The Block Island Sound

The Block Island Sound

Inhalt / Kritik

The Block Island Sound
„The Block Island Sound“ // Deutschland-Start: 11. März 2021 (Netflix)

Sein ganzes Leben lang hat Tom (Neville Archambault) als Fischer gearbeitet, wie so viele auf der Insel. Doch zuletzt scheint er nicht wirklich er selbst zu sein. Immer wieder verhält er sich eigenartig, verschwindet urplötzlich oder ist anderweitig nicht ganz da. Sein Sohn Harry (Chris Sheffield), der mit ihm in dem Haus wohnt, hat diese Veränderungen natürlich längst bemerkt. Dennoch zieht er es vor, niemanden davon wissen zu lassen, nicht zuletzt aus Angst, dass man ihn ihm wegnehmen könnte. Als dann auch noch Harrys Schwester Audry (Michaela McManus) zusammen mit Tochter Emily (Matilda Lawler) zu Besuch ist, um seltsame Todesfälle bei Fischen zu untersuchen, merkt sie nicht nur bei ihrem Vater, dass etwas nicht stimmt. Auch ihr Bruder verhält sich zunehmend eigenartig …

Der Horror, der aus dem Meer kam

Schon immer war das Meer ein sehr dankbares Setting, um dem Publikum Angst einzujagen. Es ist groß, sehr tief, völlig unübersichtlich und der Mensch darin mehr oder weniger hilflos, zumindest im Vergleich zu anderen Wesen, die darin leben oder auch nicht leben. Während Der weiße Hai noch mit einem vergleichsweise realistischen Szenario ankam und unzählige andere Creature Horror Filme geprägt hat, gab es zuletzt eine ganze Reihe von Filmen, welche das Meer mit einer mysteriösen Gefahr koppelten. Einige davon mit durchaus vorzeigbarem Ergebnis. In The Boat ist beispielsweise ein Mann in einem verwaisten Segelboot gefangen. The Beach House führte vor, wie in einem kleinen Küstenort unheimliche Dinge vor sich gehen, die irgendwie mit dem Meer zu tun haben.

Auch in The Block Island Sound wurde das Wasser letztendlich zu einem Hintergrund für eine Geschichte, die irgendwo zwischen Mystery und Horror angesiedelt ist. Dabei legt der Film schon früh fest, in welche Richtung das Ganze gehen wird. Wenn überall haufenweise tote Tiere entdeckt werden, dann bleibt dabei zunächst offen, ob es eine natürliche oder anderweitige Erklärung dafür gibt. Allgemein soll wie in dem Genre übrig kräftig spekuliert werden, was bei dem, das hier geschieht, real ist, wie viel Teil einer Einbildung. So baut Tom schließlich, so wird impliziert, seit Längerem ziemlich ab. Harry wiederum war schon immer ein etwas labiler Einzelgänger, der nicht so richtig Teil der Wirklichkeit ist. Solche Figuren als einzige Zeugen seltsamer Vorkommnisse zu haben, kann am Ende alles bedeuten.

Bewährte Genremittel

Wobei die Brüder Kevin und Matthew McManus, welche zusammen Regie führten und das Drehbuch schrieben, es schaffen, noch ein paar Figuren einzubauen, die mit ihren Verschwörungstheorien selbst Tom und Harry ganz normal erscheinen lassen. Die Technik ist bekannt und bewährt: Man präsentiere Erklärungen, die sich so wahnsinnig anhören, dass man sie erst einmal ablehnt, nur um dann doch Zweifel zu säen. Oft nimmt man dafür irgendwelche vermeintlich verrückten alten Leute, die irgendwo allein und abgeschieden leben und behaupten, sie alleine wüssten die Wahrheit. Hier sind die Orakel zwar jünger, aber nicht minder seltsam. Die Spannung von The Block Island Sound liegt dann auch in dem Rätselraten, was es wirklich mit allem auf sich hat. Welche der diversen Andeutungen, welche zwischendurch gemacht werden, sich als richtig herausstellen.

Wobei auch die direkten Gruselszenen ihren Charme haben. Der Horrorfilm, welcher auf dem Fantasia Festival 2020 Premiere feierte, ist zwar nicht übermäßig variantenreich, was die Mittel angeht. Die Umsetzung an sich gefällt aber. Tote Tiere, die irgendwo auftauchen. Seltsame Visionen, mit denen sich die Familie herumschlagen muss. Und dann wären da noch die eigenartigen Geräusche, die immer mal wieder zu hören sind und die das ansonsten eigentlich idyllische Inselsetting reizvoll untergraben. Das alles trägt schon zu einer guten Atmosphäre bei und zeigt: The Block Island Sound braucht weder billige Jump Scares, noch ein großes Budget, um etwas zu bewirken.

Geheimtipp mit gutem Ensemble

Wobei der Film ohne das Ensemble nicht annähernd so gut funktionieren würde. Neville Archambault ist schon im Normalzustand eine furchteinflößende Erscheinung. Michaela McManus, die Schwester der beiden Filmemacher, überzeugt als die Stimme der Vernunft, die unentwegt nach einer Lösung oder wenigstens einer rationalen Erklärung sucht. Chris Sheffield wiederum macht als Protagonist eine prima Figur, die in der Tradition von Shining zunehmend den Verstand verliert. Bei der Auflösung hätten es gern weniger Worte sein dürfen, die Aussagen der beiden werden schon mit dem Holzhammer ins Publikum geprügelt. Dennoch ist The Block Island Sound ein schöner, kleiner Geheimtipp, irgendwo zwischen maritimem und kosmischem Horror, der nicht grundlos letztes Jahr reihenweise gute Kritiken einheimste.

Credits

OT: „The Block Island Sound“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Kevin McManus, Matthew McManus
Drehbuch: Kevin McManus, Matthew McManus
Musik: Paul Koch
Kamera: Alan Gwizdowski
Besetzung: Chris Sheffield, Michaela McManus, Neville Archambault, Ryan O’Flanagan, Matilda Lawler, Heidi Niedermeyer

Trailer

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Wenn in „The Block Island Sound“ zahlreiche Tiere auf unerklärliche Weise verenden und ein Vater-Sohn-Gespann langsam den Verstand verliert, dann bringt das eine interessante Kombination diverser bewährter Horrorelemente mit sich. Die Abwechslung hätte sicher höher sein können, das Ende weniger übertrieben ausformuliert. Dafür stimmen die Atmosphäre und die schauspielerischen Leistungen.
7
von 10