L'uomo del labirinto Diener der Dunkelheit
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Diener der Dunkelheit

Kritik

L'uomo del labirinto Diener der Dunkelheit
„Diener der Dunkelheit“ // Deutschland-Start: 28. Mai 2020 (DVD/Blu-ray)

Fünfzehn Jahre war Samantha (Valentina Bellè) verschwunden, nachdem sie als Jugendliche am helllichten Tag auf dem Weg zur Schule entführt wurde. Jetzt ist sie wieder da, die Polizei hat sie unerwartet aufgegriffen. Doch was genau ist damals vorgefallen? Und wo war sie die ganze Zeit? Während Doktor Green (Dustin Hoffman), der die verwirrte Frau betreut, versucht, mit ihr die verschütteten Erinnerungen zu rekonstruieren, startet auch Bruno Genko (Toni Servillo) seine Untersuchung. Viel Zeit bleibt dem totkranken Privatdetektiv nicht mehr. Doch er will diese Zeit nutzen, so gut er kann, war er damals doch selbst mit dem Fall des vermissten Mädchens betreut und sieht darin die Chance, endlich Antworten zu bekommen …

Die Neugierde durfte bei Diener der Dunkelheit im Vorfeld schon etwas höher sein. Zugegeben, der ausgesprochen generische Titel weckt nicht unbedingt die größten Erwartungen, klingt mehr nach einem dieser C-Movie-Horrorstreifen, wie sie sich im Ramschregal tummeln. Vielversprechender war da schon, dass es sich um den neuen Film von Donato Carrisi handelt. Der ist in seiner Heimat Italien, aber auch international vorrangig als Autor von Krimis und Thrillern ein Begriff. Mit Der Nebelmann, der Adaption eines seiner Bücher, gab er 2017 jedoch sein Debüt als Regisseur. In seinem zweiten Spielfilm setzt er wieder eine seiner Geschichten als Film um und konnte dafür nicht nur erneut Toni Servillo gewinnen, der schon mal beim letzten Mal die Hauptrolle hatte. Auch Dustin Hoffman ist mit von der Partie – und die Schauspiellegende sieht man inzwischen nun wirklich nicht alle Tage.

Ein Labyrinth von einem Film
Trotz der Gemeinsamkeiten, eine reine Wiederholung seines Debüts sollte man hier nicht erwarten. War Der Nebelmann ein zwar mit Abgründen spielender, psychologisch aufgeladener, letztendlich aber doch eher klassischer Krimi, geht Diener der Dunkelheit in eine andere Richtung. Genauer geht er in viele Richtungen, ohne dabei jedoch zwangsläufig einen Ort zu erreichen. Das kündigt der Originaltitel L’uomo del labirinto bereits an, der Mann aus dem Labyrinth, der im Vergleich zur langweiligen deutschen Fassung sehr viel besser darauf vorbereitet, was einen hier erwartet. Denn auch der Film ist ein einziges Labyrinth.

Das ist zum einen wörtlich zu verstehen, wenn Samantha in ihrer Erinnerung herumkramt. Sonderlich greifbare Ergebnisse bringen die Therapiesitzungen mit Green nicht hervor, das ist zu Beginn alles recht konfus. Klar ist nur, dass sie in einem Gewölbe eingesperrt wurde, dort seltsame Begegnungen hatte und zwischendurch sadistische Spiele über sich ergehen lassen musste. Ein bisschen wie Saw also. Doch Diener der Dunkelheit belässt es eher bei einem psychologischen Horror. Anstatt sich wie beim US-Kollegen an Folterarien zu ergötzen, wird hier mehr mit dem Gefühl gespielt, jemandem ausgeliefert zu sein. Die Stimmung selbst ist stärker surreal, so surreal, dass man von Anfang an gar nicht weiß, ob das hier Gezeigte tatsächlich stattgefunden hat.

Eine Suche voller Rätsel
Das gilt aber auch für die Szenen, wenn wir nicht auf den verschlungenen Pfaden der Erinnerung wandeln. Wenn Genko versucht, alten und neuen Spuren zu folgen, dann ist das zwar prinzipiell auch wieder das alte Krimiformat. Doch Carrisi macht daraus mehr eine Mischung aus Verschwörungsthriller und Donnie Darko – nicht zuletzt weil ein unheimliches riesiges Kaninchen eine größere Rolle spielt. Das ergibt dann nicht unbedingt alles Sinn, der Inhalt ist gleichzeitig ziemlich simpel und doch vertrackt. Die Spurensuche erfolgt geradlinig von einem Punkt zum nächsten, bleibt dabei aber immer selbst ein Rätsel – sowohl was die Schlussfolgerungen des Detektivs wie die Erlebnisse angeht.

Das wird sicher nicht jedem gefallen. Wer einen „normalen“ Krimi oder Thriller erwartet, der ist hier schnell frustriert. Oder auch gelangweilt: Das Tempo ist recht gering, es passiert nicht so wahnsinnig viel. Carrisi ist hier weniger mit dem Inhalt beschäftigt, auch wenn es zu der einen oder anderen Wendung kommt. Wichtiger sind dem Italiener die Atmosphäre und die Bilder, die beide in ihrer Traumartigkeit an längst vergangene Giallo-Tage erinnern. Wer diese gern gesehen hat oder sich allgemein an unwirklichen bis bizarren Genrevertretern erfreuen kann, bei denen das „wie“ bedeutender ist als das „was“, der sollte mit diesem späten Nachkommen liebäugeln. Der erfordert zwar einiges an Geduld und Mut zur Lücke, ist aber doch so eigen, dass man gespannt sein darf, was das Multitalent wohl beim nächsten Mal vorhat.

Credits

OT: „L’uomo del labirinto“
IT: „Into the Labyrinth“
Land: Italien
Jahr: 2019
Regie: Donato Carrisi
Drehbuch: Donato Carrisi
Vorlage: Donato Carrisi
Musik: Vito Lo Re
Kamera: Federico Masiero
Besetzung: Toni Servillo, Dustin Hoffman, Valentina Bellè

Bilder

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„Diener der Dunkelheit“ erzählt von einem Privatdetektiv und einem Psychologen, die beide getrennt voneinander das Rätsel um eine Frau lösen wollen, die als Jugendliche entführt wurde und 15 Jahre verschwunden war. Der Thriller überzeugt dabei weniger durch kriminologische Arbeit und schlüssige Antworten, auch beim Tempo und der Handlung sollte man nicht viel erwarten. Dafür gibt es hier eine schön surreale Atmosphäre und tolle Bilder.
7
von 10