Schriftstellerin ihr künstlerisches Talent im „wahren“ Leben nutzen möchte.

Im Vergleich zu den oberen Beispielen ist Grace deutlich jünger, was die Möglichkeit für eine kleine Romanze eröffnet. Das ist wichtig, da die Zielgruppe bei dem Film ganz offensichtlich nicht der klassische Krimifan ist, sondern ein weibliches Publikum, das von ein bisschen Nervenkitzel träumt. Passend dazu gibt es hier dann auch einen Ausflug in die Welt der Online-Erotik, wo jeder jemand anderes sein darf. Nicht nur Schwester Kathleen kann ihren normalen Alltag als Lehrerin hinter sich lassen und zu einer knallharten Domina werden. Auch andere leben dort ihre Fantasien aus. Allzu explizit wird es in Verlorene Liebe dann aber doch nicht. Wenn Alyssa Milano  irgendwann in einen hautengen Anzug schlüpft, muss das reichen. Mehr ist bei der vor allem im Fernsehen tätigen Regisseurin Monika Mitchell (The Knight Before Christmas) nicht drin.

Lächerlich und schmerzhaft schlecht

Die eigentlichen Probleme von Verlorene Liebe liegen ohnehin woanders. Eines davon: Der Film ist komplett lächerlich. So lässt die Adaption des gleichnamigen Romans von Nora Roberts die Protagonistin einfach machen, was sie will. Während bei den oben genannten Kolleginnen Konflikte mit der Polizei dazugehörten oder es zumindest eine Form der Arbeitsteilung gab, bestimmt Grace einfach, was getan wird. Ihr Argument: Sie kennt sich mit Morden aus und habe eine entsprechende Intuition. Die ermittelnde Captain Rivera (Alison Araya) stimmt ihr nicht nur zu. Die glühende Verehrerin der Autorin wird es nicht müde zu betonen, wie dankbar sie ihr ist und dass ohne sie die Lösung kaum möglich wäre. Am Anfang mag man das noch für Sarkasmus halten, was eine naheliegende Reaktion gewesen wäre. Der Film meint das aber ernst.

Es ist aber nicht allein der groteske Egotrip der selbsternannten Spezialistin und die damit verbundenen abgrundtief schlechten Dialoge, die für Irritationen sorgen. Die Geschichte selbst ist auch nicht so toll. So wimmelt es in Verlorene Liebe von Figuren, die ganz offensichtlich einem Karikaturen-Katalog entnommen wurden. Der Fall hakt völlig uninspiriert die Genre-Checkliste ab, schafft es dabei aber, alles noch weiter zu verschlimmern. So als würde jemand bei einem Lied mitsingen, ohne den Text zu verstehen. Spätestens bei der Auflösung, die unsinniger kaum sein könnte, braucht es schon ganz viel Nervenstärke, um das unbeschadet durchzustehen. Oder man erfreut sich an der unfreiwilligen Komik, die den Film zu einem heißen Anwärter für Trash-Videoabende macht. Ansonsten droht man mit dem Krimimurks mehr zu verlieren als nur Liebe.

Credits

OT: „Brazen“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Monika Mitchell
Drehbuch: Suzette Couture, Donald Martin, Edithe Swensen,
Vorlage: Nora Roberts
Besetzung: Alyssa Milano, Sam Page, Matthew Finlan, Malachi Weir, Alison Araya, Emilie Ullerup

Bilder

Trailer

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In „Verlorene Liebe“ will eine erfolgreiche Krimiautorin den Mord an ihrer Schwester aufklären. Das wird schnell lächerlich, wenn die Polizei ihr zu Füßen liegt. Aber auch sonst ist das hier ein Totalausfall, der mit Karikatur-Figuren, einem unsinnigen Fall und schmerzhaften Dialogen quält.
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