Außer Kontrolle – Halt nicht an! Bumperkleef
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Außer Kontrolle – Halt nicht an!

Inhalt / Kritik

Außer Kontrolle Halt nicht an
„Außer Kontrolle – Halt nicht an!“ // Deutschland-Start: 21. August 2020 (DVD/Blu-ray)

Wenn mal wieder ein Besuch bei der Familie ansteht, liegen die Nerven schnell blank bei Hans (Jeroen Spitzenberger). Eigentlich hat er sowieso keine Lust, das Wochenende bei seinen Eltern (Truus te Selle, Hubert Fermin) zu verbringen, um den Geburtstag seines demenzkranken Vaters zu feiern. Deswegen kommt es schon wegen der kleinsten Zwischenfälle zum Streit mit seiner Frau Diana (Anniek Pheifer). Dass sich seine beiden Töchter Milou (Roosmarijn van der Hoek) und Robine (Liz Vergeer) gegenseitig anschreien, macht die Fahrt erst recht zu einer Tortur. Und dann das: Irgendein Idiot blockiert die linke Spur auf der Autobahn, weshalb die ohnehin schon verspätete Familie nicht vorankommt. Später stellt sich dieser Idiot als Ed (Willem de Wolf) heraus, der die vier bei einer Raststätte anspricht und auf eine Entschuldigung von Hans pocht. Als die ausbleibt, der Familienvater im Gegenteil noch weitere Beleidigungen an den Kopf wirft, beschließt der Fremde, andere Seiten aufzuziehen und der Familie eine Lektion zu erteilen …

Scheiß auf den Anstand

Es gibt so Situationen, die scheinen nur zu dem Zweck erfunden worden zu sein, um das Schlechteste im Menschen herauszukitzeln. Dabei braucht es noch nicht einmal Pandemien und die damit verbundenen Einschränkungen, damit die Idee einer Zivilisation über den Haufen geworfen wird. Es reicht der tägliche Verkehr. Letztes Jahr wurde Unhinged – Außer Kontrolle ein kleinerer Hit, in dem Russell Crowe einen Mann spielte, der nach einer unschönen Begegnung an einer Ampel rot sieht. Schon ein Jahr zuvor gab es mit dem niederländischen Thriller Außer Kontrolle – Halt nicht an! einen Film, der frappierende Ähnlichkeiten aufweist. Denn auch hier beginnt eine Konfrontation mit einem Hupen, weil es nicht schnell genug vorangeht, bevor eine erbitterte Menschenjagd gestartet wird.

Anders als bei der US-Variante wird hier aber kein Ausnahmeszenario bemüht, bei dem ein Mörder und Brandstifter zufällig den Weg einer Mutter kreuzt. In Außer Kontrolle – Halt nicht an! geht es „nur“ um einen Mann, der seine festen Vorstellungen davon hat, wie die Welt zu funktionieren hat und jedem an den Karren fährt, der sich nicht daran hält. Manchmal überfährt er sie auch gleich. Erschreckend dabei ist nicht allein, dass Banalitäten hier eine Todesstrafe nach sich ziehen. Vielmehr ist es die Kaltblütigkeit und Professionalität, mit der Ed Leute aus dem Verkehr ziehen will, die verstören. So wie er Ratten oder anderes Ungeziefer tötet, so tötet er eben auch Menschen, wenn sie es seiner Meinung nach nicht wert sind weiterzuleben.

Eingesperrt mit lauter Idioten

Zumindest bei der Familie, die er einen Großteil des Film lang ins Visier nimmt, ist die Ablehnung nicht sonderlich schwierig nachzuempfinden. Tatsächlich gibt sich Regisseur und Drehbuchautor Lodewijk Crijns zu Beginn von Außer Kontrolle – Halt nicht an! sichtlich Mühe, möglichst grauenvolle Figuren zu erschaffen. Die Fahrt zur Mutter hat noch nicht einmal begonnen, da gehen einem die vier schon auf die Nerven. Die Mutter selbst, so wird bereits durch die Reaktionen von Hans offensichtlich, ist ebenfalls keine ganz leichte Person. Auf der einen Seite ist es ganz schön, wenn hier mal nicht Alltagsheilige in die Hände eines Psychopathen geraten. Wenn aber alle so unerträglich sind, dass man schon gar nicht mehr weiß, wen man denn nun anfeuern soll, wird es etwas schwierig.

Wobei der schwerwiegendere Angriff auf das Nervenkostüm darin besteht, dass die vier offensichtlich darum bemüht sind, in den meisten Situationen die dümmste Reaktion zu finden, die ihnen einfällt. Sicher, von einem mörderischen Psycho überfallen zu werden, das kann einen schon mal aus dem Konzept bringen. Hier wird es aber so lächerlich, dass man meinen könnte, Außer Kontrolle – Halt nicht an! hätte eigentlich eine Satire sein sollen. Immer weiter lässt Crijns die Situation eskalieren, bis das alles so gar keinen Sinn mehr ergibt. Ein solches Phänomen kennt man eigentlich aus irgendwelchen Horrorfilmen. Dort ist das aber noch leichter zu akzeptieren, da die Figuren ohnehin nur sterben sollen. Hier aber soll es schon eine Art von Duell sein. Da darf man ein Minimum an Intelligenz und Wehrhaftigkeit voraussetzen.

Zunehmende Enttäuschung

Wenn der Film wenigstens spannend wäre. Aber auch in der Hinsicht klappt das nicht so recht. Der Einstieg ist gelungen, wenn Crijns zeigt, wie sein Antagonist in aller Ruhe einen Menschen jagt. Und auch zu Beginn der Hauptgeschichte sind die Ereignisse packend inszeniert. Allerdings sind sowohl Eds Repertoire wie auch das des Films beschränkt, weshalb Außer Kontrolle – Halt nicht an! spätestens im letzten Drittel richtig abbaut. Ausgerechnet das Finale, welches alles auf die Spitze treiben sollte, überzeugt so gar nicht. Da fehlten die Ideen, wie sich das Szenario intensivieren lässt. Der Film ist gleichzeitig völlig überzogen und einfallslos. Das ist schade, weil das Thema schon einiges hergegeben hätte. Auch das Ensemble macht seine Arbeit ordentlich. Aber das reicht nicht aus, um die Mängel auszugleichen, wenn die anfängliche Neugierde in Enttäuschung endet.

Credits

OT: „Bumperkleef“
Land: Niederlande
Jahr: 2019
Regie: Lodewijk Crijns
Drehbuch: Lodewijk Crijns
Musik: Steve Willaert
Kamera: Bert Pot
Besetzung: Jeroen Spitzenberger, Anniek Pheifer, Willem de Wolf, Roosmarijn van der Hoek, Liz Vergeer, Truus te Selle, Hubert Fermin

Bilder

Trailer

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In „Außer Kontrolle – Halt nicht an!“ gerät eine Familie mit einem Autofahrer aneinander und wird daraufhin von diesem gejagt. Der Thriller beginnt ganz gut, zumal der Antagonist durch seine Ruhe und Professionalität Angst und Schrecken verbreitet. Im weiteren Verlauf baut der Film aber stark ab: Die Figuren verhalten sich dämlich, es fehlen die Ideen im Drehbuch, das Finale ist eine einzige Enttäuschung.
4
von 10