Hartwig Seeler Ein neues Leben
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Hartwig Seeler: Ein neues Leben

Inhalt / Kritik

Hartwig Seeler Ein neues Leben
„Hartwig Seeler: Ein neues Leben“ // Deutschland-Start: 8. April 2021 (Das Erste)

Eigentlich hat sich Hartwig Seeler (Matthias Koeberlin), der nach seinem Ende bei der Polizei als Privatdetektiv arbeitet, auf das Auffinden vermisster Personen spezialisiert. Doch seine frühere Kollegin Tascha (Emily Cox) will das Gegenteil von ihm: Er soll ihr helfen so zu verschwinden, dass sie niemand mehr finden kann. Denn Gerald Metzner (Maximilian Brauer) ist wieder frei, jener Schwerverbrecher, der sie bei einer Geiselnahme 36 Stunden in der Gewalt hatte. Und nun ist er hinter ihr hier, um sich an ihr zu rächen, davon ist sie überzeugt. Zunächst ist Seeler skeptisch, ob eine Flucht die richtige Antwort ist, zumal er ohnehin seine Zweifel daran hat, dass sie ein komplett neues Leben anfangen kann. Doch dann lässt er sich darauf ein. Dabei drängt die Zeit, denn Tascha wird zunehmend paranoid und sieht sich ständig von Metzner verfolgt …

Verbrechen in Serie

Eigentlich sollte man meinen, dass Matthias Koeberlin vielleicht irgendwann die Nase voll hat von Krimis. Erst spielte er in vier Filmen der Reihe Lutter den Kriminaloberkommissar Michael Engels, dann in fünf Filmen der Reihe Kommissar Marthaler die Titelfigur. Seit 2014 verkörpert er in Die Toten vom Bodensee den Kriminalhauptkommissar Micha Oberländer, auf 12 Teile bringt es die Reihe bislang, die nächsten sind bereits geplant. Hinzu kommen gelegentliche Gastauftritte in den Krimireihen der Kollegen, kürzlich etwa in Helen Dorn: Wer Gewalt sät. Braucht es da mit Hartwig Seeler tatsächlich noch eine weitere Reihe, in der der Schauspieler Fälle löst?

Wobei man zugutehalten muss, dass die ARD-Reihe doch einen eigenen Weg einschlägt und sich dabei deutlich vom Gros des deutschen TV-Krimis unterscheidet. Zum einen geht es bislang eben nicht darum, dass ein Polizist einen Mord aufklären muss. Stattdessen macht sich hier ein Privatdetektiv auf die Suche nach verschwundenen Personen. Wichtiger noch ist aber, dass sowohl der Auftakt Gefährliche Erinnerung wie auch der zweite Teil Ein neues Leben sich vorrangig mit Traumata und Schmerzen der Figuren befassen. Beide Filme handeln davon, wie jemand lernen muss, Schicksalsschläge zu verarbeiten und mit einer schwierigen Vergangenheit zu leben. Seeler selbst hat noch immer nicht ganz den Tod seiner Frau verkraftet.

Begegnung mit der Vergangenheit

Letzteres lässt Hartwig Seeler: Ein neues Leben an manchen Stellen in eine leicht esoterische Richtung abdriften, wenn es um die Frage nach dem Leben nach dem Tod geht. Im Mittelpunkt steht jedoch Taschas Ringen mit ihren Erfahrungen. Wenn Metzner wieder auf freiem Fuß ist, dann befürchtet sie zwar eine erneute Gefahr für sich. Tatsächlich ist das Problem aber vielmehr, dass sie sich ihren eigenen Abgründen stellen muss, worauf sie so gar keine Lust hat. Dann und wann kommt es zwar zu Situationen, in denen es potenziell brenzlig werden kann. Für einen Thriller reicht das aber nicht, eigentlich nicht mal für einen Krimi. Vielmehr handelt es sich hier um ein Drama, in dem eine Figur innerhalb von 90 Minuten das aufarbeiten muss, was sie zuvor jahrelang verdrängt hat.

Da finden sich schon interessante Aspekte drin, über die es sich lohnen würde nachzudenken. Gerade zum Schluss baut Regisseur und Drehbuchautor Johannes Fabrick (Winterherz – Tod in einer kalten Nacht, Stumme Schreie) ein paar Wendungen ein, die mit moralisch spannenden Fragen einhergehen. Leider geht er an diesen Stellen aber nicht in die Tiefe, drückt sich auch vor Antworten und davor, Stellung zu beziehen. Stattdessen muss das Publikum mitansehen, wie Tascha abwechselnd hysterische Aussetzer hat oder sich Seeler um den Hals wirft. Das ist nicht nur sehr repetitiv. Es fehlt auch jegliche Spur von Subtilität. Anstatt nach und nach den Blick auf das Innenleben freizugeben, wird von Anfang an der Holzhammer geschwungen. Tatsächliche Gefühle sind deshalb rar, das wirkt hier alles so gestellt und unnatürlich, dass dabei weder Spannung noch Anteilnahme entstehen. Schade um die wichtigen Themen, die derart vergeudet werden.

Credits

OT: „Hartwig Seeler: Ein neues Leben“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Johannes Fabrick
Drehbuch: Johannes Fabrick
Musik: Manu Kurz
Kamera: Helmut Pirnat
Besetzung: Matthias Koeberlin, Emily Cox, Lasse Myhr, Maximilian Brauer, Maximilian Grill, Monika Lennartz

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In „Hartwig Seeler: Ein neues Leben“ will eine traumatisierte Polizistin von der Bildfläche verschwinden, um ihrem ehemaligen Peiniger zu entkommen. Der Film ist mehr Drama als Krimi, wenn es überwiegend um die Auseinandersetzung mit inneren Abgründen geht. Das hat durchaus interessante Themen, ist selbst aber alles andere als spannend, da die Geschichte ohne Abwechslung ist und zudem vieles plakativ bleibt, anstatt in die Tiefe zu gehen.
4
von 10