Mutter kündigt
© ZDF/W&B Television/Frédéric Batier

Mutter kündigt

Inhalt / Kritik

Mutter kündigt
„Mutter kündigt“ // Deutschland-Start: 22. Juli 2021 (ZDF)

Als Carla (Maren Kroymann) ihre drei erwachsenen Kinder Rita (Ulrike C. Tscharre), Doro (Jördis Triebel) und Phillipp (Stefan Konarske) zu sich beordert, hat sie zwei dicke Überraschungen vorbereitet. Zum einen erwartet die drei jeweils eine Summe von 250.000 Euro zur freien Verfügung, ein vorgezogenes Erbe. Dafür müssen sie aber auch einen Vertrag unterschreiben, der Carla in Zukunft von allen mütterlichen Pflichten entbindet. Groß ist die Begeisterung unter den Kindern nicht, die nicht so recht glauben wollen, was da gerade geschieht. Wutentbrannt stapfen sie deshalb davon, um das alles erst einmal zu verarbeiten. Nur Enkelin Joe (Lena Urzendowsky) beschließt zu bleiben. Während die drei Geschwister ihre Gedanken ordnen, lernen sie ihre Familie und auch Rudi (Rainer Bock), ein enger Freund Carlas, noch einmal von ganz anderen Seiten kennen …

Das Ende einer Familie

Dass man zwischenzeitlich einfach mal genug von der Familie hat, das dürften alle schon einmal erlebt haben. Dass man eine Pause braucht, Abstand braucht, um sich vielleicht selbst auch sammeln zu können. Die Beziehung aber völlig abzubrechen, das ist glücklicherweise dann doch eher ein seltenes Phänomen. Schließlich ist es schon eine verdammt traurige Angelegenheit, wenn das Verhältnis zu Geschwistern, Eltern oder anderen Verwandten derart zerrüttet ist, dass nichts mehr zu kitten ist. Umso überraschender ist, wenn Mutter kündigt einen solchen Abbruch nicht als schweres Drama inszeniert, sondern im Rahmen einer Komödie. Wenn das Publikum darüber lachen soll, wie hier alles kurz und klein geschlagen wird.

Zumindest anfangs gelingt das tatsächlich. Hier wirklich ein wenig schmunzeln zu dürfen, hat aber weniger mit dem „was“ zu tun, sondern dem „wie“. Schon die Formulierung, sein Mutterdasein aufzukündigen, so als wäre Familie letztendlich nur ein in beidseitigem Einverständnis aufgesetzter Vertrag, ist irgendwie komisch. Hinzu kommt, wie professionell und emotionslos Clara ihr Anliegen vorträgt. Die Zusammenkunft hat weniger etwas von einem Familientreffen, sondern mehr von einem Business Meeting. Mutter kündigt lebt dabei schon sehr von der Darstellung von Maren Kroymanns (Enkel für Anfänger), die mit ganz viel Ernst den absurden Plan ihrer Figur vorträgt und damit nicht nur die Anwesenden vor den Kopf stößt. Als Zuschauer und Zuschauerin schaut man ebenso verblüfft.

Probleme bei allen Beteiligten

So eine Verblüffung verfliegt aber natürlich nach einiger Zeit. So originell das anfängliche Szenario des ZDF-Films ist, für die üblichen anderthalb Stunden Abendunterhaltung ist das zu wenig. Das wusste man hier auch, weshalb sich der Fokus mit der Zeit verschiebt. Anstatt das schwierige Verhältnis zwischen der Mutter und den drei Kindern weiter zu beleuchten, geht es dann oftmals mehr darum, wie diese drei ihr eigenes Leben nicht auf die Reihe bekommen. Mutter kündigt nimmt das anfängliche Szenario ausschließlich, um bei den Figuren Denkprozesse anzustoßen und sich den Themen zu widmen, die sie verdrängt haben. Wie kann es beispielsweise sein, dass Doro ihre Freundin Hanna (Britta Hammelstein) geheiratet hat und niemand in der Familie weiß etwas davon?

Das sind grundsätzlich ebenfalls legitime Themen. Regisseur Rainer Kaufmann (Und wer nimmt den Hund?, Eine ganz heiße Nummer 2.0) gelingt es aber nicht so recht, daraus auch wirklich einen roten Faden zu spinnen. Anstatt Themen, die anfangs angesprochen werden, nach und nach zu vertiefen, werden einfach irgendwelche anderen Sachen ausgepackt. Wenn beispielsweise zum Ende des Films die Frage aufkommt, wie Menschen zu definieren sind und ob man dies überhaupt tun sollte, dann gibt es da keinen Anschluss an die Geschichte der Mutter. Dabei hätte sich der sogar angeboten im Zusammenhang mit der Frage, wie sehr eine Frau dadurch bestimmt ist, dass sie Kinder hat.

Irgendwie nichtssagend

Es ist nicht einmal so, dass vergleichbar zu Zum Glück zurück Clara nach Jahren der Aufopferung endlich ein eigenes Leben will. Es wird weder deutlich, was genau sie vom Leben erwartet, noch warum diese engen zwischenmenschlichen Bindungen ein Problem für sie sind. Das macht Mutter kündigt letzten Endes zu einer frustrierenden, weil irgendwie nichtssagenden Angelegenheit, die weder das Szenario, noch den Stoff wirklich zu nutzen weiß. Zwischendurch gibt es zwar immer wieder Szenen, die sich lohnen, darunter einen doch rührenden Auftritt von Clara und Rudi. Überhaupt geht das hier schauspielerisch alles in Ordnung, da gibt es keine Ausfälle zu beklagen. Mehr als Durchschnitt ist das aber nicht, dafür hätte der Inhalt konsequenter und zielgerichteter sein müssen. Richtig viel zu lachen gibt es bei der Komödie ebenfalls nicht.

Credits

OT: „Mutter kündigt“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Rainer Kaufmann
Drehbuch: Freya Stewart, Gabriela Sperl, Ferdinand Arthuber
Musik: Martina Eisenreich
Kamera: Ahmed El Nagar
Besetzung: Maren Kroymann, Jördis Triebel, Ulrike C. Tscharre, Stefan Konarske, Lena Urzendowsky, Rainer Bock, Britta Hammelstein, Lucie Heinze

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Wenn in „Mutter kündigt“ eine Frau zu Beginn per Vertrag festhalten will, keine familiären Pflichten mehr zu haben, dann ist das schon ein starkes Stück. Nach dem absurden Auftakt verliert sich der Film aber in zu vielen einzelnen Strängen, die nicht zusammenfinden und trotz des guten Ensembles nicht wirklich unterhaltsam sind.
5
von 10