Black Beauty Disney+ 2020
© 2020 Constantin Film Produktion GmbH

Black Beauty

Kritik

„Black Beauty“ // Deutschland-Start: 27. November 2020 (Disney+)

Sie ist noch junges Fohlen, als sie von ihrer Mutter und dem Rest der Herde getrennt wird, Cowboys haben Jagd auf die wilden Mustangs gemacht. Doch sie hat Glück im Unglück, als John Manly (Iain Glen) sie kauft und zu seinem Hof Birtwick Stables bringt, einem Zufluchtsort für Tiere und Pferde. Der kümmert sich um sie, auch wenn sie sich weigert, von jemandem geritten zu werden. Das ändert sich erst, als Jo Green (Mackenzie Foy) auftaucht, die Nichte von John. Sie hatte kürzlich ihre Eltern bei einem Autounfall verloren und soll in Birtwick ein neues Zuhause finden. Vor allem findet sie in dem schwarzen Pferd, welches sie auf den Namen Black Beauty tauft, eine Freundin, die ihr ans Herz wächst und die unter ihrem Einfluss gezähmt wird. Doch neues Unglück droht bereits …

Pferdetrubel an allen Fronten
In den letzten Jahren gab es gerade in Deutschland eine ganze Reihe von Filmen, die sich um Teenagerinnen und ihre Pferde drehten. Allen voran war da natürlich die Ostwind-Reihe, deren fünfter Teil in den Startlöchern steht. Dazu gesellen sich Titel wie Wendy oder Immenhof, bei denen es ebenfalls schon Fortsetzungen gab bzw. in Planung sind. Da ist es eigentlich nur gerecht, wenn mit Black Beauty einer der großen Klassiker der Pferdeliteratur zurückkehrt. 1877 von Anna Sewell veröffentlicht wurde die Lebensgeschichte des schwarzen Mustangs schon des Öfteren für Kino und Fernsehen adaptiert. Nun also eine Variante für den Streamingdienst Disney+.

Ganz vergleichbar ist der Film mit den Kollegen aber nicht. Im Gegensatz zu den obigen Titeln stand bei Sewell nicht die jugendliche Protagonistin im Vordergrund. Stattdessen wurde die Geschichte aus der Sicht des Pferdes erzählt, welches im Laufe seines Lebens die unterschiedlichsten Erfahrungen macht, während sie von einem Menschen zum nächsten geschoben wird. Die meisten Erfahrungen hiervon waren schlecht. Das ist bei der neuen Adaption grundsätzlich ähnlich. So tritt Black Beauty bereits als Erzählerin auf, bevor wir das erste Mal Jo begegnen. Sie wird es auch, zahlreicher Wendungen zum Trotz, bis zum Schluss auch bleiben.

Allerdings nimmt sich Regisseurin und Drehbuchautorin Ashley Avis, welche den Roman adaptierte, dabei ziemlich viele Freiheiten heraus. Aus einem Hengst wird eine Stute, der Schauplatz wurde von England in die USA verlegt, aus der Vergangenheit die Neuzeit gemacht. Die bedeutendste Änderung betrifft aber die menschliche Protagonistin: Während Jo in der Vorlage nur eine von vielen Stationen ist, da baut Black Beauty ihren Part massiv aus. Sie bekommt mehr Hintergrundgeschichte, es wurde eine Romanze eingebaut. Und selbst als die Zeit des Abschieds kommt, lässt Avis sie nie wirklich aus den Augen. Puristen, welche das Buch eben aufgrund des Schwerpunkts des Tieres liebten, dürfte das irritieren. Richtig glücklich ist die Entscheidung auch nicht. Zwischendurch weiß man gar nicht mehr so recht, was der Film überhaupt noch erzählen will. Hinzu kommt, dass diese Passagen nicht einmal für sich genommen interessant sind, sondern stur alte Formeln aufsagen.

Gefangen in konturlosem Kitsch
Überhaupt: Es fehlt Black Beauty an Nuancen, an Schattierungen, an jeglicher Form von Tiefe auch. Die meisten Figuren sind so holzschnittartig zusammengebaut, dass ihnen jede Form von Persönlichkeit abgeht. Wenn man schon Jo so sehr in den Vordergrund rückt, sollte man wenigstens etwas dafür tun, dass einem ihre Geschichte auch nahegeht. Diese Arbeit sparte man sich aber, weshalb der Film an solchen Stellen nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Die eigentlichen Themen – Sewell wollte auf die Misshandlung der Tiere aufmerksam machen – kommen zu kurz, stattdessen gibt es einseitig dargestellte Zweibeiner, die nichts Interessantes beizutragen haben.

Besser gelungen ist dann schon, wenn Avis erst gar nicht versucht, die Figuren zu mehr machen zu wollen, der Film sich auf die schönen Bilder konzentriert. Von denen gibt es einige, wobei sie mit viel Lust am Kitsch inszeniert worden sind. Damit muss man sich anfreunden können, ebenso der ohnehin immer etwas fragwürdigen Vermenschlichung von Tieren, selbst wenn dies mit guten Absichten geschieht. Als Plädoyer für einen respektvollen Umgang mit Tieren bzw. der Natur im Allgemeinen ist Black Beauty dabei durchaus willkommen. Ein wirklich guter Film ist aber nicht daraus geworden.

Credits

OT: „Black Beauty“
Land: Deutschland, Südafrika, UK, USA
Jahr: 2020
Regie: Ashley Avis
Drehbuch: Ashley Avis
Vorlage: Anna Sewell
Musik: Guillaume Roussel
Kamera: David Procter
Besetzung: Mackenzie Foy, Claire Forlani, Iain Glen, Fern Deacon

Bilder

Trailer

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„Black Beauty“ nimmt den beliebten Klassiker und versucht ihn an die Moderne anzupassen. Die Geschichte um eine schwarze Stute, die im Laufe ihres Lebens viel Leid ertragen muss, hat schöne Bilder und eine willkommene Aussage zu mehr Respekt vor der Natur. Allerdings geht das mit viel Kitsch einher, zudem einer missglückten Neufokussierung auf die menschliche Protagonistin.
4
von 10